Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
lauten. Und das Minimum
sind fünf Jahre. Matt, bitte; ich flehe dich an, erlaub ihnen
nicht, dir das anzutun! Manchmal ist es wahr, dass
Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist. Sie halten
alle Karten in Händen und wir gehen mit einer
Augenbinde durch die Dunkelheit …«
Sie war überraschend erregt gewesen und hatte ihre
Metaphern durcheinandergeworfen, dachte Matt mutlos.
Aber er hatte sich ja auch nicht freiwil ig für dies hier
gemeldet. Und er würde jede Wette eingehen, dass seine
Bewacher wussten, wie dürftig diese Bretter waren, und
dass man ihn, fal s er ausbrach, von hier bis weiß Gott
wohin jagen würde. Und wenn er bliebe, bekäme er
zumindest die Gelegenheit, die Wahrheit zu sagen.
Eine sehr lange Zeit geschah überhaupt nichts. Matt konnte
am Stand der Sonne, die durch die Ritzen in den Brettern
fiel, feststel en, dass es Nachmittag war. Ein Mann kam
herein und bot ihm einen Besuch auf der Toilette und eine
Cola an. Matt akzeptierte beides, verlangte aber auch
einen Rechtsanwalt und seinen Telefonanruf.
»Sie werden einen Anwalt bekommen«, brummte der
Mann, als Matt aus dem Bad zurückkam. »Man wird einen
für Sie bestel en.«
»Das wil ich nicht. Ich wil einen richtigen Anwalt. Einen,
den ich aussuchen kann.«
Der Mann blickte angewidert drein. »Typen wie Sie haben
kein Geld. Sie werden den Anwalt nehmen, den man für
Sie bestel t.«
»Meine Mom hat Geld. Sie würde wol en, dass wir den
Anwalt nehmen, den wir engagieren, nicht irgendeinen
Jungen frisch von der Uni.«
»Ah«, sagte der Mann, »wie süß. Sie wol en, dass Mommy
sich um sie kümmert. Und das, obwohl sie inzwischen
draußen in Clydesdale angekommen ist, wette ich,
zusammen mit der schwarzen Frau Doktor.«
Matt erstarrte.
Nachdem der Mann ihn wieder in den Geschworenenraum
gesperrt hatte, versuchte er hektisch nachzudenken. Woher
wussten sie, wohin seine Mom und Dr. Alpert gefahren
waren? Er hatte den Klang von »die schwarze Frau
Doktor« auf der Zunge probiert und festgestel t, dass er
einen schlechten Geschmack hatte – irgendwie altmodisch
und schlicht und einfach böse. Wenn es ein weißer Arzt
gewesen wäre, hätte bestimmt niemand ihn den »weißen
Herrn Doktor« genannt.
Große Wut stieg in Matt auf. Und mit ihr zusammen große
Angst. Worte schlingerten durch seinen Kopf:
Überwachung und Spionage und Verschwörung und
Vertuschung. Und Überlistet.
Er schätzte, dass es nach fünf Uhr war – nachdem al e, die
normalerweise bei Gericht arbeiteten, fort waren –, als sie
ihn in den Verhörraum führten.
Sie spielten nur mit ihm, überlegte er, diese beiden
Beamten, die in dem engen kleinen Raum mit der
Videokamera in einer Ecke mit ihm zu reden versuchten.
Die Videokamera war zwar klein, aber absolut nicht zu
übersehen.
Sie wechselten sich ab, einer brül te ihn an, dass er
geradeso gut al es gestehen könne, während der andere
sich mitfühlend zeigte und Dinge sagte wie: ?Die Situation
ist einfach au?er Kontrol e geraten, richtig? Wir haben ein
Foto von dem Knutschfleck, den sie Ihnen verpasst hat. Sie
war eine hei?e Braut, richtig?? Zwinker, zwinker. ?Ich
verstehe. Aber dann hat sie angefangen, Ihnen widerspr?
chliche Signale zu senden ??
Matt riss der Geduldsfaden. »Nein, wir hatten kein Date,
nein, ich habe keinen Knutschfleck von ihr gehabt, und
wenn ich Mr Forbes erzähle, dass Sie Caroline eine heiße
Braut genannt haben – zwinker, zwinker –, wird er dafür
sorgen, dass Sie gefeuert werden, Mister. Und ich habe
schon von widersprüchlichen Signalen gehört, aber ich
habe nie welche bekommen. Ich kann ein ›Nein‹ genauso
gut hören wie Sie, und ich schätze, ein ›Nein‹ bedeutet
›Nein‹!«
Danach schlugen sie ihn ein wenig zusammen. Matt war
überrascht, aber wenn man bedachte, wie sie ihn bedroht
und bedrängt hatten, hielt sich seine Überraschung in
Grenzen.
Und dann schienen sie aufzugeben und ließen ihn al ein im
Verhörraum zurück, der im Gegensatz zum
Besprechungsraum der Geschworenen keine Fenster
hatte. Matt sagte wieder und wieder in die Videokamera:
»Ich bin unschuldig und man verweigert mir meinen
Telefonanruf und meinen Anwalt. Ich bin unschuldig …«
Schließlich kamen sie herein und holten ihn. Er wurde,
flankiert von dem guten und dem bösen Cop, in einen
Gerichtssaal bugsiert, dessen Zuschauerplätze völ ig
verwaist waren. Nein, nicht ganz verwaist, begriff er. In der
ersten Reihe sa?en
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