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Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Titel: Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wie sie sich bildlich vorstellen sollte, tiefer in sich selbst zu versinken. Aber sie holte erneut tief Atem und versuchte, sich ein Bild zu machen und sich bewusst zu entspannen. Sie malte sich aus, wie sie durch einen Flur voller geschlossener Türen schritt, und die Türen flogen auf, als sie vorbeiging. Ihre Hand fühlte sich angenehm warm an und kribbelte leicht, dort wo sie Andrés’ Finger spürte.
    Als sie noch die Macht der Flügel besessen hatte, hatte sie jedoch erheblich mehr gespürt. Das Gefühl eines erstaunlichen Kräftevermögens hatte sich in ihr ausgebreitet, und sie hatte gespürt, dass sie diese Macht entfesseln konnte, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Jetzt dagegen fühlte sie nichts Besonderes. Die Türen flogen nur in ihrer Fantasie auf, mehr nicht. Elena öffnete die Augen. »I ch fürchte, es funktioniert nicht«, bemerkte sie zu Andrés.
    »N ein, das denke ich auch«, erwiderte er bedauernd, dann öffnete auch er die Augen, um sie anzusehen. »E s tut mir leid.«
    »E s ist nicht deine Schuld«, sagte Elena. »I ch weiß, dass du versuchst, mir zu helfen.«
    »J a.« Andrés verstärkte seinen Griff um ihre Hand und sah sie nachdenklich an. »I ch glaube nicht, dass Entspannung und bildliches Vorstellungsvermögen zu deinen Stärken gehören«, meinte er. »L ass uns etwas anderes versuchen. Wir werden an deinen Beschützerinstinkten arbeiten.«
    Das klang schon vielversprechender.
    »S chließ noch einmal die Augen«, fuhr Andrés fort, und Elena folgte seinen Worten. »I ch will, dass du an das Böse denkst«, sagte er. »D enk an das Böse, das dir auf deinen Abenteuern begegnet ist, das Böse, gegen das du– gegen das wir beide kämpfen müssen.«
    Elena ließ ihrer Erinnerung freien Lauf. Sie dachte an Catarinas hübsches, halb wahnsinniges Gesicht, das sich vor Zorn verzerrte, als sie schrie und sich über Damons blutende Brust hermachte; an die Hunde von Fell’s Church, wie sie sich knurrend und mit leeren Augen gegen ihre Besitzer wandten; an Tyler Smallwoods Zähne, die sich zu Reißzähnen auswuchsen, und an die Häme in seinen Augen; an Nicolaus, der den Blitz in seinen Händen sammelte und ihn nach ihren Freunden warf, mit bösartig leuchtendem, triumphierendem Gesicht.
    Die Bilder wirbelten immer schneller und schneller durch ihren Kopf. Die grausamen Kitsune, Misao und Shinichi, wie sie lachten, während sie die Kinder von Fell’s Church in bestialische Mörder verwandelten. Das Phantom, das Stefano und Damon dazu brachte, einander an die Kehle zu gehen, wahnsinnig vor Eifersucht. Ethan, der dumme Ethan, wie er den Kelch mit Blut hochhob und Nicolaus ins Leben zurückrief.
    Der in goldenes Licht getauchte, furchteinflößende Nicolaus, wie er aus dem Feuer trat.
    Und dann sah Elena andere Gesichter, andere Szenen. Bonnie, wie sie in ihrem Eiswaffelpyjama kicherte– Meredith’ schlanker Körper in einer anmutigen Kampfchoreografie– Matt, der sie beim Highschool-Ball im Arm hielt– Stefano, wie er sie sanft an sich zog.
    Elenas Laborpartnerin… Die Mädchen in ihrem Wohnheim… Fremde Gesichter aus der Mensa, weitere Gesichter aus ihren Kursen… All die Leute, die Elena beschützen musste, ihre Freunde ebenso wie unschuldige Fremde.
    Meredith’ Freundin Samantha, eine andere Vampirjägerin, wild und witzig, bis die Vampire der Vitale Society sie getötet hatten. Matts netter Mitbewohner Christopher, auf dem Campus ermordet.
    Das Mädchen, das Damon im Wald liegen gelassen hatte, das Blut, das ihr aus der Bisswunde am Hals strömte.
    Plötzlich spürte Elena in ihrem Innern, wie sich etwas entfaltete. Es schwang nicht auf wie eine Tür und breitete sich nicht aus wie Flügel der Macht, sondern es erblühte sanft wie eine Blume.
    Sie öffnete langsam die Augen und sah Andrés dicht neben sich. Pures grünes Licht umleuchtete ihn und Elena schauderte wohlig. Das Licht war so schön, und ohne genau zu wissen, warum, war ihr klar, dass dieses Licht im wahrsten Sinne gut war.
    »E s ist schön«, sagte sie voller Ehrfurcht. Andrés öffnete die Augen und lächelte sie an.
    »W as?«, erkundigte er sich mit einem Anflug von Aufregung in seiner Stimme.
    »I ch kann Licht um dich herum sehen«, berichtete Elena.
    Andrés hüpfte fast vor Freude. »D as ist wunderbar«, rief er. »I ch habe schon davon gehört. Du musst meine Aura sehen.«
    »A ura?«, wiederholte Elena skeptisch. »W ird uns das im Kampf gegen das Böse wirklich helfen?« Es kam ihr wie eine

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