Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
um auf
den Dachboden zu gehen. Aber er musste gehört haben,
wie Elena schnel und unwil kürlich nach Luft schnappte,
denn er drehte sich wieder um und sie konnte sehen, dass
es ihm leidtat. Seine Augen waren von einem dunklen
Smaragdgrün, traurig, aber flammend von unverbrauchter
Macht.
Ich denke, wir werden heute ein wenig länger im Bett
bleiben, dachte Elena, und ein angenehmer Schauder
durchlief sie. Sie dr?ckte Stefano die Hand und er
erwiderte den Druck. Sie konnte sehen, was er vorhatte;
sie waren sich nahe genug, und er projizierte ziemlich
deutlich, was er wol te ? und sie hatte es ebenso eilig wie
er, nach oben zu kommen.
Aber in diesem Moment fragte Matt, den Blick auf den mit
grausamen Dornen bewehrten Stab gerichtet: »Meredith
hat etwas damit zu tun?«
»Ich hätte überhaupt nichts darüber sagen sol en«,
erwiderte Stefano. »Aber wenn du mehr wissen wil st,
sol test du besser Meredith persönlich fragen. Morgen.«
»In Ordnung«, sagte Matt, der endlich zu verstehen schien.
Elena war ihm weit voraus. Eine Waffe wie diese war –
konnte es nur sein – für das Töten al er möglichen Arten
von Monstern bestimmt, die auf der Erde ihr Unwesen
trieben. Aber Meredith – Meredith, die schlank und
athletisch war wie eine Bal erina, und … Oh! Diese
Unterrichtsstunden! Die Unterrichtsstunden, die Meredith
immer verschoben hatte, wenn sie einer gemeinsamen
Unternehmung mit den Freundinnen im Weg waren – für
die sie dann aber früher oder später immer Zeit gefunden
hatte.
Jedoch hatte keiner von ihnen sie je auf einem Cembalo
spielen sehen, so gewissenhaft sie auch ihre Stunden
nehmen mochte. Nun konnte man von einem Mädchen
gewiss kaum erwarten, dass es ein Cembalo mit sich
herumschleppte, und auch niemand sonst hatte eins.
Außerdem hatte Meredith immer gesagt, sie hasse es zu
spielen, daher hatten ihre beiden al erbesten Freundinnen
es damit bewenden lassen.
Und ihre Reitstunden? Elena würde jede Wette eingehen,
dass einige von ihnen sogar echt waren. Meredith w?rde
wissen wol en, wie man eine schnel e Flucht hinbekam,
indem man auf al es stieg, was zur Verf?gung stand.
Aber wenn Meredith weder für ein wenig leichte
Salonmusik übte noch sich für eine Hauptrol e in einem
Hol ywood-Western fit machte – was hatte sie dann getan?
Trainiert, vermutete Elena. Es gab hier genug Dojos. Und
wenn Meredith Kampfsport betrieb, seit ihr Großvater
angegriffen worden war, musste sie verdammt gut sein.
Und wenn wir gegen irgendwelche Gräuel gekämpft haben,
wessen Augen haben dann immer über mich gewacht, ein
weicher grauer Schatten, der das Rampenlicht scheute?
Auf diese Weise sind wahrscheinlich schon eine Menge
Monster niedergestreckt worden, aber so richtig.
Die einzige Frage, die einer Antwort bedurfte, war: Warum
hatte Meredith ihnen bisher nicht diesen gottverdammten
Höl enmonster-Aufspießer gezeigt oder ihn bei
irgendwelchen Kämpfen benutzt – zum Beispiel gegen
Nicolaus? Wahrscheinlich, weil sie ihn da noch gar nicht
hatte, mutmaßte Elena. Schließlich war Kampfsporttraining
ja noch lange keine Ausbildung zum Vampirjäger. Elena
würde Meredith selbst danach fragen. Morgen, wenn
Meredith wach war. Sie baute darauf, dass es eine
einfache Antwort gab.
Elena versuchte auf damenhafte Weise, ein Gähnen zu
unterdrücken. Stefano?, fragte sie. Kannst du uns hier
raus und in dein Zimmer bringen – ohne mich zu tragen?
»Ich denke, wir hatten heute Morgen al e schon genug
Stress«, sagte Stefano, wieder ganz er selbst, mit seiner
sanften Stimme. »Mrs Flowers, Meredith liegt im
Schlafzimmer im Erdgeschoss ? sie wird wahrscheinlich
sehr lange schlafen. Matt ??
»Ich weiß, ich weiß. Ich habe keine Ahnung, wo unser Plan
geblieben ist, aber es ist schon okay, wenn ich an der
Reihe bin.« Matt hielt Stefano einen Arm hin.
Stefano wirkte überrascht. Liebling, du kannst niemals zu
viel Blut bekommen, sandte Elena ihm, ernsthaft und
direkt.
»Mrs Flowers und ich werden in der Küche sein«, sagte sie
laut.
Als sie dort waren, bemerkte Mrs Flowers: »Vergiss nicht,
Stefano dafür zu danken, dass er die Pension für mich
verteidigt hat.«
»Er hat es getan, weil sie unser Zuhause ist«, erwiderte
Elena und ging zurück in den Flur, wo Stefano sich gerade
bei einem errötenden Matt bedankte.
Und dann rief Mrs Flowers Matt in die Küche, und Elena
wurde nun doch von geschmeidigen, festen Armen
hochgehoben, und dann
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