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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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schreiben.«
    Also weiter, mit neuem Mut. Es wird schon gelingen, denn schreiben will ich!
    Deine Anne M. Frank

Donnerstag, 6. April 1944
    Liebe Kitty!
    Du hast mich gefragt, was meine Hobbys und Interessen sind, und darauf will ich dir antworten. Aber ich warne dich, erschrick nicht, denn es sind eine ganze Menge.
    An erster Stelle: Schreiben. Aber das zählt eigentlich nicht als Hobby.
    Zweitens: Stammbäume. In Zeitungen, Büchern u.Ä. suche ich nach den Stammbäumen der deutschen, spanischen, englischen, österreichischen, russischen, skandinavischen und niederländischen Fürstenfamilien. Mit vielen bin ich schon sehr weit gekommen, vor allem, weil ich mir immer Aufzeichnungen mache, wenn ich Biographien oder Geschichtsbücher lese. Ich schreibe sogar ganze Abschnitte aus der Geschichte ab.
    Mein drittes Hobby ist dann auch Geschichte. Vater hat schon viele Bücher für mich gekauft. Ich kann den Tag fast nicht erwarten, an dem ich in den öffentlichen Bibliotheken alles nachschlagen kann.
    Nummer vier ist die Mythologie Griechenlands und Roms. Auch darüber habe ich verschiedene Bücher. Die neun Musen oder sieben Geliebten von Zeus kann ich dir einfach so aufsagen. Die Frauen von Herakles usw. kenne ich aus dem Effeff.
    Weitere Liebhabereien sind Filmstars und Familienfotos. Außerdem bin ich versessen auf Lesen und Bücher, interessiere mich für Kunstgeschichte und für Schriftsteller, Dichter und Maler. Musiker kommen vielleicht später noch. Eine gewisse Antipathie habe ich gegen Algebra, Geometrie und Rechnen. Alle übrigen Schulfächer mache ich mit Vergnügen, aber vor allem Geschichte!
    Deine Anne M. Frank

Dienstag, 11. April 1944
    Liebste Kitty!
    Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, ich weiß wirklich nicht, womit ich anfangen soll. Der Donnerstag (als ich dir das letzte Mal schrieb) verlief normal. Freitag (Karfreitag) spielten wir nachmittags Gesellschaftsspiele, ebenso am Samstag. Die Tage vergingen sehr schnell. Am Samstag gegen zwei fing eine Schießerei an. Schnellfeuerkanonen, haben die Herren gesagt. Sonst war alles ruhig.
    Am Sonntagnachmittag kam Peter auf meine Einladung um halb fünf zu mir, etwas später gingen wir zum vorderen Dachboden, wo wir bis sechs Uhr blieben. Von sechs bis Viertel nach sieben gab es im Radio ein schönes Mozartkonzert, vor allem die »Kleine Nachtmusik« hat mir gut gefallen. Ich kann nicht gut zuhören, wenn die anderen dabei sind, weil mich schöne Musik sehr bewegt.
    Am Sonntagabend gingen Peter und ich nicht baden, weil der Zuber unten in der Küche stand und mit Wäsche gefüllt war. Um acht gingen wir zusammen zum vorderen Dachboden, und um weich zu sitzen, nahm ich das einzige Sofakissen mit, das in unserem Zimmer zu finden war. Wir nahmen auf einer Kiste Platz. Kiste als auch Kissen waren sehr schmal. Wir saßen dicht nebeneinander und lehnten uns an andere Kisten. Mouschi leistete uns Gesellschaft, also waren wir nicht unbeobachtet. Plötzlich, um Viertel vor neun, pfiff Herr van Daan und fragte, ob wir ein Kissen von Herrn Dussel hätten. Beide sprangen wir auf und gingen mit Kissen, Katze und van Daan nach unten. Dieses Kissen hat zu einer ganzen Tragödie geführt. Dussel war böse, weil ich sein Nachtkissen mitgenommen hatte, und fürchtete, es wären Flöhe darin. Alle hat er wegen diesem Kissen in Aufregung versetzt! Peter und ich steckten ihm aus Rache für seine Ekelhaftigkeit zwei harte Bürsten ins Bett, aber später kamen sie wieder raus. Wir haben schrecklich gelacht über dieses Intermezzo.
    Aber unser Vergnügen sollte nicht lange dauern. Um halb zehn klopfte Peter leise an die Tür und fragte Vater, ob er ihm mal schnell bei einem schwierigen englischen Satz helfen würde.
    »Da ist was nicht geheuer«, sagte ich zu Margot. »Die Ausrede ist zu dick. Die Herren reden in einem Ton, als wäre eingebrochen worden.«
    Meine Vermutung stimmte, im Lager wurde gerade eingebrochen. Innerhalb kürzester Zeit waren Vater, van Daan und Peter unten. Margot, Mutter, Frau van Daan und ich warteten. Vier Frauen, die Angst haben, müssen reden. So auch wir, bis wir unten einen Schlag hörten. Danach war alles still, die Uhr schlug Viertel vor zehn. Aus unseren Gesichtern war die Farbe gewichen, aber noch waren wir ruhig, wenn auch ängstlich. Wo waren die Herren geblieben? Was war das für ein Schlag? Kämpften sie vielleicht mit den Einbrechern? Weiter dachten wir nicht, wir warteten.
    Zehn Uhr: Schritte auf der Treppe. Vater, blass und

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