Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
und es griff Damon
nicht sofort wieder an. Durch die Flammen konnte Elena sehen, dass aus
dem tiefen Schnitt in seiner Brust noch immer die zähe, grüne Flüssigkeit
tropfte. Wo die Flüssigkeit die Flammen berührte, flackerten sie in einem
grünlichen Blauton.
Jetzt stürzte sich Damon erneut auf das Phantom, und es schüttelte ihn
mit einem Achselzucken ab. Knurrend umkreisten sie einander. Elena
schlitterte hinter die beiden und versuchte, Damon nicht in die Quere zu
kommen, sondern herauszufinden, wie sie helfen konnte.
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Ein Knistern von der gegenüberliegenden Seite des Raums lenkte Elena
für eine Sekunde ab. Sie drehte sich um und sah, wie das Feuer an der
Wand emporstieg und nach den Holzregalen im Raum griff. Sie bekam
nicht genau mit, was als nächstes passierte, aber plötzlich schlitterte Da-
mon auf dem Rücken über den Boden, und auf seiner Wange glänzte eine
rote Brandwunde.
Binnen einer Sekunde war er wieder auf den Beinen und stürmte erneut
auf das Phantom zu, aber in seinen Augen stand ein leicht wildes Glitzern,
das Elena nervös machte. Das Phantom war selbst in verletztem Zustand
stärker als Damon, und nach dem langen Kampf mit Stefano mussten Da-
mons Reserven fast erschöpft sein. Er wurde unvorsichtig. Elena nahm all
ihren Mut zusammen und näherte sich erneut dem Phantom, so weit, wie
die Flammen es zuließen. Das Phantom schaute sie für eine Sekunde an,
wandte den Blick dann ab und konzentrierte sich auf die größere
Bedrohung.
Es sprang auf Damon zu, seine feurigen Arme weit ausgebreitet und ein
grimmiges und zugleich freudvolles Lächeln auf dem Gesicht.
Und plötzlich war Meredith an Damons Seite. Sie sah ernst und blass
aus wie eine junge Märtyrerin, die Lippen waren zusammengepresst, die
Augen wachsam. Und sie bewegte sich blitzschnell. Ihr Stab durchschnitt
die Luft so rasant, dass man ihn kaum sah, und hinterließ eine weitere
lange Schnittwunde, diesmal auf dem Bauch des Phantoms. Das Phantom
heulte auf, und die Flammen auf seiner Brust zischten, während die grün-
liche Flüssigkeit nun auch aus der neuen Wunde spritzte.
Aber das Phantom blieb aufrecht. Es knurrte und streckte die Hände
nach Meredith aus, die schnell rückwärts tänzelte, gerade eben außer
Reichweite. Meredith und Damon tauschten einen wortlosen Blick. Dann
bewegten sie sich neben das Phantom, jeder auf eine Seite, sodass es sie
nicht beide gleichzeitig im Auge behalten konnte. Damon versetzte der
Eifersucht einen kurzen, intensiven Schlag und zog seine rote, von Blasen
bedeckte Hand zurück. Meredith schwang erneut ihren Kampfstab und
verfehlte das Phantom nur knapp.
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Ein Krachen war zu hören, als das brennende Regal auf den Boden
stürzte. Der Rauch wurde dichter. Irgendwoher konnte Elena Bonnie und
Matt husten hören.
Elena trat von hinten noch näher an das Phantom heran, wo sie
Meredith und Damon nicht im Weg war. Die Hitze des Phantoms war wie
ein Lagerfeuer.
Meredith und Damon bewegten sich jetzt in völligem Einklang, so
geschmeidig, als hätten sie es geprobt; sie tänzelten auf das Phantom zu
und wieder zurück und landeten manchmal einen Treffer, aber zumeist
durchschnitten ihre Schläge nur den Nebel, in den sich das Phantom
rechtzeitig auflöste.
Da erscholl eine Stimme. »Impera te desistere.« Mrs Flowers wurde von
Matt und Alaric gestützt. Aber ihre Augen waren klar, und ihre Stimme
war fest. Macht knisterte in der Luft um sie herum. »Ich befehle dir, Ab-
stand zu nehmen.«
Das Phantom wurde dadurch in seinem Kampf zwar nur geringfügig
langsamer, aber das brachte zumindest einen kleinen Vorteil: Damon und
Meredith landeten nun immer häufiger einen Treffer, und sie konnten den
Schlägen des Phantoms auch immer häufiger ausweichen.
Doch würde das reichen? Das Phantom zuckte zusammen, wenn es get-
roffen wurde, und es verlor diese grässliche, grüne Flüssigkeit, wo der Stab
es verletzte. Doch während Meredith und Damon auf die Eifersucht
einschlugen, im Rauch husteten und von den Flammen wegstolperten,
stand es immer noch fest auf beiden Beinen. Und die Rose in seiner Brust
pulsierte in einem stetigen, dunklen Rot. Elena stieß frustriert den Atem
aus und begann sofort wieder zu husten. Die Eifersucht blieb niemals
lange genug an einem Fleck, als dass Elena die Chance gehabt hätte, das
Rosenherz zu packen.
Als Meredith die Kreatur jetzt mit ihrem Kampfstab attackierte, glitt der
Stab durch
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