Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
trugen. Wahr-
scheinlich Jungen und Mädchen, was sich aufgrund der Maskierung je-
doch nicht genau sagen ließ. Ein bisschen übertrieben, dachte Matt und
unterdrückte zugleich ein Schaudern, da die maskierten Gestalten ziem-
lich mysteriös und einschüchternd wirkten.
Einzig der junge Mann unter dem Bogen trug keine Maske. Er war ein
wenig kleiner als die stummen Gestalten um ihn herum und hatte ge-
locktes Haar; er lächelte herzlich, als er die Hände nach Matt und den an-
deren ausstreckte.
»Willkommen«, wiederholte er, »in unserer geheimen Gesellschaft. Ihr
mögt vielleicht schon Gerüchte über die Vitale Society gehört haben, die
älteste und vornehmste Organisation von Dalcrest, über die oft getuschelt
wird – über die jedoch niemand die Wahrheit kennt. Niemand außer
ihren Mitgliedern. Ich bin Ethan Crane, der aktuelle Präsident der Vitale
Society, und ich freue mich sehr, dass ihr unsere Einladung angenommen
habt.«
Er hielt inne und sah sich um. »Ihr seid eingeladen worden, den Sch-
wur zu leisten, weil ihr die Besten der Besten seid. Jeder von euch hat
bestimmte Stärken.« Er deutete auf den hochgewachsenen, bärtigen Stu-
denten, der Matt bereits aufgefallen war. »Stuart Covington hier ist der
brillanteste wissenschaftliche Kopf des vierten Semesters, vielleicht sogar
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der hoffnungsvollste im ganzen Land. Seine Artikel über Biogenetik sind
bereits in zahlreichen Fachzeitschriften veröffentlicht worden.«
Ethan machte ein paar Schritte in die Menge vor ihm und blieb neben
Matt stehen. Aus der Nähe konnte Matt sehen, dass Ethans Augen von
einem fast goldenen Haselnussbraun waren und eine sympathische
Wärme ausstrahlten. »Matthew Honeycutt ergänzt das Footballteam von
Dalcrest, nachdem er im vergangenen Jahr mit seiner Highschool-
Mannschaft Landesmeister wurde. Er konnte sich das College nach dem
besten Football-Angebot aussuchen und er hat sich für Dalcrest
entschieden.« Matt neigte bescheiden den Kopf, und Ethan klopfte ihm
auf die Schulter, bevor er zu dem süßen Mädchen mit dem runden
Gesicht weiterging.
»Chloe Pascal ist im dritten Semester und die talentierteste Künstlerin
auf dem Campus, wie all jene unter euch wissen, die im vorigen Jahr die
Kunstausstellung besucht haben. Für ihre dynamischen, aufregenden
Skulpturen hat sie zwei Mal hintereinander den Gershner-Preis erhal-
ten.« Er tätschelte Chloe den Arm und sie errötete.
So schritt Ethan von einem zum anderen, um die jeweiligen Stärken zu
preisen. Matt hörte nur mit halbem Ohr zu, während er die verzückten
Gesichter der Studenten um ihn herum betrachtete. Er war selbst
beeindruckt von der breiten Palette an Talenten: Hier waren in der Tat
die Besten der Besten versammelt, die Elite von Dalcrest. Und er schien
der einzige Student im ersten Semester zu sein.
Es war, als hätte Ethan die leuchtende Flamme einer Kerze in ihm
entzündet: Er, Matt, der Unauffälligste in seiner Clique, war ausgezeich-
net worden.
»Wie ihr seht«, erklärte Ethan und kehrte an seinen ursprünglichen
Platz zurück, »habt ihr alle ganz unterschiedliche Begabungen. Intelli-
genz, Kreativität, Sportlichkeit, Führungsqualitäten. Gebündelt können
diese Eigenschaften euch zu einer der elitärsten und mächtigsten Grup-
pen machen – nicht nur auf dem Campus, sondern im ganzen Leben. Die
Vitale Society hat eine lange Tradition, und wer Mitglied wird, ist es fürs
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Leben. Für immer .« Er hob mahnend einen Finger und sein Gesicht war
ernst. »Doch diese Versammlung hier ist nur der erste Schritt auf dem
Weg, der zu dem Ziel führt, ein Society-Mitglied zu werden. Und es ist ein
harter Weg.« Er lächelte wieder. »Aber ich glaube – wir glauben –, dass
ihr alle Voraussetzungen habt, diesen Weg zu gehen. Wir hätten euch
nicht eingeladen, den Schwur zu leisten, wenn wir euch nicht für würdig
hielten.«
Matt straffte die Schultern und hielt den Kopf hocherhoben. Er mochte
vielleicht der Unauffälligste seiner Clique sein, aber er hatte die Welt ger-
ettet – oder zumindest seine Heimatstadt –, und das mehr als ein Mal.
Und auch wenn er dabei nicht alleine, sondern im Team seiner Freunde
gearbeitet hatte, war er voller Zuversicht, dass er mit allem fertig werden
konnte, was die Vitale Society ihm auferlegte.
Ethan lächelte ihn direkt an. »Wenn ihr bereit seid, den Schwur zu
leisten, unsere Geheimnisse zu hüten und unser Vertrauen zu
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