Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
als versuche sie nur, Bonnie zu ärgern. Shay erinnerte sich einfach. Sie hielt das Gesicht in die Brise. »R iechst du das?«, fragte sie Zander.
Bonnie roch nichts, aber Zander schnupperte und warf Shay erneut ein nostalgisches Lächeln zu. »K iefern«, erwiderte er. Shay grinste zurück und zog die Nase kraus.
Nach einem Moment räusperte Meredith sich und sie setzten sich wieder in Bewegung und suchten das Gebiet weiter ab und Zander drückte Bonnies Hand. »A lso«, sagte er. »F ilm gefällig?«
»S icher«, erwiderte Bonnie geistesabwesend. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, die Ähnlichkeit in Zanders und Shays Bewegungen wahrzunehmen und zu bemerken, wie Zander, selbst wenn er mit ihr sprach, ein Ohr spitzte für Geräusche, die Bonnie niemals hören würde. Da war eine Distanz zwischen Bonnie und Zander, die sie vielleicht niemals würden überwinden können.
Vielleicht würde Bonnie niemals in Zanders Welt gehören. Nicht so wie Shay.
Kapitel Vierzehn
Elena drehte sich rastlos im Bett hin und her und verhedderte sich in der Decke. Sie wendete ihr Kissen, um ihre Wange auf die kühlere Seite zu betten. Sie hörte, wie Meredith etwas im Schlaf murmelte und dann verstummte.
Elena war erschöpft, aber sie konnte nicht schlafen. Es hatte so lange gedauert, den jungen Mann, den der Vampir angegriffen hatte, aus dem Wald zurück in sein Wohnheim zu schaffen, und noch länger, bis Stefano ihn so weit beeinflusst hatte, dass er endlich vergessen konnte, was geschehen war. Und sie wussten nicht einmal, ob Stefanos Macht auch wirklich langfristig wirkte: Da Stefano sich von Tierblut ernährte, war seine Macht nicht so stark war wie die anderer Vampire seines Alters, die von Menschen tranken.
Es war jedoch nicht diese Sorge, die Elena jetzt wach hielt. Vielmehr konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, das sie bereits im Wald gehabt hatte– dieses Gefühl von etwas Dunklem und Bösem, das an ihr zog, und das Gefühl ihrer Kraft, die versuchte, sie irgendwo hinzuführen.
Im Gegenteil, dieses Gefühl war sogar noch stärker geworden. Etwas zerrte beharrlich an ihr; jetzt, sagte dieses Etwas, schnell.
Elena richtete sich im Bett auf. Die Kraft in ihr wollte das Falsche dort draußen aufspüren, wollte, dass sie die Dinge in Ordnung brachte. Sie musste es tun– daran bestand kein Zweifel.
Sie schaute zu den Betten von Meredith und Bonnie hinüber. Meredith lag auf dem Rücken, einen schlanken Arm über die Augen geworfen, während Bonnie sich auf einer Seite zusammengerollt hatte, eine Hand unter die Wange geschoben. Sie sah unglaublich jung aus.
Sie wollten bestimmt, dass Elena sie weckte und mitnahm.
Elena verwarf diese Idee fast sofort. Dann dachte sie an Stefano einige Stockwerke über ihr. Wahrscheinlich las er oder saß auf seinem Balkon und beobachtete die Sterne. Aber auch den Gedanken, ihn zu rufen, schob sie widerstrebend beiseite. Was immer sich dort draußen befand, ihre Kraft sagte ihr, dass es nur für sie bestimmt war. Und sie vertraute ihrer Kraft: Andrés hatte ihr erklärt, dass ihre Fähigkeiten freigesetzt würden, sobald sie sie brauchte. Ihre Macht würde sie beschützen.
Elena schlüpfte aus dem Bett und achtete darauf, sich so leise zu bewegen, dass nicht einmal Meredith aufwachen würde. Dann streifte sie Jeans und einen Pullover über, schnappte sich ihre Stiefel, um sie im Flur anzuziehen, und schlich auf Zehenspitzen zur Tür hinaus.
Als sie den Campus überquerte, hing der Mond tief über den Dächern der Gebäude. Elena beeilte sich. Sie war sich nicht sicher, ob es die kühle Nachtluft war oder das kribbelnde, drängende Gefühl, weshalb sie schauderte.
Der Sog wurde stärker, als sie sich in den Wald hineinwagte. Ohne die Taschenlampe einzuschalten, stellte Elena fest, dass ihre Schritte so sicher waren wie am helllichten Tag.
Das Gefühl von etwas Falschem wurde jetzt immer stärker. Elenas Herz hämmerte. Vielleicht hätte sie doch irgendjemandem sagen sollen, was vor sich ging. Zumindest hätte sie eine Nachricht hinterlassen können. Würde Stefano sie finden, wenn sie nicht mehr zurückkam? Was, wenn sie allein im Wald auf Nicolaus traf? Würde ihre Macht sie auch dann noch beschützen?
Mit einem heftigen Stoß wurde das zerrende Gefühl in ihrer Brust plötzlich erstickend intensiv– und genauso plötzlich fiel es wieder von ihr ab. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit vor ihr und Elena knipste ihre Taschenlampe an.
Auf einem Baumstumpf saß Damon. Seine
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