Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
er hervor. »W ir sind nur mit knapper Not entkommen.«
Elena schüttelte halsstarrig den Kopf. »W ir können Andrés nicht im Stich lassen«, sagte sie.
Damons Blick wurde stechend. »D ein Freund aus dem Aufzug hat seine Entscheidung getroffen«, gab er kalt zurück. »E r wollte, dass ich dich rette. Denkst du, er wird es mir danken, wenn ich mich gleich wieder dort hinunterfallen lasse, statt dich hier rauszubringen?«
Ein Krachen ertönte aus dem Inneren des Aufzugschachts und erschütterte das ganze Gebäude. Elena zog sich auf die Füße und stützte sich an der Wand ab. Sie fühlte sich zerbrechlich und entschlossen zugleich, als sei sie aus Glas und Stahl gemacht.
»W ir gehen beide zurück«, entschied sie. »E s schert mich nicht, was Andrés will. Ich gehe nicht ohne ihn von hier weg. Bring mich nach unten.«
Damon biss die Zähne zusammen und funkelte sie noch böser an. Elena stand einfach nur unbeweglich da und wartete.
Schließlich begann Damon zu fluchen und rappelte sich auf. »L ass uns die wichtigsten Punkte festhalten«, sagte er, packte sie wieder an den Armen und zog sie dicht an sich. »I ch habe versucht, dich zu retten, und du bist die aufreizendste, dickköpfigste Person, die ich je kennengelernt habe.«
»I ch habe dich auch vermisst, Damon«, erwiderte Elena, schloss die Augen und presste das Gesicht an seine Brust.
Auf dem Weg den Schacht hinauf musste Damon sie mit seiner Macht umhüllt haben, begriff Elena, denn der Aufstieg war völlig glatt verlaufen und hatte so gut wie keine Zeit in Anspruch genommen. Auf dem Weg nach unten machte er sich anscheinend nicht mehr die Mühe, sie zu beschützen. Ihr Haar flog aufwärts und der Fahrtwind brannte ihr im Gesicht. Er hält mich fest, sagte sie sich, aber ihr Körper schrie, dass sie abstürzen würde.
Sie landeten auf dem Dach der Aufzugkabine inmitten einer Staubwolke und Elena würgte und keuchte sekundenlang und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
»W ir müssen da rein«, sagte sie hektisch und tastete in der Dunkelheit herum, sobald sie wieder sprechen konnte. Die Kabine war abgestürzt und beim Aufprall auf dem Grund des Schachts geborsten. Elena konnte die scharfen Kanten und lange, gebrochene Stücke der zerschmetterten Balken spüren, sowie die Reste der Wände. »A ndrés könnte noch leben«, meinte sie zu Damon. Sie kniete sich hin und begann die Fläche abzutasten, die vom Dach des Aufzugs übrig war. Irgendwo musste doch die Luke sein, durch die Nicolaus und Damon gekommen waren.
»N ein.« Damon ergriff ihre Hände. »D u sagst, du kannst jetzt Auren sehen? Dann nutze deine Macht. Hier unten ist niemand.«
Er hatte recht. Elena fand keine Spur von Andrés’ Grün oder von dieser furchteinflößenden Schwärze, die Nicolaus mit sich trug.
»D enkst du, sie sind tot?«, flüsterte sie.
Damon stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »W ohl kaum«, antwortete er. »N icolaus stirbt bestimmt nicht durch einen einfachen Aufzugabsturz. Und wenn dein menschlicher Kumpel mit dem Schutzschild tot dort drin läge, könnte ich sein Blut riechen.« Er schüttelte den Kopf. »N ein, Nicolaus ist wieder entkommen. Und er hat deinen Andrés mitgenommen.«
»W ir müssen ihn retten.« Als Damon nicht sofort antwortete, riss Elena an seiner Lederjacke, zog ihn näher an sich und starrte herausfordernd in seine unergründlichen schwarzen Augen. Damon würde ihr helfen, ob er wollte oder nicht. Sie würde ihn nicht wieder gehen lassen. »W ir müssen Andrés retten.«
Kapitel Fünfunddreissig
Elena setzte sich entschlossen in Bewegung. Sie durfte nicht zaudern, nicht darüber nachdenken, was vielleicht gerade mit Andrés geschah oder dass sie vielleicht zu spät kamen. Sie musste Ruhe bewahren und sich konzentrieren. Ohne innezuhalten, zog sie ihr Handy hervor, informierte ihre Freunde und wies sie an, sich kampfbereit auf der Waldlichtung direkt am Rande des Campus mit ihr zu treffen.
»W ir nehmen den Kampf gegen Nicolaus auf«, erklärte sie Damon und schob das Handy energisch zurück in ihre Tasche. »D iesmal werden wir siegen.«
Auf dem Weg zur Lichtung brachten sie rasch noch Elenas Collegetasche auf ihr Zimmer, und als sie sich dem Treffpunkt endlich näherten, waren die anderen bereits da. Bonnie und Alaric blätterten gemeinsam ein Zauberbuch durch, während Stefano, Meredith, Zander und Shay etwas abseits die beste Taktik diskutierten. Zanders Blicke wanderten, wie Elena auffiel, immer wieder in Bonnies
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