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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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und ging schon bald mit Miep wieder weg, um der Polizei den Einbruch zu melden. Miep hatte unter der Lagertür einen Zettel von Nachtwächter Slagter gefunden, der das Loch entdeckt und der Polizei Bescheid gesagt hatte. Bei ihm wollte Jan auch vorbeigehen.
    Eine halbe Stunde hatten wir also, um uns zurechtzumachen, und noch nie habe ich gesehen, wie sich innerhalb von einer halben Stunde so viel verändert hat. Margot und ich legten unten die Betten aus, gingen zur Toilette, putzten die Zähne, wuschen die Hände und kämmten die Haare. Danach räumte ich das Zimmer noch ein bisschen auf und ging wieder nach oben. Dort war der Tisch schon abgeräumt. Wir holten Wasser, machten Kaffee und Tee, kochten Milch und deckten für die Kaffeestunde. Vater und Peter reinigten die Pinkeltöpfe mit warmem Wasser und Chlorkalk. Der größte war bis oben voll und so schwer, dass er kaum zu heben war. Außerdem leckte das Ding, sodass es in einem Eimer weggetragen werden musste.
    Um elf Uhr saßen wir mit Jan, der zurückgekommen war, am Tisch, und es wurde allmählich schon wieder gemütlich. Jan erzählte Folgendes:
    Bei Slagters erzählte seine Frau (Slagter selbst schlief noch), dass er bei seiner Runde das Loch bei uns entdeckt hatte und mit einem herbeigeholten Polizisten durch das Gebäude gelaufen war. Herr Slagter ist privater Nachtwächter und radelt jeden Abend mit seinen zwei Hunden die Grachten entlang. Am Dienstag will er zu Kugler kommen und die Sache besprechen. Auf dem Polizeibüro hatten sie noch nichts von dem Einbruch gewusst, es aber sofort notiert. Sie wollen ebenfalls am Dienstag kommen und mal nachschauen.
    Auf dem Rückweg ging Jan zufällig bei unserem Kartoffellieferanten vorbei und erzählte ihm, dass eingebrochen worden war.
    »Das weiß ich«, sagte der seelenruhig. »Ich kam gestern Abend mit meiner Frau an dem Gebäude vorbei und sah ein Loch in der Tür. Meine Frau wollte schon weitergehen, aber ich schaute mit der Taschenlampe nach, und da sind die Diebe bestimmt weggelaufen. Sicherheitshalber habe ich die Polizei nicht angerufen, ich wollte das bei Ihnen nicht. Ich weiß zwar nichts, aber ich vermute viel.« Jan bedankte sich und ging. Bestimmt nimmt der Mann an, dass wir hier sind, denn er bringt die Kartoffeln immer in der Mittagspause, zwischen halb eins und halb zwei. Ein prima Mann!
    Nachdem Jan weggegangen war und wir abgewaschen hatten, war es ein Uhr. Alle acht gingen wir schlafen. Um Viertel vor drei wurde ich wach und sah, dass Herr Dussel schon verschwunden war. Ganz zufällig begegnete ich Peter mit meinem verschlafenen Gesicht im Badezimmer. Wir verabredeten uns für unten. Ich machte mich zurecht und ging hinunter.
    Traust du dich noch, auf den vorderen Dachboden zu gehen?«, fragte er. Ich war einverstanden, holte mein Kopfkissen, wickelte es in ein Tuch, und wir gingen hinauf. Das Wetter war großartig, und schon bald heulten dann auch die Sirenen. Wir blieben, wo wir waren. Peter legte seinen Arm um meine Schulter, ich legte meinen Arm um seine Schulter, und so blieben wir und warteten ruhig, bis Margot uns um vier Uhr zum Kaffee holte.
    Wir aßen Brot, tranken Limonade und machten schon wieder Witze, auch sonst lief alles normal. Abends dankte ich Peter, weil er der Mutigste von allen war.

    Keiner von uns hat sich je in solch einer Gefahr befunden wie in dieser Nacht. Gott hat uns beschützt. Stell dir vor, die Polizei an unserem Versteckschrank, das Licht davor an, und wir bleiben doch unbemerkt! Wenn die Invasion mit Bombardierungen kommt, ist jeder für sich selbst verantwortlich. Aber hier gab es auch die Angst um unsere unschuldigen und guten Helfer.
    »Wir sind gerettet, rette uns weiterhin!« Das ist das Einzige, was wir sagen können.
    Diese Geschichte hat viele Veränderungen mit sich gebracht. Dussel sitzt fortan abends im Badezimmer. Peter geht um halb neun und um halb zehn durch das Haus, um alles zu kontrollieren. Sein Fenster darf nachts nicht mehr offen bleiben, weil ein Arbeiter der Nachbarfirma es gesehen hat. Nach halb zehn abends darf das Wasser auf dem Klo nicht mehr gezogen werden. Herr Slagter ist als Nachtwächter engagiert worden. Heute Abend kommt ein Zimmermann und zimmert aus unseren weißen Frankfurter Betten eine Verbarrikadierung. Im Hinterhaus gibt es hier jetzt Debatten vorn und Debatten hinten. Kugler hat uns Unvorsichtigkeit vorgeworfen. Auch Jan sagte, wir dürften nie nach unten. Man muss jetzt der Sache auf den Grund gehen, ob Slagter

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