Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
bist«, sagte Nicolaus in einem selbstgefälligen Singsang. Peng. Ein lauter Knall an der Seite des Aufzugs ließ Elena und Andrés zusammenzucken und nach Luft schnappen. »I ch weiß, was dein Geheimnis ist.« Peng. »I ch kann dich nicht mit Magie töten.« Peng. »U nd ich kann dich nicht mit meinen Vampiren töten.« Peng. Er hämmert mit seinen großen schwarzen Stiefeln gegen die Aufzugwände, begriff Elena. Er musste am Rand der Einstiegsluke für den Wartungsservice sitzen und seine Beine herabbaumeln lassen. Nicolaus trat noch einmal gegen die Kabine, dann sagte er fröhlich: »A ber weißt du was? Wenn ich das Kabel hier oben am Aufzug durchschneide, wirst du das nicht überleben.«
Elena wand sich. Sie benutzte jeden Tag den Aufzug, und es war ihr noch nie in den Sinn gekommen, wie unsicher das sein könnte. Ihr Englischkurs fand im neunten Stock statt. Sie hingen über einem sehr, sehr tiefen Abgrund, und nur die Kabel verhinderten, dass sie bis in den Keller stürzten.
Andrés sog leise die Luft ein, und Elena sah, wie die lebendige grüne Aura um ihn herum zu wachsen begann. Er versuchte, einen Schutzwall um sie herum zu errichten, wie er es im Kampf gegen Nicolaus und seine Vampire getan hatte.
»L ass das«, blaffte Nicolaus von oben und schleuderte einen schwarzen Blitz auf Andrés’ wachsende, grüne Barriere, die daraufhin in sich zusammenfiel wie ein geplatzter Ballon. Andrés schrie vor Schmerz auf.
Elena legte schützend die Arme um ihn, aber sie konnte spüren, dass er die Muskeln anspannte, um es erneut zu wagen. Sein Atem klang rau und panisch. »M eine Macht kommt von der Erde, Elena«, flüsterte er. »S o hoch oben bin ich mir nicht sicher, ob ich helfen kann. Aber ich werde es versuchen.«
Über ihnen in der Dunkelheit lachte Nicolaus triumphierend. »K önnte schon zu spät sein, Junge«, sagte er, und dann erklang ein seltsames Kratzen, und dann noch mal, ein Kreischen von Metall auf Metall.
»E r schneidet das Kabel durch«, hauchte Andrés ihr ins Ohr. Da leuchtete wieder das schwache Grün um ihn herum. Er versuchte, seine Aura erneut auszudehnen, aber sie wuchs nicht schnell genug, um sie zu schützen, das wusste Elena.
Das war’s, dachte sie und ergriff Andrés’ Hand. Jetzt hatte sie schreckliche Angst.
Plötzlich ertönten von oben ein dumpfes Dröhnen, einmal, zweimal, und eine Abfolge schlurfender, pochender Geräusche, und im nächsten Moment kam jemand von oben heruntergeschossen und landete schwer auf dem Boden. Nein, nicht jemand, nicht eine Person, sondern zwei, begriff Elena, die zu ihren Füßen um sich schlugen und knurrten. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, und atmete schwer. Einen Augenblick später sah sie Nicolaus’ Aura wieder, den dunklen schwarzen Nebel, und sie kollidierte mit einem Blutrot, einem düsteren Grau und einem flackernden Blau, alle Farben durchmischt.
»D amon«, flüsterte sie.
Der in der Dunkelheit kaum sichtbare Damon schaffte es, Nicolaus wegzudrängen und sich aufzurappeln. »E lena«, keuchte er, bevor ihn eine Woge von Nicolaus’ Macht gegen die Wand schleuderte. Er stieß ein gequältes Ächzen aus. Elena beugte sich vor und versuchte, ihn an sich zu ziehen, aber da wurde er erneut gegen die Wand geschmettert. Nicolaus kicherte düster.
Etwas Grünes blitzte auf.
Und plötzlich war Damon frei. Er prallte von der Wand ab und gegen Elena. Sie taumelte, gab ihm jedoch genau für diese eine Sekunde Halt, die er brauchte, um das Gleichgewicht wiederzufinden.
»B ring sie hier raus!«, schrie Andrés. »I ch kann ihn nicht länger festhalten!«
Nicolaus wurde von Andrés’ schützender Aura gefangen gehalten, der glühend grünen Barriere. Das unheimliche Grün beleuchtete Nicolaus’ Gesicht, das von Zorn verzerrt war. Während Elena ihn mit offenem Mund anstarrte, zwängte Nicolaus bereits eine Hand durch das Grün. Damon packte Elena und sprang mit ihr den Aufzugschacht hinauf.
Elena hatte kaum Zeit, Luft zu holen, als Damon oben im Schacht eine Tür eintrat, dann sackte sie auf den Fliesen im obersten Stockwerk des Gebäudes zusammen. Hier waren keine Seminarräume, nur Büros, und im Flur war alles still.
Damon, der sie immer noch umklammert hielt, lag neben ihr und keuchte heftig. Blut rann ihm aus der Nase, und er löste einen Arm von ihr, um sich mit dem Ärmel übers Gesicht zu wischen.
»W ir müssen zurück«, sagte sie, sobald sie wieder sprechen konnte.
Damon starrte sie an. »M achst du Witze?«, stieß
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