Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
an-
erkennend beobachtete. Und da war er wieder, dieser kleine Stich der
Eifersucht.
Sowohl Elena als auch Bonnie zogen wieder ihre T-Shirts über die Bade-
sachen. Das taten sie immer: Ihre blasse Haut verbrannte, anstatt braun
zu werden. Sabrina lümmelte sich auf einem Handtuch und sah einfach
spektakulär aus in ihrem lässigen, aber gewagt geschnittenen weißen
Badeanzug. Der reinweiße Stoff kam auf Sabrinas kaffeefarbener Haut um-
werfend zur Geltung. Matt bemerkte, dass Meredith’ Blick über sie hin-
wegglitt, bevor sie Alaric scharf ansah.
Aber Alaric war zu sehr damit beschäftigt, sich bis auf seine rote Bade-
hose auszuziehen, um irgendetwas von all dem zu bemerken. Stefano mied
das direkte Sonnenlicht und behielt seine dunklen Jeans und sein
schwarzes T-Shirt an.
Ist das nicht auch ein wenig unheimlich?, dachte Matt. Stefanos Ring
schützte ihn doch gegen die Sonnenstrahlen, oder etwa nicht? Musste er
trotzdem im Schatten bleiben? Und was war mit der schwarzen Kleidung?
Tat er jetzt so, als sei er Damon? Bei diesem Gedanken runzelte Matt die
Stirn: Ein Damon war mehr als genug gewesen.
Matt schüttelte den Kopf, dehnte seine Arme und Beine, reckte das
Gesicht in die Sonne und versuchte, seine Gedanken abzuschütteln. Er
mochte Stefano. Er hatte ihn immer gemocht. Stefano war ein guter Kerl.
Aber auch ein Vampir, bemerkte eine trockene Stimme in seinem Hinter-
kopf, und selbst einen harmlosen Vampir kann man wohl kaum als guten
Kerl bezeichnen.
Matt ignorierte die Stimme.
»Lasst uns springen!«, rief er und lief auf den Wasserfall zu.
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»Nicht Meredith«, erklärte Stefano entschieden. »Meredith nicht, und
auch nicht Sabrina. Ihr beide bleibt hier.«
Alle schwiegen, nur Matt signalisierte mit einem Nicken, dass er der
gleichen Meinung war. Stefano schaute vom Grill auf und sah, dass seine
Freunde ihn anstarrten. Er setzte einen unerschütterlichen Gesichtsaus-
druck auf, während er ihre Blicke erwiderte. Jetzt hieß es alles oder nichts.
Jetzt war es seine Aufgabe, die anderen zu beschützen, ob es ihnen gefiel
oder nicht. Er sah sie der Reihe nach an und hielt ihren Blicken stand. Er
würde keinen Rückzieher machen.
Meredith war aufgestanden, um Matt an den Rand der Klippe zu folgen.
Jetzt zögerte sie für einen Moment, sichtlich unsicher, wie sie reagieren
sollte. Dann verhärteten sich ihre Züge, und Stefano sah, dass sie
beschlossen hatte zu rebellieren.
Sie trat auf ihn zu. »Es tut mir leid, Stefano«, sagte sie mit gelassener
Stimme. »Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber ich werde das tun, was ich
für richtig halte. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
Sie trat neben Matt, der bereits am Rand der Klippe stand, aber da
packte Stefano sie am Handgelenk, und seine Finger waren so stark wie
Stahl. »Nein, Meredith«, erklärte er energisch.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Bonnie der Unterkiefer herunter-
klappte. Alle sahen ihn mit verwirrten, ängstlichen Gesichtern an, und Ste-
fano bemühte sich um einen sanfteren Tonfall. »Ich will nur Beste für
euch.«
Meredith stieß einen langen, kehligen Seufzer aus und schien sich alle
Mühe zu geben, ihren Ärger zumindest zum Teil hinunterzuschlucken.
»Das weiß ich doch, Stefano«, antwortete sie besonnen. »Und ich weiß es
zu schätzen. Aber ich kann doch nicht einfach alles bleiben lassen und nur
noch darauf warten, dass dieses Etwas, was immer es ist, mich holt.«
Sie versuchte, um ihn herumzugehen, aber er trat zur Seite und versper-
rte ihr erneut den Weg.
Meredith sah Sabrina an, die achselzuckend die Hände hob und den
Kopf schüttelte. »Schau nicht mich an«, sagte Sabrina. » Ich verspüre
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keinen Drang, von einer Klippe zu springen. Ich werde einfach in der
Sonne liegen und es euch überlassen, das zu regeln.« Sie schloss die Augen
und hielt demonstrativ ihr Gesicht in die Sonne.
Meredith presste die Lippen zusammen und wirbelte wieder zu Stefano
herum. Gerade als sie den Mund öffnete, kam ihr Elena zuvor.
»Wie wäre es, wenn wir anderen zuerst springen?«, schlug sie Stefano
beschwichtigend vor. »Wir können uns davon überzeugen, dass dort unten
nichts Gefährliches ist. Und wir werden unten in ihrer Nähe sein. Es ist
hier noch nie jemand verletzt worden, jedenfalls soweit ich weiß. Richtig,
Leute?« Matt und Bonnie nickten bestätigend.
Stefano spürte, dass er weich wurde. Wann immer Elena ihre Logik in
Kombination mit ihren großen,
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