Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
fuchsteufelswild sein, wenn er das
herausfindet, sandte Elena Stefano insgeheim und griff
nach dem Bild, obwohl sie es bereits mit Stefanos Augen
gesehen hatte. Damon war sehr verbittert über Stefanos
Größenvorteil – über jedermanns Größenvorteil.
Elena zeigte Mrs Flowers das Foto. Darauf war ein extrem
gut aussehender Junge zu sehen, mit Haaren von der
gleichen dunklen Farbe wie die von Meredith. Auch seine
Gesichtszüge und seine olivfarbene Haut glichen denen
Meredith’. Er trug eine Motorradjacke und Handschuhe,
aber keinen Helm, und er lachte fröhlich mit einem vol en
Gebiss sehr weißer Zähne. Man konnte mühelos sehen,
dass seine Eckzähne lang und spitz waren.
Elena blickte zwischen Meredith und dem Foto hin und her.
Der einzige Unterschied, den sie entdecken konnte, war
der, dass die Augen dieses Jungen hel er schienen. Al es
andere schrie geradezu »Zwil inge«.
»Zuerst töte ich ihn«, wiederholte Meredith müde. »Dann
töte ich mich selbst.« Sie stolperte zurück zum Tisch und
setzte sich, wobei sie ihren Stuhl beinahe umwarf.
Elena trat neben sie und brachte die Tassen auf dem Tisch
in Sicherheit, damit Meredith sie nicht mit einer
unbeholfenen Armbewegung vom Tisch fegte.
Meredith … unbeholfen! Elena hatte Meredith noch nie
zuvor unbeholfen oder ohne Anmut gesehen. Es war
beängstigend. Hatte es irgendetwas damit zu tun, dass sie
– zumindest zum Teil – ein Vampir war? Mit ihren
Kätzchenzähnen? Elena sah Stefano angstvol an und
spürte Stefanos eigene Verwirrung.
Dann wandten sie sich beide ohne Beratung zu Mrs
Flowers um. Sie schenkte ihnen ein entschuldigendes
Kleinealte-Dame-Lächeln.
»Muss töten … ihn finden, ihn töten … zuerst«, flüsterte
Meredith, während sie ihren dunklen Kopf senkte, auf das
Kissen ihrer Arme. ?Ihn finden ? wo? Grandpa ? wo?
Cristian ? mein Bruder ?? Elena lauschte stumm, bis nur
noch leise Atemz?ge zu h?ren waren.
»Sie haben ihr etwas in den Tee gegeben?«, flüsterte sie
Mrs Flowers zu.
»Es war das, was Mama für das Beste hielt. Sie ist ein
starkes, gesundes Mädchen. Es wird ihr nicht schaden, bis
morgen früh durchzuschlafen. Denn es tut mir leid, euch das
zu sagen, aber wir haben im Augenblick noch ein anderes
Problem.«
Elena schaute Stefano an, sah die Angst, die sich auf
seinen Zügen ausbreitete, und fragte: »Was?« Über ihre
Verbindung drang rein gar nichts mehr zu ihr. Er hatte sie
heruntergefahren.
Elena drehte sich zu Mrs Flowers um. »Was?«
»Ich mache mir große Sorgen um den lieben Matt.«
»Matt«, pflichtete Stefano ihr bei und schaute sich am
Tisch um, wie um zu zeigen, dass Matt nicht da war. Er
versuchte, Elena vor dem Frösteln zu schützen, das ihn
durchlief.
Zuerst war Elena nicht besonders erschrocken. »Ich weiß,
wo er sein könnte«, sagte sie munter. Matt hatte ihr von
seinen Aktivitäten in Fel ’s Church während der Zeit, die sie
und die anderen in der dunklen Dimension verbracht
hatten, erzählt. »Bei Dr. Alpert. Oder er ist mit ihr unterwegs
und begleitet sie bei ihren Hausbesuchen.«
Mrs Flowers schüttelte mit trostloser Miene den Kopf. »Ich
fürchte, so ist es nicht, meine liebe Elena. Sophia – Dr.
Alpert – hat mich angerufen und mir gesagt, dass sie Matts
Mutter und mehrere andere Leute mitnehmen und Fel ?s
Church verlassen werde. Und ich mache ihr nicht den
geringsten Vorwurf daraus ? aber Matt befand sich nicht
unter denen, die die Stadt verlassen wol ten. Sie sagte, er
habe bleiben und k?mpfen wol en. Das war gegen halb
eins.?
Elenas Blick wanderte automatisch zur Küchenuhr. Entsetzt
stel te sie fest, dass die Zeiger bereits auf halb fünf zeigten
– halb fünf nachmittags! Aber das konnte nicht stimmen.
Sie und Stefano waren erst vor wenigen Minuten ihre
geistige Verbindung eingegangen. So lange hatte
Meredith’ Ausbruch nicht gedauert. Das war unmöglich!
»Diese Uhr – muss falsch gehen!« Sie wandte sich
flehentlich an Mrs Flowers, hörte aber gleichzeitig Stefanos
telepathische Stimme: Es liegt an der Verschmelzung
unserer Geister. Ich wollte nichts überstürzen. Aber ich war
ebenfalls darin verloren – es ist nicht deine Schuld,
Elena!
»Es ist meine Schuld«, blaffte Elena laut zurück. »Ich hatte
nie die Absicht, den ganzen Nachmittag meine Freunde zu
vergessen! Und Matt – Matt würde uns niemals
erschrecken, indem er uns auf seinen Anruf warten lässt!
Ich hätte ihn anrufen sol en! Ich hätte
Weitere Kostenlose Bücher