Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Titel: Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
unkomplizierte, sonnige Leben, während
    Elena – buchstäblich – durch die Hölle gegangen war, nur um das zu
    bekommen, was Marissa mit Tom längst zu haben schien – und warum
    hatte Elena es noch immer nicht bekommen?
    Eine kalte Brise strich über Elenas Haut, und trotz der morgendlichen
    Hitze schauderte sie. Sie blickte auf.
    Dunkle, kühle Nebelfäden drifteten um sie herum, doch der Rest der
    Straße war noch genauso sonnig wie vor wenigen Sekunden. Elenas Herz
    begann heftig zu hämmern, bevor ihr Gehirn sich einschaltete. Dann be-
    griff sie plötzlich, was geschah. Lauf!, heulte irgendetwas in ihr auf, aber
    es war zu spät. Ihre Glieder waren schwer wie Blei.
    Eine kühle, trockene Stimme erklang dicht hinter ihr, eine Stimme, die
    unheimlicherweise genau wie der Beobachter in ihrem Hinterkopf klang,
    der ihr die unbequemen Wahrheiten gesagt hatte, die sie nicht zur Kennt-
    nis nehmen wollte. »Wie kommt es«, sagte die Stimme, »dass du nur
    Ungeheuer lieben kannst?«
    Elena konnte sich nicht dazu überwinden, sich umzudrehen.
    »Oder liegt es daran, dass nur Ungeheuer dich wahrhaft lieben können,
    Elena?«, sprach die Stimme weiter und nahm dabei einen sanft triumphi-
    erenden Tonfall an. »All diese Jungs in der Highschool, sie wollten dich
    nur als Trophäe. Sie haben dein goldenes Haar, deine blauen Augen und
    dein perfektes Gesicht gesehen und dachten, wie gut sie mit dir an ihrer
    Seite aussehen würden.«
    Elena wappnete sich und drehte sich langsam um. Es war niemand da,
    aber der Nebel wurde immer dichter. Eine Frau mit Kinderwagen schob
    sich mit freundlichem Blick an ihr vorbei. Konnte sie denn nicht sehen,
    dass Elena in ihren eigenen privaten Nebel gehüllt war? Elena öffnete den
    Mund, um aufzuschreien, aber sie brachte keinen Ton über die Lippen.
    222/328
    Der Nebel war jetzt kälter und fühlte sich beinah fest an, als halte er
    Elena zurück. Mit großer Willensanstrengung zwang sie sich weiterzuge-
    hen, aber sie taumelte nur bis zu einer Bank vor dem nächsten Laden. Die
    Stimme sprach wieder, flüsterte ihr hämisch ins Ohr. »Sie haben dich
    niemals wirklich angesehen, diese Jungs. Mädchen wie Marissa, wie
    Meredith, können Liebe finden und glücklich sein. Um dich, die echte
    Elena, bemühen sich nur die Ungeheuer. Arme, arme Elena, du wirst
    niemals normal sein, nicht wahr? Nicht wie andere Mädchen.« Die
    Stimme lachte leise und boshaft.
    Der Nebel drängte sich dichter um sie. Jetzt konnte Elena den Rest der
    Straße nicht mehr sehen, nichts jenseits der Dunkelheit. Sie versuchte
    aufzustehen, sich einige Schritte vorwärts zu bewegen, den Nebel
    abzuschütteln. Aber sie konnte sich nicht rühren. Der Nebel war wie eine
    schwere Decke, die sie umfangen hielt, aber sie konnte ihn nicht berühren,
    konnte nicht gegen ihn kämpfen.
    Elena geriet in Panik und versuchte einmal mehr aufzuspringen; sie
    öffnete den Mund, um Stefano! zu rufen. Aber der Nebel kreiselte in sie
    hinein, durch sie hindurch, drang in jede ihrer Poren. Außerstande, sich zu
    wehren oder zu schreien, brach sie zusammen.
    Es war immer noch eiskalt.
    »Zumindest bin ich diesmal angezogen«, murmelte Damon und trat ge-
    gen ein Stück verkohltes Holz, während er über die kahle Oberfläche des
    Dunklen Mondes trottete.
    Der Ort ging ihm unter die Haut, das musste er zugeben. Es fühlte sich
    so an, als sei er bereits Tage in dieser trostlosen Landschaft unterwegs, ob-
    wohl die unveränderliche Dunkelheit hier es ihm unmöglich machte, mit
    Bestimmtheit festzustellen, wie viel Zeit verstrichen war.
    Als er aufgewacht war, hatte Damon angenommen, dass er das kleine
    Rotkäppchen an seiner Seite vorfinden würde, überglücklich über seine
    Gesellschaft und seinen Schutz. Aber er war allein aufgewacht, auf dem
    Boden. Kein Phantom, kein dankbares Mädchen.
    223/328
    Er runzelte die Stirn und trat zaghaft in einen Aschehaufen, der viel-
    leicht einen Körper verbergen konnte. Aber es überraschte ihn nicht, dass
    er darunter nichts als Schlamm fand und er sich nur noch mehr Dreck auf
    seine einst auf Hochglanz polierten schwarzen Stiefel schmierte. Nachdem
    er hier aufgewacht war und angefangen hatte, nach Bonnie zu suchen, er-
    wartete er nun, jeden Augenblick über ihre bewusstlose Gestalt zu stol-
    pern. Er hatte ein deutliches Bild davon, wie sie aussehen würde, bleich
    und stumm in der Dunkelheit, die roten Locken von Asche verkrustet.
    Aber jetzt wuchs seine Überzeugung, dass – wo immer auch

Weitere Kostenlose Bücher