Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
einige Reporter, von denen ein oder
zwei einen Notizblock bereithielten.
Als Matt das sah – es war genau wie in einer echten
Verhandlung – und sich die Bilder vorstel te, die sie
zeichnen würden – genau wie er es im Fernsehen gesehen
hatte –, verwandelte sich das Blei in seinem Magen in ein
flatterndes Gefühl der Panik.
Aber dies war genau das, was er wol te, nicht wahr, die
Geschichte an die Öffentlichkeit bringen?
Man führte ihn zu einem leeren Tisch. An einem weiteren
Tisch saßen mehrere gut gekleidete Männer mit Stapeln
von Papieren vor sich.
Aber was Matts Aufmerksamkeit an diesem Tisch fesselte,
war – Caroline. Zuerst erkannte er sie nicht. Sie trug ein
taubengraues Baumwol kleid. Grau! Ohne jeden Schmuck
und mit sehr dezentem Make-up. Der einzige Farbtupfer
war ihr Haar – von kühnem Kastanienbraun. Es sah aus
wie ihr altes Haar – es war nicht von der scheckigen Farbe,
die es gehabt hatte, als ihre Verwandlung in eine Werwölfin
begann. Hatte sie endlich gelernt, ihre Gestalt zu
kontrol ieren? Das waren schlechte Neuigkeiten. Sehr
schlechte.
Und schließlich kamen die Geschworenen herein. Sie
gingen wie auf Eierschalen. Sie mussten wissen, wie sehr
das al es hier gegen die Vorschriften verstieß, aber sie
kamen herein, genau zwölf, gerade genug, um die Plätze
der Geschworenen zu fül en.
Matt begriff plötzlich, dass an dem Pult hoch über ihm ein
Richter saß. War er die ganze Zeit über da gewesen? Nein
…
»Al e erheben sich für Richter Thomas Hol oway«, donnerte
ein Gerichtsdiener. Matt stand auf und fragte sich, ob die
Verhandlung wirklich ohne seinen Anwalt beginnen w?rde.
Aber bevor sich al e setzen konnten, wurden krachend T?
ren ge?ffnet und ein hochgewachsenes B?ndel Papiere auf
Beinen kam in den Saal geeilt, wurde zu einer Frau Anfang
zwanzig und knal te die Papiere neben ihm auf den Tisch. ?
Gwen Sawicki hier ? anwesend?, stie? die junge Frau
atemlos hervor.
Richter Hol oway ließ den Hals vorschnel en wie eine
Schildkröte, um sie in sein Gesichtsfeld zu bekommen.
»Sie sind für die Verteidigung bestel t?«
»Wenn Euer Ehren erlauben, ja, Euer Ehren – vor ganzen
dreißig Minuten. Ich hatte keine Ahnung, dass inzwischen
auch abends verhandelt wird, Euer Ehren.«
»Werden Sie hier nicht schnippisch!«, blaffte Richter
Hol oway. Während er den Staatsanwälten die Möglichkeit
gab, sich vorzustel en, dachte Matt über das Wort
»schnippisch« nach. Es war ein weiteres dieser Worte,
überlegte er, die niemals für Männer benutzt wurden. Ein
schnippischer Mann war ein Witz. Während ein
schnippisches Mädchen oder eine schnippische Frau als
Beschreibungen ganz akzeptabel klangen. Aber warum?
»Nennen Sie mich Gwen«, flüsterte eine Stimme neben
ihm, und als Matt sich umdrehte, sah er ein Mädchen mit
braunen Augen und braunem, zu einem Pferdeschwanz
zurückgebundenen Haar. Gwen war nicht direkt hübsch,
aber sie wirkte ehrlich und direkt, was sie zu dem
hübschesten Ding im Raum machte.
»Ich bin Matt – nun, offensichtlich«, sagte Matt.
»Ist das hier Ihr Mädchen, Carolyn?«, flüsterte Gwen,
während sie ihm ein Foto von der alten Caroline bei
irgendeiner Tanzveranstaltung zeigte; sie trug hochhackige
Schuhe und hatte gebräunte Beine, endlos lange Beine,
die erst unmittelbar vor ihrem Ende von einem Minirock
notdürftig bedeckt wurden. Der Minirock war aus schwarzer
Spitze. Über dem Rock trug Caroline eine weiße Bluse, die
am Busen so eng saß, dass sie ihre natürlichen Gaben
kaum zu fassen vermochte. Carolines Make-up auf dem
Foto war das genaue Gegenteil von dezent.
»Ihr Name ist Caroline, und sie ist nie mein Mädchen
gewesen, aber das ist sie – die echte Caroline«, flüsterte
Matt zurück. »Bevor Nicolaus kam und ihrem Freund etwas
angetan hat, Tyler Smal wood. Aber ich muss ihnen
erzählen, was passiert war, als sie herausfand, dass sie
schwanger ist …«
Sie war verrückt geworden, das war passiert. Niemand
wusste, wo Tyler war – tot nach dem letzten Kampf gegen
Nicolaus oder in einen vol en Werwolf verwandelt, der sich
versteckt hielt … was auch immer. Also hatte Caroline
versucht, es Matt anzuhängen – bis Shinichi erschienen
war und ihr Freund wurde.
Aber Shinichi und Misao hatten ihr einen grausamen
Streich gespielt und so getan, als würde Shinichi sie
heiraten. Nachdem sie begriffen hatte, dass Shinichi sich
nicht im Mindesten um sie scherte, war
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