Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
schlaffe
Strähnen hingen ihr über die Schultern und klebten an ihrer Stirn. Ihr
Gesicht war fleckig von Asche, und ihre Augen waren rot, aber sie schenkte
Elena ein aufrichtig glückliches Lächeln. »Wir haben gewonnen«, sagte
sie. »Es ist für immer verschwunden, nicht wahr? Wir haben es geschafft.«
Meredith war ernst, aber voller Jubel, und ihre grauen Augen glänzten.
Auf ihren Lippen war immer noch etwas von Stefanos Blut, und Elena
321/328
unterdrückte den Drang, es wegzuwischen. »Wir haben tatsächlich ge-
wonnen«, bestätigte Meredith. »Ihr habt euch beide so unglaublich gut
geschlagen. Bonnie, es war wirklich ein kluger Schachzug, so schnell wie
möglich all den kleinen Eifersüchteleien abzuschwören. Das hat das
Phantom aus dem Konzept gebracht. Und Elena …« Sie schluckte. »Es war
so tapfer von dir, dich ins Feuer zu stürzen. Was macht deine Hand?«
Elena streckte ihre Hand aus und bog die Finger. »Die unglaubliche
Macht von Vampirblut«, sagte Elena leichthin und setzte dann neckend
hinzu: »Überaus nützlich gegen die Folgen eines Kampfes, richtig,
Meredith?«
Meredith errötete, dann lächelte sie schwach. »Nun ja«, erwiderte sie,
»es wäre doch dumm gewesen, nicht all unsere … Vorteile zu nutzen. Ich
fühle mich bereits besser.«
»Übrigens warst du auch einfach umwerfend, Meredith«, warf Bonnie
ein. »Du hast gekämpft, als würdest du tanzen. Anmutig und stark und
schön. Und so super tough, wie du den Kampfstab benutzt hast.«
Elena stimmte ihr zu. »Ich hätte die Rose niemals holen können, wenn
du dem Phantom keine Schnittwunde verpasst hättest.«
»Ich schätze, wir sind alle umwerfend«, gab Meredith zurück. »Ich
erkläre hiermit die erste Sitzung des Vereins der Ehemaligen der Robert-
Lee-Highschool zur gegenseitigen Bewunderung für eröffnet.«
»Wir werden auch Matt holen und ihm sagen müssen, wie wunderbar er
ist«, schlug Bonnie vor. »Und ich schätze, Stefano geht ebenfalls als
Ehemaliger durch, richtig? Ich denke, jetzt, da die Welt sich so verändert
hat, wird er vielleicht sogar mit uns den Abschluss gemacht haben.«
Sie gähnte und zeigte eine kleine, rosige Zunge wie die einer Katze. »Ich
bin einfach fix und fertig.«
Elena merkte, dass sie ebenfalls erschöpft war. Es war ein sehr langer Tag
gewesen. Ein sehr langes Jahr, seit die Salvatore-Brüder nach Fell’s
Church gekommen waren und das Leben sich für immer verändert hatte.
Sie sackte auf dem Sitz zusammen und bettete den Kopf an Meredith’
322/328
Schulter. »Danke, dass ihr die Stadt schon wieder gerettet habt, ihr beide«,
sagte sie schläfrig. Es schien ihr wichtig, das auszusprechen. »Vielleicht
können wir morgen damit anfangen, wieder normal zu sein.«
Meredith lachte leise und umarmte sie beide. »Nichts kann unsere Sch-
westernschaft besiegen«, erklärte sie. »Wir sind einfach zu gut für jede
Normalität.« Dann stockte ihr der Atem. »Aber als das Phantom euch
beide geholt hatte«, sprach sie leise weiter, »hatte ich tatsächlich Angst,
ich hätte euch für immer verloren. Ihr seid meine Schwestern, wirklich,
nicht nur meine Freundinnen, und ich brauche euch. Ich möchte, dass ihr
das wisst.«
»Absolut«, stimmte Bonnie zu und nickte fiebrig. Elena zog beide fest an
sich. Und so lagen sich die drei Freundinnen lachend und tränenreich in
den Armen.
Der Morgen würde kommen und vielleicht auch die Normalität – wie
auch immer diese aussehen sollte. Doch für den Moment war Elena bei
ihren wahren Freundinnen. Und das war schon eine Menge. Was immer
auch geschehen würde.
Kapitel Siebenunddreissig
Am nächsten Morgen waren alle wieder in der Pension versammelt. Nach
dem Regen der vergangenen Nacht hatte der Sonnenschein etwas Frisches
an sich, und alles fühlte sich glänzend und feucht und sauber an, trotz des
Geruchs von Rauch, der von den verkohlten Überresten der Garage – die
man durch das Wohnzimmerfenster gerade noch sehen konnte – durch die
Pension wehte.
Elena saß auf der Couch und lehnte sich an Stefano. Er zeichnete die
Brandmale auf ihrem Handrücken nach, die schon fast gänzlich verblasst
waren. »Wie fühlen sie sich an, meine Heldin?«, fragte er.
»Sie tun fast gar nicht mehr weh – dank Damon.«
Damon, der auf Stefanos anderer Seite saß, lächelte ein kurzes, strah-
lendes Lächeln, sagte jedoch nichts.
Sie sind alle vorsichtig, dachte Elena. Sie fühlte sich genauso, wie der
Tag
Weitere Kostenlose Bücher