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Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht

Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht

Titel: Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ihren Bann gezogen.«
    Er lächelte. »Thomas und ich hatten beide unsere Begabungen: Ich in
    akademischer Hinsicht, und Thomas konnte jeden zu allem überreden.
    Aber kulturell gesehen waren wir beide Barbaren. Elizabeth machte uns
    mit der Kunst vertraut, mit dem Theater, mit der Welt jenseits der kleinen
    Städte im Süden, in denen wir aufgewachsen waren.«
    James aß noch einen Keks, leckte sich geistesabwesend die Krümel von
    den Fingern und stieß dann einen tiefen Seufzer aus. »Ich dachte, wir
    würden für immer Freunde bleiben«, fuhr er fort. »Aber am Ende haben
    sich unsere Wege getrennt.«
    »Warum?«, hakte Elena nach. »Ist etwas passiert?«
    Er wandte den Blick ab. »Natürlich nicht«, sagte er abschätzig. »So
    spielt das Leben einfach, nehme ich an. Aber wann immer ich den Flur im
    zweiten Stock entlanggehe, muss ich stehen bleiben, um das Foto von uns
    zu betrachten.« Er lachte verlegen und tätschelte seinen Bauch.
    »Größtenteils Eitelkeit, schätze ich. Ich erkenne mein junges Ich leichter
    als den fetten alten Mann, den ich heute im Spiegel sehe.«
    »Wovon sprechen Sie?«, fragte Elena verwirrt. »Welcher Flur im
    zweiten Stock?«
    James’ Mund formte sich zu einem runden überraschten O. »Natürlich,
    Sie kennen noch nicht alle College-Traditionen. In dem langen Flur im
    zweiten Stock dieses Gebäudes hängen Bilder aus allen Epochen der
    Geschichte von Dalcrest. Darunter auch ein hübsches Foto von Ihren El-
    tern und meiner Wenigkeit.«
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    »Ich werde es mir ansehen«, sagte Elena und war ein wenig aufgeregt.
    Sie kannte nicht viele Fotos von ihren Eltern aus der Zeit vor ihrer Heirat.
    Es klopfte an der Tür und eine kleine junge Frau mit Brille spähte
    herein. »Oh, Entschuldigung«, sagte sie und machte Anstalten, sich
    zurückzuziehen.
    »Nein, nein, meine Liebe«, erwiderte James freundlich und stand auf.
    »Elena und ich haben nur über alte Freunde geplaudert. Aber mit Ihnen
    muss ich so bald wie möglich über Ihre Abschlussarbeit sprechen. Kom-
    men Sie herein, kommen Sie herein.« Er vollführte eine absurde kleine
    Verbeugung vor Elena. »Elena, wir werden dieses Gespräch ein anderes
    Mal fortsetzen müssen.«
    »Natürlich«, antwortete sie, erhob sich und schüttelte James die Hand.
    »Da wir gerade von alten Freunden sprechen«, sagte er beiläufig, als sie
    sich zum Gehen umwandte, »ich habe eine Freundin von Ihnen
    kennengelernt, Dr. Sabrina Dell, kurz bevor das Semester begann. Sie hat
    erwähnt, dass Sie hierherkommen würden.«
    Elena fuhr wieder herum und starrte ihn an. Er hatte Sabrina
    kennengelernt? Bilder schossen durch Elenas Kopf: Sabrina in Stefanos
    Armen, der schneller rannte als jeder Mensch, verzweifelt darauf bedacht,
    ihr Leben zu retten; Sabrina, die das Phantom in einem Raum voller
    Flammen abwehrte. Wie viel wusste James? Was hatte Sabrina ihm
    erzählt?
    James lächelte ihr höflich zu. »Aber darüber reden wir später«, sagte
    er. Nach kurzem Zögern nickte Elena und stolperte aus seinem Büro. Ihre
    Gedanken überschlugen sich. Die Studentin, die wartete, hielt ihr die Tür
    auf.
    Im Flur lehnte Elena sich an die Wand und ließ sich das soeben Ge-
    hörte noch einmal durch den Kopf gehen. Hatte Sabrina James erzählt,
    dass Stefano und Damon Vampire waren, oder hatte sie vielleicht irgen-
    detwas über Elena selbst erzählt? Wahrscheinlich nicht. Sabrina war am
    Ende ihrer Schlacht mit dem Phantom zu einer Freundin geworden.
    Elena ging davon aus, dass sie ihre Geheimnisse hütete. Außerdem war
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    Sabrina eine clevere Wissenschaftlerin. Sie würde ihren Kollegen bestim-
    mt nichts verraten, was diese auf die Idee bringen könnte, sie sei verrückt
    – schon gar nicht die Tatsache, dass ihr echte Vampire begegnet waren.
    Elena schüttelte das Unbehagen ab, das sie am Ende ihres Gesprächs
    mit James verspürt hatte, und dachte stattdessen an das von ihm erwäh-
    nte Foto. Dann ging sie die Treppe hinauf.
    Besagten »Flur im zweiten Stock« zu finden, war nicht weiter schwer.
    Während das erste Stockwerk einem Labyrinth aus gewundenen Gängen
    und Fakultätsbüros glich, erwartete Elena im zweiten Stock ein einziger
    langer Korridor, der von einem Ende des Gebäudes zum anderen führte.
    Die Gänge im ersten Stock waren stets von Professoren und Studenten
    belebt; der zweite dagegen wirkte verlassen, still und düster. Die Türen
    entlang des Flurs waren alle geschlossen. Elena spähte durch die
    Glasscheibe einer Tür,

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