Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
selbst in normalen Zeiten
hierher.
Das Problem war, dass gerade im Augenblick al diese
Vampire von Malach verseucht waren – Parasiten, die von
den bösen Fuchsgeistern kontrol iert wurden. Tiefer konnte
man in der Hierarchie der Vampire wahrlich nicht sinken.
Und natürlich war Stefano vol kommen nutzlos. Selbst wenn
er nicht so schwach gewesen wäre, dass ihn der Versuch,
Damon in einen Vampir zurückzuverwandeln, getötet hätte;
und selbst wenn er seine Wut hätte überwinden können,
dass Damon ihm »seine Menschlichkeit gestohlen« hatte,
wäre er niemals dazu bereit gewesen. Denn er war der
Meinung, dass Vampirismus ein Fluch sei.
Die Menschen wussten nichts über die Hierarchie der
Vampire, weil es sie nicht betraf – bis es sie plötzlich dann
doch betraf, meist, weil sie selbst zum Vampir geworden
waren … Die Hierarchie der Vampire war streng und
reichte von den Nutzlosen und Unwürdigen ganz unten
hinauf zur reißzahnbewährten Aristokratie. Die Alten
gehörten in diese höchste Kategorie, aber auch andere,
die besonders glorreich oder mächtig waren.
Und genau so einen Vampir der höchsten Kategorie
brauchte Damon. Und er wol te von einer derjenigen
Frauen, die Sage kannte, zum Vampir gemacht werden. Er
war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Sage ihm
eine qualifizierte Vampirdame suchte, eine, die seiner
wirklich würdig war.
Noch andere Dinge quälten Damon, der zwei vol e
schlaflose N?chte nachgegr?belt hatte. Konnte der wei?e
Kitsune, der Stefano den Strau? gegeben hatte, tats?chlich
eine Rose geschaffen haben, die die erstbeste Person, die
an ihr roch, auf Dauer zu einem Menschen machte? Das
wäre Stefanos größter Traum gewesen.
Der Fuchs hatte Stefanos Geschwafel Tag um Tag
anhören müssen, nicht wahr? Er hatte Elena über Stefano
weinen sehen. Er hatte die beiden Turteltauben zusammen
beobachtet, während Elena dem sterbenden Stefano
gleichsam mit der Hand durch Stacheldraht hindurch
schwarzmagischen Wein eingeflößt hatte. Wer wusste
schon, welche Ideen dieser Fuchs in seinem pelzigen
weißen Kopf hatte, als er die Rose vorbereitete, die
Damon von seinem »Fluch« »geheilt« hatte. Wenn es sich
als eine unumkehrbare »Heilung« entpuppte …
Wenn sich herausstel te, dass Sage unerreichbar war …
Plötzlich drang der Umstand, dass Elena fror, in Damons
Bewusstsein. Es war seltsam, da die Nacht warm war,
aber sie schauderte heftig. Sie brauchte seine Jacke, oder
…
Sie friert nicht, sagte die winzige Stimme irgendwo tief in
seinem Innern. Und sie schaudert nicht. Sie zittert wegen al
der Dinge, die du ihr zugemutet hast.
Elena?
Du hast mich völlig vergessen. Du hast mich im Arm
gehalten, aber meine Existenz hast du vollkommen
vergessen …
Schön wär’s, dachte er verbittert. Du bist in meine Seele
eingebrannt.
Mit einem Mal war Damon wütend, aber es war ein
anderes Gefühl als sein Zorn auf die Kitsune und Sage und
die Welt. Es war die Art von Zorn, die ihm Brust und Kehle
zuschn?rte.
Es war ein Zorn, der ihn dazu trieb, nach Elenas verbrühter
Hand zu greifen, die sich an manchen Stel en schon
scharlachrot färbte, und sie zu untersuchen. Er wusste, was
er als Vampir getan hätte: Er hätte mit seiner seidigen
kühlen Zunge über die Brandwunden gestrichen und
chemische Stoffe produziert, um die Heilung zu
beschleunigen. Und jetzt … es gab nichts, was er für sie tun
konnte.
»Es tut nicht weh«, sagte Elena. Sie konnte jetzt wieder
al eine stehen.
»Das stimmt nicht, Prinzessin«, erwiderte er. »Du ziehst
die Augenbrauen etwas herunter, die Augen liegen tiefer in
ihren Höhlen. Das ist Schmerz. Und dein Puls rast …«
»Das kannst du spüren, ohne mich zu berühren?«
»Ich kann es sehen, an deinen Schläfen. Vampiren«,
erklärte er mit bitterer Betonung auf dem, was er immer
noch war, im Kern seines Wesens, »fal en solche Dinge
auf. Ich habe dich dazu gebracht, dir selbst wehzutun. Und
ich kann nichts ausrichten, um dir zu helfen. Außerdem« –
er zuckte die Achseln – »bist du eine schöne Lügnerin. Ich
meine, was die Sternenkugel betrifft.«
»Du kannst es immerspüren, wenn ich lüge?«
»Engel«, sagte er erschöpft, »es ist ganz einfach. Du bist
heute entweder die glückliche Wächterin der Sternenkugel
… oder du weißt, wer es ist.«
Elena ließ bestürzt den Kopf hängen.
»Oder aber«, fuhr Damon leichthin fort, »die ganze
Geschichte mit den Losen war eine
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