Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
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davon. Jetzt, da andere Leute hier sind, fängt die Welt wieder an, sich zu
drehen.«
Damon brummte etwas Unverständliches. »Wir sollten besser rüberge-
hen«, meinte er. »Ich denke, sie könnten etwas Hilfe gebrauchen.« Mrs
Flowers’ Stimme klang laut entrüstet, obwohl Elena keine einzelnen Worte
verstehen konnte. Während sie hinter Damon hertrottete, lächelte sie vor
sich hin: Seit wann interessierte es Damon, ob irgendjemand – außer
Elena selbst – Hilfe gebrauchen konnte?
Als sie näher kamen, erkannte Elena, dass Mrs Flowers aus dem Wagen
gestiegen war und ihre schönste tatterige, exzentrische Miene aufgesetzt
hatte. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen, und sie stemmte die
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Arme in die Hüften, während Alaric einen Regenschirm über ihren Kopf
hielt.
»Junger Mann!«, blaffte sie den Feuerwehrhauptmann an. »Was
möchten Sie mit der Frage andeuten, warum mein Wagen nicht in der
Garage stand? Gewiss habe ich jedes Recht, meine Besitztümer auf
meinem eigenen Grund und Boden so zu verteilen, wie es mir gefällt! In
welcher Welt leben wir denn, wenn ich dafür bestraft würde, etwas nicht
so zu machen wie die meisten anderen? Wagen Sie es anzudeuten, dass ich
womöglich im Vorhinein etwas über dieses Feuer wusste?«
»Nun, Mam, solche Dinge sind schon vorgekommen. Ich deute gar
nichts an, aber die Angelegenheit muss untersucht werden«, erwiderte der
Feuerwehrhauptmann störrisch.
»Was machen eigentlich all diese Kinder hier?«, fragte einer der Cops
und sah sich um. Sein Blick verweilte auf Damons verkohlter Lederjacke
und der rohen, aufgeschürften Stelle auf Stefanos Wange. »Wir werden
mit Ihnen allen reden müssen«, erklärte er. »Fangen wir damit an, dass
Sie uns Ihre Namen und Ihre Adressen nennen.«
Stefano trat vor und sah dem Polizisten fest in die Augen. »Ich bin mir
sicher, dass das nicht notwendig sein wird«, sagte er sanft und zwingend
zugleich. Elena konnte spüren, dass er seine Macht benutzte. »Die Garage
ist abgebrannt, weil sie im Gewitter von einem Blitz getroffen wurde.
Niemand außer der alten Dame und einigen ihrer Gäste waren da. Alles ist
so klar und einfach, dass es nicht nötig sein wird, irgendjemanden zu
befragen.«
Der Polizeibeamte wirkte verwirrt, dann nickte er, und seine Miene hell-
te sich auf. »Gewitter können eine Menge Sachschaden anrichten«, ant-
wortete er.
Der Feuerwehrhauptmann schnaubte. »Wovon reden Sie da? Hier ist
nirgendwo in der Nähe ein Blitz eingeschlagen.«
Stefano richtete den Blick auf ihn. »Es gibt nichts, was eine Unter-
suchung rechtfertigen würde …« Aber der Zauber war gebrochen, und jetzt
sahen alle drei Männer ihn voller Argwohn an.
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Stefanos Macht würde nicht stark genug sein, um sie gegen alle drei zu
richten, begriff Elena. Er konnte nicht einmal mehr einen von ihnen
überzeugen, wenn die anderen Männer ihre Zweifel äußerten. Stefanos
Gesicht war abgespannt und müde. Er hatte eine lange Schlacht ausge-
fochten – tatsächlich war es mehr als eine gewesen. Und ohne mensch-
liches Blut hatte Stefano noch nie übermäßig starke Macht besessen.
Damon trat vor. »Sir?«, sagte er höflich. Der Feuerwehrhauptmann sah
ihn an. »Wenn ich für einen Moment unter vier Augen mit Ihnen sprechen
dürfte, bin ich mir sicher, dass wir das aufklären können.«
Der Hauptmann runzelte die Stirn, folgte ihm jedoch zur hinteren Ver-
anda der Pension. Der zweite Cop trottete hinterher. Unter dem Licht der
Veranda traten sie vor Damon hin. Zuerst waren sie argwöhnisch. Doch
während er mit ihnen sprach, entspannten ihre Schultern sich allmählich,
und sie begannen zu nicken und zu lächeln.
Stefano unterhielt sich jetzt wieder leise mit dem anderen Cop. Eine ein-
zelne Person würde er beeinflussen können, das wusste Elena, selbst in
seiner gegenwärtigen Verfassung.
Meredith und Bonnie waren unterdessen auf der Rückbank von Mrs
Flowers’ uraltem Automobil in ein tiefes Gespräch versunken, während
Alaric Mrs Flowers weiterhin mit dem Regenschirm schützte und Sabrina
und Matt die alte Dame stützten. Mrs Flowers hörte aufmerksam zu, wie
Stefano sich mit dem Polizeibeamten unterhielt.
Elena ging leise an ihnen vorbei und schlüpfte zu Bonnie und Meredith
in den Ford. Die Tür schloss sich mit einem lauten Klacken, und die
schwarze Lederbank knarrte und ächzte unter ihr.
Bonnies rote Locken waren völlig durchweicht, und nasse,
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