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Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen

Titel: Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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erfasste Stefano nach und nach ihre Gefühle. Sie merkte, wie er sanft gegen die Mauern drückte, die sie in ihrem Innern aufgebaut hatte, gegen die kleinen, törichten Geheimnisse, gegen den Teil ihrer selbst, den sie immer vor ihm hatte verstecken wollen. Und dann riss Elena alle Barrieren nieder und zeigte ihm, dass da nichts als Liebe zu ihm war, zu ihm und nur zu ihm.
    Stefano seufzte leise an ihren Lippen, und ein herrlicher Friede durchflutete Elena, als er endlich verstand, dass er der Einzige für sie war.
    Während sich das Paar in Elenas Zimmer aneinanderschmiegte, krallte draußen eine große Krähe ihre Klauen um einen Ast. Eigentlich hatte Damon gedacht, er würde sich keinerlei Hoffnungen mehr machen. Im vergangenen Jahr hatte er bei Elena sein Bestes getan, hatte ihr gegeben, wovon er dachte, dass sie es wollte, hatte ihr gezeigt, was er zu bieten hatte. Er hatte sich für sie verändert.
    Und sie hatte sich von ihm abgewandt und sich für Stefano entschieden. Sie empfand rein gar nichts für ihn, nicht im Vergleich zu ihren Gefühlen für Stefano.
    Na schön. Er hätte es besser wissen müssen und es hätte ihm nichts ausmachen dürfen. Was er zu Stefano gesagt hatte, was er zu Elena gesagt hatte, war richtig: Er hatte genug von ihnen, von ihnen allen. Warum sollte er einem einzigen menschlichen Mädchen auf Schritt und Tritt folgen, wenn dort draußen die ganze Welt auf ihn wartete?
    Damon breitete die Flügel aus, schwang sich von dem Ast und flog in die Nacht. Während er auf einer sanften Brise über den Campus glitt, versuchte er, darüber nachzudenken, was er als Nächstes anfangen könnte. Vielleicht Thailand. Singapur. Japan. Er war noch nie lange in Asien gewesen; vielleicht war es Zeit, neue Orte zu erobern, wieder der mysteriöse Fremde mit den kalten Augen zu sein, eilige, gehetzte Menschen um sich zu spüren, während er sich abschottete und allein blieb.
    Es wird guttun, wieder allein zu sein, sagte er sich. Vampire waren schließlich keine Rudeltiere.
    Während er über seine Zukunft nachgrübelte, beobachtete er geistesabwesend die Wege des Campus und dann die Straßen der Stadt. Eine einzelne Joggerin, jung und blond, lief über die Straße, das Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, Kopfhörer auf den Ohren. Närrin, dachte er vernichtend. Weiß sie denn nicht, wie gefährlich dieser Ort gerade jetzt ist?
    Ohne darüber nachzudenken, was er tat, glitt Damon hinunter, landete lautlos einige Meter hinter der Joggerin auf dem Gehweg und nahm seine menschliche Gestalt an. Er hielt einen Moment inne und zupfte sorgfältig seine Kleidung zurecht; die Worte seines Vaters aus ferner Vergangenheit hallten in seinem Kopf wider: Einen Gentleman erkennt man an der Sorgfalt, die er für sein Äußeres aufwendet, und an seiner korrekten Kleidung.
    Dann bewegte er sich anmutig hinter dem Mädchen her und setzte ein wenig Macht frei, sodass er schneller war als jeder Mensch.
    Er riss die Joggerin so mühelos von den Füßen, als pflücke er eine Blüte von ihrem Stängel, und zog sie in seine Arme. Sie stieß ein Kreischen aus, das jäh abbrach, wehrte sich noch kurz, während er seine scharfen Eckzähne in ihrer Kehle versenkte, dann war sie still. Es gab für Damon gar keinen Grund aufzuhören, nicht jetzt.
    Es war so gut. Viel zu lange hatte er seine Opfer besänftigt, hatte es so schmerzlos wie möglich für sie gemacht, doch nun spürte er endlich wieder das pure Adrenalin, das ihm aufgrund ihrer Furcht durch den Körper schoss. Es fühlte sich sogar noch besser als bei dem Mädchen im Wald an, das bereits schwindelig und fügsam vom Blutverlust gewesen war, nachdem er den beruhigenden Bann hatte fallen lassen.
    Damon nahm tiefe Schlucke und nährte seine Macht. Das Herz des Mädchens schlug immer langsamer, stolperte, und er spürte diesen schwindelerregend süßen Augenblick, als ihr verebbender Puls sich dem unnatürlichen Tempo seines eigenen anpasste. Ihr Leben floss stetig in ihn hinein und wärmte seine kalten Knochen.
    Und dann hörte alles auf– ihr Herzschlag, der Blutstrom, alles.
    Damon ließ sie auf den Gehweg fallen und wischte sich mit einer Hand über den Mund. Er fühlte sich trunken von ihr, berauscht von der Energie, die er in sich hineingesogen hatte. Hier bin ich, dachte er mit bitterem Triumph, der echte Damon ist wieder zurück.
    Da entdeckte er einen Blutfleck auf seinem Handrücken. Er leckte ihn ab, aber er schmeckte irgendwie falsch, nicht so süß, wie er

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