Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
erlaubt
hatte, von der sie sich gewünscht hatte, dies zu tun.
Meredith’ Augen waren geschlossen, aber unter ihnen
lagen dunkle, beinahe pflaumenfarbene Ringe. Ihre Lippen
waren geöffnet, und die dunkle Wolke ihres Haares war
nass, wo Tränen es benetzt hatten.
»Meredith? Merry?« Der alte Spitzname war Elena einfach
herausgerutscht. Und dann, als Meredith nicht zu erkennen
gab, ob sie sie geh?rt hatte, wandte sie sich an Stefano: ?
Was ist los??
»Ich habe sie am Ende beeinflusst, damit sie einschlief.«
Stefano legte Meredith behutsam aufs Bett.
»Aber was ist passiert? Warum weint sie – und was ist mit
dir los?« Elena bemerkte, dass Stefanos Augen trotz der
gesunden Röte seiner Wangen umschattet waren.
»Etwas, das ich gesehen habe – in ihrem Geist«, sagte
Stefano knapp und zog Elena hinter sich. »Gleich wird
einer von ihnen hereinkommen. Bleib dort.«
Die Tür wurde geöffnet. Es war der männliche Sheriff,
rotgesichtig und atemlos, der hier wieder am Anfang seiner
Durchsuchung des Erdgeschosses angekommen war.
»Ich habe sie al e in einem Raum – al e bis auf den
Flüchtigen«, sagte der Sheriff in ein großes schwarzes
Funkgerät. Seine Kol egin gab eine kurze Antwort. Dann
wandte der rotgesichtige Mann sich an »sie al e«. »Also,
es wird jetzt Folgendes passieren: Ich werde Sie
durchsuchen« – er deutete mit dem Kopf auf Stefano –
»während meine Partnerin Sie beide durchsucht.« Er
machte eine ruckartige Kopfbewegung in Meredith’
Richtung. »Was ist überhaupt mit ihr los?«
»Nichts, was Sie verstehen könnten«, erwiderte Stefano
kühl.
Der Sheriff sah aus, als könne er nicht glauben, was da
gerade gesagt worden war. Und dann sah er plötzlich so
aus, als könne er es glauben und glaubte es tatsächlich,
und er machte einen Schritt auf Meredith zu.
Stefano knurrte.
Dieses Geräusch ließ Elena, die direkt hinter ihm stand,
zusammenzucken. Es war das leise, wilde Knurren eines
Tieres, das seine Gefährtin beschützte, sein Rudel, sein
Territorium.
Der Cop mit dem rötlichen Gesicht sah plötzlich bleich und
panisch aus. Elena schätzte, dass er gerade einen Mund
vol er Zähne betrachtete, die viel schärfer waren als seine
eigenen und obendrein blutig.
Elena wol te nicht, dass sich hier auch noch ein
Hahnenkampf entwickelte.
Als der Cop seiner Partnerin hektisch zuraunte: »Wir
werden viel eicht doch einige von diesen Silberkugeln
brauchen«, stieß Elena ihren Geliebten an, der jetzt ein
Geräusch machte wie eine sehr große Kreissäge, das ihr
durch Mark und Bein ging.
Sie flüsterte: »Stefano, beeinflusse ihn! Die andere ist auf
dem Weg hierher und sie könnte bereits Verstärkung
gerufen haben.«
Bei ihrer Berührung verstummte Stefanos angespanntes,
drohendes Knurren, und als er sich umdrehte, konnte sie
die Verwandlung sehen, die sein Gesicht durchlief – von
einem wilden Tier, das die Zähne fletschte, zu der lieben
grünäugigen Person, die er eigentlich war. Er muss
Meredith eine Menge Blut abgezapft haben, dachte sie mit
einem Flattern im Magen. Sie war sich nicht sicher, wie sie
dazu stand.
Aber die Nachwirkungen ließen sich nicht leugnen. Stefano
drehte sich wieder zu dem Sheriff um und sagte energisch:
»Sie werden in den vorderen Flur gehen. Sie werden dort
bleiben und schweigen, bis ich Ihnen sage, dass Sie sich
bewegen oder sprechen d?rfen.? Dann deckte er Meredith
gr?ndlich zu, ohne auch nur einmal aufzublicken, um
festzustel en, ob der Cop gehorchte oder nicht.
Elena beobachtete den Sheriff jedoch, und sie bemerkte,
dass er keine Sekunde zögerte. Er vol führte eine
Kehrtwendung und marschierte in die Diele.
Dann fühlte Elena sich sicher genug, um Meredith wieder
anzuschauen. Das Gesicht ihrer Freundin war vol kommen
in Ordnung, bis auf ihre unnatürliche Blässe und diese
violetten Ringe unter den Augen.
»Meredith?«, flüsterte sie.
Keine Reaktion. Elena folgte Stefano aus dem Raum.
Sie hatte es gerade bis ins Foyer geschafft, als die
Polizistin sie überraschte. Sie kam die Treppe herunter,
stieß die zerbrechliche Mrs Flowers vor sich her und rief:
»Auf den Boden! Al e!« Sie versetzte Mrs Flowers einen
heftigen Stoß. »Legen Sie sich jetzt hin!«
Als Mrs Flowers beinahe der Länge nach zu Boden fiel,
machte Stefano einen Satz und fing sie auf. Dann wandte
er sich der Uniformierten zu. Einen Moment lang dachte
Elena, er würde abermals knurren, doch stattdessen sagte
er
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