Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
gewannen sie schnel an Höhe,
während die Holzstufen protestierend knarrten und ächzten.
Und endlich waren sie in Stefanos Zimmer und Elena lag in
Stefanos Armen.
Es gab keinen besseren Ort als diesen und nichts anderes,
was sie beide jetzt wirklich wol ten, dachte Elena und legte
den Kopf in den Nacken, während Stefano den seinen zu
ihr hinunterbeugte und sie in einem langen, langsamen
Kuss versanken. Und dann schmolz der Kuss, und Elena
musste sich an Stefano klammern, der sie mit Armen
festhielt, die Granit hätten zum Bersten bringen können –
aber er drückte nur so fest, wie sie es wol te.
KAPITEL DREIZEHN
Elena, deren eine Hand in Stefanos lag, der heiter schlief,
wusste, dass sie einen außerordentlichen Traum hatte.
Nein, keinen Traum – eine außerkörperliche Erfahrung.
Aber es war ganz anders als ihre früheren
außerkörperlichen Besuche bei Stefano in seiner Zel e. Sie
flog so schnel durch die Luft, dass sie kaum erkennen
konnte, was unter ihr war.
Sie schaute sich um und plötzlich erschien zu ihrem
Erstaunen eine andere Gestalt an ihrer Seite.
»Bonnie!«, sagte sie – oder vielmehr versuchte sie zu
sagen. Denn natürlich war da kein Laut. Bonnie sah
durchsichtig aus. Als habe sie jemand aus Glas geschaffen
und dann einen winzigen Anflug Farbe in ihr Haar und ihre
Augen gegeben.
Elena versuchte es mit Telepathie. Bonnie?
Elena! Oh, ich vermisse dich und Meredith so sehr! Ich
stecke hier in einem Loch fest …
In einem Loch? Elena konnte die Panik in ihrer eigenen
Telepathie hören. Bonnie zuckte zusammen.
Kein echtes Loch. Eine Absteige. Ein Gasthaus, schätze
ich, aber ich bin eingesperrt, und sie geben mir nur
ich, aber ich bin eingesperrt, und sie geben mir nur
zweimal am Tag zu essen und bringen mich einmal zur
Toilette …
Mein Gott! Wie bist du dort hingekommen?
Nun … Bonnie zögerte. Ich denke, es war meine eigene
Schuld.
Es spielt keine Rolle! Wie lange bist du schon dort?
Ähm, dies ist mein zweiter Tag. Glaube ich.
Es folgte eine Pause. Dann sagte Elena: Hm, zwei Tage
an einem üblen Ort können einem wie eine Ewigkeit
vorkommen.
Bonnie versuchte, ihre Lage deutlicher zu machen. Es ist
nur so, dass ich mich langweile und mich so einsam
fühle. Ich vermisse dich und Meredith so sehr!
Ich habe auch an dich und Meredith gedacht, sagte
Elena.
Aber Meredith ist doch bei dir, oder? Oh mein Gott, sie ist
doch nicht ebenfalls in die Pforte gefallen?, platzte Bonnie
heraus.
Nein, nein! Sie ist nicht hineingefallen. Elena konnte sich
nicht entscheiden, ob sie Bonnie von Meredith erzählen
sol te oder nicht. Viel eicht nicht gerade jetzt, dachte sie.
Sie konnte nicht sehen, worauf sie zurasten, obwohl sie
spürte, dass sie langsamer wurden. Kannst du
irgendetwas erkennen?
He, ja, unter uns! Das ist ein Auto! Sollen wir hinunter?
Natürlich. Können wir uns an den Händen halten?
Sie stel ten fest, dass sie es nicht konnten, aber al ein der
Versuch ließ sie einander näher rücken. Im nächsten
Moment sanken sie durch das Dach eines kleinen Wagens
und landeten auf dem Rücksitz.
He! Das ist Alarics!, stel te Bonnie fest.
Alaric Saltzman war Meredith’ zukünftiger Verlobter. Er war
jetzt dreiundzwanzig, und sein sandblondes Haar und seine
haselnussbraunen Augen hatten sich nicht verändert, seit
Elena ihn vor fast zehn Monaten zum letzten Mal gesehen
hatte. Er war Doktorand in Parapsychologie an der Duke
University.
Wir haben eine Ewigkeit versucht, ihn zu erreichen, sagte
Bonnie.
Ich weiß. Vielleicht ist das die Art, wie wir mit ihm in
Verbindung treten sollten.
Wo hält er sich angeblich noch mal auf?
An irgendeinem unheimlichen Ort in Japan. Ich habe
vergessen, wie er heißt, aber schau dir die Karte auf dem
Beifahrersitz an.
Als sie gemeinsam einen Blick in die Karte warfen,
vermischten Elena und Bonnie sich, ihre geisterhaften
Gestalten fossen ineinander.
Unmei no Shima: Insel des Schicksals, stand über dem
Umriss einer Insel, die auf jener Karte zu sehen war, die
neben Alaric lag: Außerdem war da ein großes rotes X mit
der Erklärung: Das Feld der bestraften Jungfrauen.
Das was?, fragte Bonnie entrüstet. Was bedeutet das?
Keine Ahnung. Aber schau mal, dieser Nebel ist echt.
Und es regnet. Und diese Straße ist schrecklich.
Bonnie tauchte nach draußen. Oh, so was von unheimlich.
Der Regen fällt mitten durch mich hindurch. Und ich
denke nicht, dass das eine Straße ist.
Elena erwiderte:
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