Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
zu finden und zu vernichten – nicht Nicolaus. Also muss ich in der Lage sein, Nicolaus ganz allein zu besiegen und die Kraft dafür ganz allein zu aktivieren.
Heute haben Andrés und ich eine Stunde lang versucht, noch mehr von meiner Macht zu erschließen.
Es war ein kompletter Fehlschlag.
Andrés hatte beschlossen, dass es hilfreich wäre, wenn ich Dinge mit meinem bloßen Geist bewegen könnte. Also faltete er drüben in James’ Haus einige Blätter Papier und ermutigte mich, mir vorzustellen, meine Freunde vor dem Bösen zu beschützen, indem ich das Papier umherschleuderte. Es war furchtbar, mir Stefano oder Bonnie oder Meredith in Nicolaus’ Fängen vorzustellen, und ich wollte sie unbedingt retten. Wenn ich in der Lage wäre, zum richtigen Zeitpunkt einen Pflock durch die Luft sausen zu lassen, könnte das in einem Kampf vielleicht entscheidend sein. Doch ich schaffte es nicht einmal, ein Blatt Papier zu bewegen!
Aber ich werde mich bereithalten, so gut ich nur kann. Und falls ich meine Wächterkräfte nicht nutzen kann, um Nicolaus zu besiegen, werde ich eben von Angesicht zu Angesicht gegen ihn kämpfen. Da mich das Übernatürliche nicht töten kann, habe ich einen riesigen Vorteil. Und Meredith und Stefano haben mich gelehrt, wie man kämpft, wie man Waffen benutzt.
Nicolaus ist so viel schlimmer, als Damon es jemals sein könnte: Wenn ich zurückdenke, kann ich mich an so viele Male erinnern, da Damon Unschuldige gerettet hat – Bonnie, die Leute in der Dunklen Dimension, die Hälfte unserer Highschool. Mich. Ich schulde ihm mein Leben. Ein ums andere Mal hat er sich, selbst wenn er zunächst zögerte, vom leichten Weg der Dunkelheit abgewandt und es sich schwerer gemacht, indem er sich auf die richtige Seite stellte, die Seite der Hilflosen. Ich weiß, jetzt ist er wieder vom rechten Weg abgekommen …
Elena hielt inne. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Damon wieder tötete. Aber sie holte tief Luft und stellte sich der Wahrheit.
Aber vielleicht ist es unsere Schuld, meine und Stefanos, weil wir ihm nicht gezeigt haben, wie viel er uns bedeutet. Sobald ich Stefano zurückhatte, konnte ich an nichts anderes mehr denken als daran, ihn fest an mich zu drücken und nie wieder loszulassen. Damon braucht uns, obwohl er das niemals zugeben wird, und wir werden uns durch die Dunkelheit kämpfen, die ihn umgibt. Wir werden ihn retten. Wenn ich die Wächter doch nur daran erinnern könnte, was Damon in der Vergangenheit alles für uns getan hat und dass er nicht böse ist. Sie mögen kalt und distanziert sind, aber sie müssen doch Vernunft walten lassen.
Bis vor Kurzem habe ich die Vorstellung gehasst, eine Wächterin und damit weniger menschlich zu werden. Aber jetzt weiß ich, dass es eine geradezu heilige Gabe ist, die Welt zu beschützen. Als Wächterin kann ich einige Tode verhindern, einiges Leid. Und sobald ich völlig über meine Macht verfüge, kann ich sie benutzen, um den größten Feind zu besiegen. Ich kann immer noch diejenige sein, die Nicolaus tötet.
»I ch habe Alaric angerufen und ihm gesagt, dass ich mich erst in einer Stunde mit ihm treffen kann«, erzählte Meredith. »I ch musste unbedingt zuerst mit euch sprechen.« Sie rührte einen Löffel voll Zucker in ihren Tee, mit solch vorsichtigen, präzisen Bewegungen, dass Elena ahnte, wie viel Selbstbeherrschung Meredith an den Tag legen musste, um nicht in Hysterie zu verfallen.
Aus dem gleichen Grund, das wusste Elena, hatte Meredith nur sie drei um ein Treffen im Café gebeten: Elena, Bonnie und Matt, ihre ältesten Freunde, ihre engsten Vertrauten, die schon so vielem getrotzt hatten. Meredith liebte Alaric und vertraute ihm von ganzem Herzen, ebenso wie Elena Stefano vertraute, aber manchmal wollte man einfach nur seine besten Freunde um sich haben.
»C ristian sagt, er wolle meine Familie sein«, berichtete Meredith. »E r hat kein Interesse daran, auf Nicolaus’ Seite zu kämpfen. Aber wie kann ich ihm glauben? Ich habe Zander gefragt, was er an Cristian spüren könne, aber er war sich nicht sicher. Er meinte, dass seine Macht manchmal, wenn die betreffende Person emotional sehr aufgewühlt ist, nicht funktioniert.« Sie sah Bonnie mitfühlend an. »Z ander vermisst dich«, fügte sie hinzu, und Bonnie starrte auf ihren Schoß.
»I ch weiß«, erwiderte sie leise. »A ber ich kann ihm nicht geben, was er braucht.« Elena drückte unterm Tisch ihre Hand.
Matt rieb sich den Nacken. »V ielleicht sagt Cristian
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