Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Seine Stimme klang anders, ging es ihr
durch den Kopf. Stefano ist wirklich glücklich darüber,
dass es Grandpa besser geht. Selbst die meisten
Menschen würden keinen Anteil an seinem Wohlergehen
nehmen – nicht wirklich.
»Natürlich nehme ich Anteil an seinem Wohlergehen«,
sagte Stefano. »Zum einen hat er geholfen, unser al er
Leben zu retten – und die Stadt. Zum anderen ist er ein
sehr mutiger Mann – er muss es gewesen sein –, denn er
hat den Angriff eines Uralten überlebt.«
Plötzlich legte Meredith ihm ihre kalten Finger ums
Handgelenk, und Worte, die Stefano kaum verstehen
konnte, sprudelten über ihre Lippen. Aber ihre Gedanken
hinter diesen Worten waren leuchtend und klar, und durch
sie verstand er, wovon sie sprach.
»Al es, was ich über die Dinge wissen kann, die
geschehen sind, als ich noch sehr klein war, ist das, was
man mir erzählt hat. Was meine Eltern mir erzählt haben.
Meine Eltern haben meinen Geburtstag geändert – sie
haben tatsächlich den Tag geändert, an dem wir meinen
Geburtstag feiern –, weil ein Vampir meinen Grandpa
angegriffen hat, und dann hat mein Grandpa versucht, mich
zu töten. Das haben sie immer gesagt. Aber woher wissen
sie es? Sie waren nicht dabei – das sagen sie ebenfal s.
Und was ist wahrscheinlicher, dass mein Grandpa mich
angegriffen hat oder dass der Vampir es getan hat?? Sie
brach keuchend ab und zitterte am ganzen Leib wie ein
verschrecktes Reh. Sie f?hlte sich gefangen, dem
Untergang geweiht und au?erstande wegzulaufen.
Stefano ließ bewusst Wärme in seine Hand fließen und
umfasste damit Meredith’ kalte Finger. »Ich werde dich
nicht angreifen«, sagte er schlicht. »Und ich werde keine
alten Erinnerungen aufrühren. Genügt dir das?«
Meredith nickte. Nach ihrer befreienden Geschichte wusste
Stefano, dass sie so wenige Worte wie möglich wol te.
»Hab keine Angst«, murmelte er, geradeso wie er die
beruhigende Botschaft in den Geist vieler Tiere geschickt
hatte, als er sie im Alten Wald jagte. Es ist alles gut. Du
hast keinen Grund, mich zu fürchten.
Meredith kam gegen ihre Angst nicht an, aber Stefano
besänftigte sie, wie er die Tiere des Waldes besänftigte,
zog sie in die dunkelsten Schatten des Raumes und
beruhigte sie mit sanften Worten, noch während seine
Reißzähne ihn anschrien zu beißen. Er musste den Kragen
ihres Pul overs hinunterziehen, um die lange olivfarbene
Säule ihres Halses zu entblößen, und während er das tat,
verwandelten sich die beruhigenden Worte in sanfte
Liebkosungen und tröstliche Laute, die er ebenso benutzt
hätte, um ein Baby in den Schlaf zu wiegen.
Und endlich, als Meredith’ Atmung sich verlangsamt hatte
und gleichmäßig ging und ihre Augen zugefal en waren, ließ
er größte Vorsicht walten, um seine schmerzenden
Reißzähne in ihre Arterie zu schieben. Meredith zitterte
kaum. Al es an ihr war weich, w?hrend er m?helos ?ber die
Oberfl?che ihres Geistes glitt und nur das sah, was er
bereits ?ber sie wusste: ihr Leben mit Elena, Bonnie und
Caroline. Partys und Schule, Pl?ne und Ambitionen.
Picknicks. Ein Badesee. Gel?chter. Friede, der sich
ausbreitete wie ein gro?er Teich. Das Verlangen nach
Ruhe, nach Kontrol e. Al das reichte zur?ck, solange sie
denken konnte ?
Doch die entlegenen Tiefen, an die sie sich erinnern
konnte, lagen genau hier im Zentrum … unter einem
mächtigen Strudel. Stefano hatte sich selbst geschworen,
nicht al zu tief in ihren Geist einzudringen, aber er wurde
hilflos von diesem Strom hinabgezogen. Das Wasser
schloss sich über seinem Kopf, und er wurde mit
ungeheurer Geschwindigkeit in die tiefsten Tiefen eines
zweiten Teichs gerissen; dieser bestand nicht aus Frieden,
sondern aus Zorn und Angst.
Und dann sah er, was geschehen war, was geschah, was
für immer geschehen würde – dort in Meredith’ stil er Mitte.
KAPITEL ELF
Als Madame la Princesse Jessalyn D’Aubigne sich an
Damons Blut satt getrunken hatte – und es dürstete sie
danach – , kam Damon an die Reihe. Er zwang sich,
Geduld zu haben, als Jessalyn beim Anblick seines
Eisenholzmessers zurückzuckte und die Stirn runzelte.
Aber Damon neckte sie, scherzte mit ihr und jagte sie
spielerisch kreuz und quer durch das riesige Bett. Und als
er sie endlich einfing, spürte sie kaum das Brennen des
Messers an ihrer Kehle.
Doch Damon hatte sofort seinen Mund an dem Blut, das
dunkelrot herausquol . Dafür hatte er al diese Dinge
Weitere Kostenlose Bücher