Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
die Finger nicht
darunter schieben konnte. Meredith’ Haut war schon ganz weiß geworden.
Stefano mühte sich noch einen Moment lang ab, dann schwamm er näh-
er heran und ließ Macht in seine Reißzähne strömen, die sich daraufhin
schärften und verlängerten. Er stieß seine Zähne in das Grünzeug und
musste dabei achtgeben, dass er Meredith nicht die Beine zerkratzte, dann
zog er heftig an den Strängen – aber sie widersetzten sich ihm.
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Stefanos machterfüllte Kraft konnte normalerweise mühelos Knochen
brechen und Metall zerreißen, sodass ihm ein paar Wasserpflanzen
niemals Schwierigkeiten hätten bereiten dürfen. Also mussten diese Pflan-
zen hier, so dämmerte es ihm, mit übernatürlichen Kräften ausgestattet
sein.
Und dann begriff er endlich – so verdammt langsam, tadelte er sich –,
was er da sah. Stefanos Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Die Pflanzenstränge auf Meredith’ langen Beinen formten einen Namen.
damon
Kapitel Vierzehn
Wo blieben sie nur? Elena beobachtete ängstlich das Wasser. Wenn
Meredith oder Stefano etwas zustieß, war es Elenas Schuld. Sie hatte Ste-
fano überredet, Meredith springen zu lassen.
Seine Einwände waren vollkommen berechtigt gewesen; das begriff sie
jetzt. Meredith war gewarnt worden. Und Sabrina war nach einer solchen
Warnung beinahe getötet worden, ohne dass sie etwas anderes gemacht
hätte, als aus einem Zug zu steigen. Was hatte Meredith sich nur dabei
gedacht, von einer Klippe ins Wasser zu springen, obwohl sie sich ganz of-
fensichtlich in Lebensgefahr befand? Was hatte Elena sich dabei gedacht,
es ihr zu erlauben? Sie hätte auf Stefanos Seite sein müssen, um Meredith
aufzuhalten.
Stefano. Eigentlich wusste sie, dass ihm dort unten nichts zustoßen kon-
nte; der vernünftige Teil ihres Gehirns erinnerte sie immer wieder daran,
dass Stefano ein Vampir war. Er brauchte nicht einmal zu atmen. Er kon-
nte tagelang unter Wasser bleiben. Er war unglaublich stark.
Aber vor nicht allzu langer Zeit hatte alles danach ausgesehen, als bliebe
Stefano für immer verschwunden, entführt von den Kitsune.
Also konnte auch ihm etwas Schlimmes zustoßen – Vampir hin oder
her. Wenn sie ihn jetzt wegen ihrer eigenen Dummheit verlor, wegen ihrer
Sturheit und ihres Beharrens darauf, dass alle so tun sollten, als könne das
Leben so sein, wie es früher war – wenn Elena ihn dadurch verlor, würde
sie das nicht überleben.
»Siehst du irgendetwas?«, fragte Bonnie mit zitternder Stimme. Ihre
Sommersprossen leuchteten dunkel auf ihrem bleichen Gesicht, und ihre
normalerweise überschwänglich wirbelnden roten Locken klebten ihr flach
am Kopf.
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»Nein. Nicht von hier aus.« Elena warf ihr einen entschlossenen Blick
zu, und noch bevor sie die Entscheidung bewusst getroffen hatte, sprang
sie in die Tiefe.
Die unzähligen Wasserbläschen und der aufgewirbelte Sand trübten
Elenas Sicht. Sie versuchte, sich umzuschauen und erblickte einen dunklen
Fleck, der aussah, als könnte es sich um menschliche Gestalten handeln.
Sie schwamm darauf zu.
Bitte, bitte, lass es Meredith und Stefano sein, dachte Elena inbrünstig.
Als sie näher kam, stellte sie mit Erleichterung fest, dass es tatsächlich
Meredith und Stefano waren. Sie schienen gegen irgendetwas anzukämp-
fen. Stefanos Gesicht war in der Nähe von Meredith’ Beinen, und Meredith
streckte die Hände verzweifelt in Richtung Oberfläche aus. Ihr Gesicht war
schon ganz blau angelaufen, die Augen vor Panik weit aufgerissen.
Elena hatte sie fast erreicht, als Stefano eine ruckartige Handbewegung
machte und Meredith in die Höhe schoss. Wie in Zeitlupe sah Elena
Meredith’ Arm auf sich zukommen – der ihr einen kräftigen Schlag ver-
passte und sie zu den Felsen hinter dem Wasserfall katapultierte. An
dieser Stelle war der Strudel des Wasserfalls so stark, dass sie noch tiefer
hinuntergezogen wurde.
Das ist schlimm, war ihr letzter Gedanke, bevor ihr Kopf gegen die
Felsen schlug. Dann war alles schwarz.
Als Elena erwachte, fand sie sich in ihrem Zimmer wieder, aber sie trug
noch immer ihren Badeanzug. Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster, aber
Elena war nass und zitterte vor Kälte. Wasser tropfte aus ihrem Haar und
von ihrem Badeanzug, und die Tröpfchen flossen auf ihren Armen und
Beinen zusammen und bildeten eine Pfütze auf dem Boden.
Es überraschte sie nicht, dass Damon da war, so elegant und dunkel und
geheimnisvoll wie eh und je. Er
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