Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
hatte sich die Bücher auf ihrem Regal an-
gesehen, so entspannt, als sei er in seinem eigenen Haus. Jetzt fuhr er her-
um, um sie zu betrachten.
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»Damon«, sagte sie schwach. Sie war verwirrt, aber glücklich darüber,
ihn zu sehen.
»Elena!«, rief er. Für einen Moment schien er entzückt zu sein, doch
dann runzelte er die Stirn. »Nein«, sagte er scharf. »Elena, wach auf .«
»Elena, wach auf.« Die Stimme klang verängstigt und verzweifelt, und
Elena kämpfte gegen die Dunkelheit, die sie niederzudrücken schien. Dann
öffnete sie die Augen.
Damon?, hätte sie beinahe gefragt. Aber sie unterdrückte diesen ersten
Impuls, denn natürlich war es Stefano, der ihr besorgt in die Augen
blickte. Und wahrscheinlich hätte selbst der liebe, verständnisvolle Stefano
etwas dagegen gehabt, wenn sie ihn zum zweiten Mal am selben Tag mit
dem Namen seines verstorbenen Bruders ansprach.
»Stefano«, murmelte sie, und gleichzeitig kehrte die Erinnerung zurück.
»Geht es Meredith gut?«
Stefano nahm sie fest in die Arme. »Es wird ihr bald wieder gut gehen.
Oh Gott, Elena«, stieß er dann hervor. »Ich dachte, ich würde dich verlier-
en. Ich musste dich ans Ufer ziehen. Ich wusste nicht …« Seine Stimme
verlor sich, und er drückte sie noch fester an seine Brust.
Elena unterzog sich selbst einer schnellen Überprüfung. Ihr tat alles
weh. Ihre Kehle und ihre Lungen schmerzten, wahrscheinlich, weil sie
Wasser eingeatmet und ausgehustet hatte. Ihr ganzer Körper war voller
Sand; er bedeckte ihre Arme und ihren Badeanzug, und es begann zu juck-
en. Aber sie lebte.
»Oh Stefano«, sagte Elena, schloss für einen Moment die Augen und
lehnte den Kopf an ihn. Ihr war so kalt, und sie war so nass und Stefano
war so warm. Sie konnte sein Herz an ihrem Ohr schlagen hören. Lang-
samer als das eines Menschen, aber stetig und tröstlich.
Als sie die Augen wieder öffnete, kniete Matt neben ihnen. »Geht es dir
gut?«, fragte er sie. Als sie nickte, richtete er seinen Blick auf Stefano. »Ich
hätte hineinspringen sollen«, sagte er schuldbewusst. »Ich hätte dir helfen
sollen, sie zu retten. Aber es ging alles so schnell, und noch bevor ich
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wusste, dass etwas wirklich Schlimmes passiert war, hast du sie bereits aus
dem Wasser gezogen.«
Elena richtete sich auf, berührte Matts Arm und spürte, wie sie eine
warme Welle der Zuneigung zu ihm erfasste. Er war so gut, und er fühlte
sich immer für sie alle verantwortlich. »Es ist alles in Ordnung, Matt«,
murmelte sie. »Nur das zählt.«
Einige Schritte entfernt untersuchte Alaric Meredith. Bonnie stand in
der Nähe. Sabrina hatte die Arme um sich geschlungen und beobachtete
Alaric und Meredith aus der Distanz.
Als Alaric fertig war, fing Meredith Elenas Blick auf. Meredith’ Gesicht
war weiß vor Schmerz, aber sie schaffte es, Elena ein entschuldigendes
Lächeln zuzuwerfen.
»Ich wollte dich nicht schlagen«, sagte sie. »Und Stefano, ich hätte auf
dich hören sollen, ich hätte einfach vernünftiger sein und an Land bleiben
sollen.« Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, ich habe mir vielleicht den
Knöchel verstaucht. Alaric wird mich ins Krankenhaus fahren, damit sie
ihn verbinden können.«
»Bedeutet das jetzt«, ergriff Bonnie das Wort, »dass damit alles vorüber
ist? Ich meine, Sabrinas Name ist aufgetaucht, und sie wurde beinahe von
ihrem Schal erdrosselt. Und Meredith’ Name ist aufgetaucht, und sie ist
beinahe ertrunken. Sie wurden beide gerettet – von Stefano. Gut gemacht,
Stefano! Also, bedeutet das nun, dass sie jetzt in Sicherheit sind? Wir
haben keine weiteren Namen mehr gesehen.«
Elena wurde leichter ums Herz, und Hoffnung stieg in ihr auf. Aber Matt
schüttelte den Kopf.
»So einfach ist das nicht«, sagte er düster. »Es ist niemals so einfach.
Nur weil Meredith und Sabrina einmal gerettet werden konnten, bedeutet
das nicht, dass dieses Etwas, was immer es auch ist, nicht weiterhin hinter
ihnen her wäre. Und Elena war ebenfalls in Gefahr, obwohl ihr Name
vorher nie aufgetaucht ist.«
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Elena lag noch immer in Stefanos Armen, aber sie fühlten sich irgend-
wie hart und unnachgiebig an. Als sie zu ihm aufschaute, war sein Kiefer
verkrampft, und seine juwelgrünen Augen waren voller Schmerz.
»Ich fürchte, es ist noch nicht zu Ende. Denn es ist noch ein weiterer
Name erschienen«, berichtete er. »Meredith, ich denke nicht, dass du es
gesehen hast, aber die
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