Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Komm wieder rein und schau dir das an.
Es sind keine Städte auf der Insel eingezeichnet, nur ein
Name. Dr. Sabrina Dell, Gerichtsmedizinerin.
Was macht eine Gerichtsmedizinerin?
Ich denke, erwiderte Elena, dass sie Mordfälle und
dergleichen untersucht. Und sie untersucht Tote, um
festzustellen, warum sie gestorben sind. Manchmal m?
ssen die Toten daf?r erst wieder ausgegraben werden.
Bonnie schauderte. Ich glaube nicht, dass mir das sehr
gefällt.
Mir auch nicht. Aber schau nach draußen. Dies war
einmal ein Dorf, denke ich.
Es war fast nichts übrig geblieben von dem Dorf. Nur
einige Ruinen von hölzernen Gebäuden, die offensichtlich
verfaulten, und einige verfal ene, geschwärzte steinerne
Gebilde. Und es gab ein großes Gebäude, das von einer
riesigen, leuchtend gelben Plane bedeckt wurde.
Als der Wagen dieses Gebäude erreichte, bremste Alaric
schlitternd, griff nach der Karte und einem kleinen Koffer
und spurtete durch Schlamm und Regen, um ins Trockene
zu gelangen. Elena und Bonnie folgten ihm.
In der Nähe des Eingangs wurde er von einer sehr jungen
dunkelhäutigen Frau empfangen, deren Haar kurz
geschnitten war und sich um ihr elfenhaftes Gesicht
schmiegte. Sie war klein, nicht einmal so groß wie Elena.
Ihre Augen tanzten vor Aufregung, und sie hatte weiße,
ebenmäßige Zähne, die ihr zu einem hol ywoodreifen
Lächeln verhalfen.
»Dr. Del ?«, fragte Alaric beeindruckt.
Das wird Meredith nicht gefallen, sagte Bonnie.
»Nur Sabrina, bitte«, erwiderte die Frau und griff nach
seiner ausgestreckten Hand. »Alaric Saltzman, nehme ich
an.«
»Nur Alaric, bitte – Sabrina.«
Das wird Meredith wirklich nicht gefallen, bemerkte Elena.
»Sie sind also der Spukforscher«, sagte Sabrina. »Nun,
wir brauchen Sie dringend. An diesem Ort spukt es – oder
hat es fr?her einmal gespukt. Ich wei? nicht, ob die Geister
noch hier sind oder nicht.?
»Klingt interessant.«
»Eher traurig und morbide. Traurig und unheimlich und
morbide. Ich habe schon al e möglichen zerstörten Stätten
ausgegraben, vor al em jene, bei denen Verdacht auf
Völkermord bestand. Aber ich sage Ihnen: Diese Insel ist
anders als al es, was ich je gesehen habe«, erklärte
Sabrina.
Alaric packte bereits seinen Koffer aus und holte einen
dicken Stapel Papiere, einen kleinen Camcorder und ein
Notizbuch hervor. Er schaltete den Camcorder ein und
schaute durch den Sucher, dann stützte er ihn mit einigen
Papieren ab. Als er Sabrina scharf eingestel t zu haben
schien, nahm er das Notizbuch zur Hand.
Sabrina wirkte erheitert. »Auf wie viele Arten müssen Sie
Informationen denn festhalten?«
Alaric tippte sich an die Schläfe und schüttelte bekümmert
den Kopf. »Auf so viele Arten wie möglich. Die Neuronen
sind bereits auf dem Rückzug.« Er schaute sich um. »Sie
sind nicht die Einzige hier, oder?«
»Bis auf den Hausmeister und den Burschen, der mich
nach Hokkaido übersetzt, schon. Begonnen hat es als eine
ganz normale Expedition – wir waren vierzehn Personen.
Aber sie sind al e einer nach dem anderen gestorben oder
gegangen. Al ein kann ich die Fundstücke – die Mädchen,
die wir exhumiert haben – nicht einmal wieder begraben. «
»Und die Leute, die gegangen oder gestorben sind, die
anderen Mitglieder Ihrer Expedition …«
»Nun, zuerst sind einige gestorben. Das und die
unheimlichen Geschehnisse haben dann die anderen
veranlasst zu verschwinden. Sie hatten Angst um ihr Leben.
«
Alaric runzelte die Stirn. »Wer ist als Erster gestorben?«
»Von unserer Expedition? Ronald Argyl . Töpferei-
Spezialist. Er untersuchte zwei Tonkrüge, Urnen, die
gefunden wurden – nun, ich werde diese Geschichte
überspringen und später erzählen. Jedenfal s stürzte er von
einer Leiter und brach sich das Genick.«
Alaric zog die Augenbrauen hoch. »Das war unheimlich?«
»Für einen Mann wie ihn, der fast zwanzig Jahre im
Geschäft war – ja.«
»Zwanzig Jahre? Viel eicht ein Herzinfarkt? Und dann
runter von der Leiter – peng.« Alaric machte eine
entsprechende Handbewegung.
»Viel eicht war es tatsächlich so. Viel eicht sind Sie in der
Lage, uns al unsere kleinen Rätsel zu erklären.« Die
hübsche Frau mit dem kurzen Haar bekam Grübchen wie
ein spitzbübischer Junge. Sie war auch fast wie einer
gekleidet, wurde Elena jetzt bewusst: Levi’s und eine blau-
weiße Bluse mit hochgekrempelten Ärmeln über einem
weißen Hemdchen.
Alaric zuckte ein wenig
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