Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
versuchen.
Meredith wischte sich über die Augen. »Wie sich
herausgestel t hat, war nichts so, wie ich es zu wissen
glaubte – in jener Nacht, als ich drei war.? Sie berichtete,
was ihre Eltern ihr erz?hlt hatten, von al em, was Nicolaus
getan hatte. Das Erz?hlen der Geschichte, auch wenn es in
al er Ruhe geschah, machte al die beruhigenden Einfl?sse
zunichte, die Meredith geholfen hatten, die Fassung zu
wahren. Sie begann wieder zu zittern. Bevor Elena nach ihr
greifen konnte, war sie auf den Beinen und tigerte im Raum
umher. ?Er hat gelacht und gesagt, dass ich jede Woche
Blut ben?tigen w?rde ? tierisches Blut ?, oder ich w?rde
sterben. Ich brauchte nicht viel. Nur ein oder zwei Teel?ffel.
Und meine arme Mutter wol te nicht noch ein Kind verlieren.
Sie tat, was er ihr gesagt hatte. Aber was geschieht, wenn
ich mehr Blut bekomme, Stefano? Was geschieht, wenn
ich deines trinke?«
Stefano dachte nach und versuchte verzweifelt
festzustel en, ob er im Laufe seiner jahrhundertelangen
Erfahrung auf etwas Derartiges gestoßen war. In der
Zwischenzeit beantwortete er die leichtere Frage.
»Wenn du genug von meinem Blut trinken würdest, würdest
du zu einem Vampir werden. Aber das gilt für jeden. Bei dir
– nun, wäre viel eicht etwas weniger nötig. Also lass dich
von keinem Vampir zu einem Blutaustausch überlisten. Ein
einziges Mal könnte genug sein.«
»Also bin ich kein Vampir? Jetzt? Kein Vampir irgendeiner
Art? Gibt es unterschiedliche Arten?«
Stefano antwortete ernsthaft: »Ich habe noch nie im Leben
von ›unterschiedlichen Arten‹ von Vampiren gehört,
abgesehen von den Alten und Uralten. Ich kann dir sagen,
dass du keine vampirische Aura hast. Was ist mit deinen
Z?hnen? Kannst du deine Eckz?hne sch?rfen? Am besten
testet man es ?ber menschlichem Fleisch. Nicht ?ber
deinem eigenen.?
Elena streckte prompt den Arm aus, das Handgelenk mit
der Vene nach oben gedreht. Die Augen in tiefer
Konzentration geschlossen, gab Meredith sich große
Mühe, wie Elena durch Stefano spüren konnte. Dann
öffnete Meredith die Augen, ebenso den Mund, damit sie
ihre Zähne begutachten konnten. Elena starrte die
Eckzähne ihrer Freundin an. Sie sahen ein wenig scharf
aus, aber das war schließlich bei al en Menschen so, nicht
wahr? Vorsichtig streckte Elena eine Fingerspitze aus. Sie
berührte einen von Meredith’ Eckzähnen.
Ein winziger Pieks.
Erschrocken zog Elena die Hand zurück. Sie starrte ihren
Finger an, auf dem ein sehr kleiner Blutstropfen hervorquol .
Al e beobachteten ihn wie gebannt. Dann sagte Elenas
Mund, ohne innezuhalten, um sich mit ihrem Gehirn zu
beraten : »Du hast Kätzchenzähne.«
Im nächsten Moment hatte Meredith Elena
beiseitegestoßen und lief wie wild durch die ganze Küche.
»Ich werde keiner sein! Ich werde keiner sein! Ich bin eine
Jägerin, kein Vampir! Ich werde mich umbringen, wenn ich
ein Vampir bin!« Sie meinte es todernst. Elena spürte,
dass Stefano es spürte: den schnel en Stoß des Stabs
zwischen ihre Rippen und hinein ins Herz. Eisenholz und
weiße Esche, die ihr Herz durchstachen und es für immer
stil stehen ließen … die das Böse vernichteten, das
Meredith Sulez war.
Beruhige dich! Beruhige dich! Stefanos Einfluss flutete in
sie hinein.
Meredith war nicht ruhig.
»Aber vorher muss ich meinen Bruder töten.« Sie warf ein
Foto auf Mrs Flowers’ Küchentisch. »Es hat sich
herausgestel t, dass Nicolaus oder jemand anderer uns
diese Fotos hier geschickt hat, seit Cristian vier war – zu
meinem richtigen Geburtstag. Jahrelang! Und auf jedem
Bild konnte man seine Vampirzähne sehen. Keine
›Kätzchenzähne‹. Und dann kamen keine Bilder mehr, als
ich ungefähr zehn war. Aber sie hatten gezeigt, wie er
heranwuchs! Mit spitzen Zähnen! Und letztes Jahr ist
dieses hier gekommen.«
Elena schnappte nach dem Foto, aber Stefano war näher
dran, und er war schnel er. Er starrte es erstaunt an.
»Aufgewachsen ?«, fragte er. Sie konnte spüren, wie
erschüttert er war – und wie neidisch. Niemand hatte ihm
diese Möglichkeit gegeben.
Elena betrachtete die auf und ab gehende Meredith und
sah dann Stefano an.
»Aber das ist doch unmöglich, oder?«, fragte sie. »Ich
dachte, wenn man gebissen wird, war’s das, richtig? Du
bist niemals älter geworden – oder größer.«
»Das dachte ich ebenfal s. Aber Nicolaus war ein Uralter,
und wer weiß, wozu sie imstande sind?«, gab Stefano
zurück.
Damon wird
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