Tagebuch (German Edition)
auf dem Dachboden schlafen lassen, und die ungebetenen Gäste sind nicht mehr zurückgekommen – wenigstens nicht nachts.
Vor einigen Tagen ging Peter abends zum Oberboden (es war erst halb acht und noch hell), um ein paar alte Zeitungen zu holen. Um die Treppe hinunterzuklettern, musste er sich gut an der Luke festhalten.
Ohne hinzuschauen, legte er seine Hand hin … und fiel fast vor Schreck und Schmerz die Treppe hinunter. Er hatte seine Hand auf eine Ratte gelegt, die ihn fest in den Arm biss. Das Blut lief durch seinen Pyjama, und er war so weiß wie ein Handtuch, als er mit weichen Knien zu uns kam. Kein Wunder, eine große Ratte zu streicheln ist nicht sehr angenehm, und dann noch obendrein ein Biss, das ist schrecklich.
Deine Anne
Freitag, 12. März 1943
Liebe Kitty!
Darf ich dir vorstellen: Mama Frank, Vorkämpferin der Kinder! Extra Butter für die Jugendlichen, moderne Jugendprobleme, in allem setzt sich Mutter für die Jugend ein und bekommt nach einer Portion Streit fast immer ihren Willen.
Ein Glas eingemachte Zunge ist verdorben. Eine Galamahlzeit für Mouschi und Moffi.
Moffi kennst du noch nicht, aber sie ist schon in der Firma gewesen, bevor wir uns hier versteckten. Sie ist die Lager- und Bürokatze und hält die Ratten vom Lager fern. Auch ihr politischer Name [8] ist leicht zu erklären. Eine Zeit lang hatte die Firma zwei Katzen, eine für das Lager und eine für den Dachboden. Manchmal trafen sich die beiden, was immer zu heftigen Kämpfen führte. Die Lagerkatze war immer diejenige, die angriff, während das Dachbodentier am Ende doch den Sieg errang. Genau wie in der Politik. Also wurde die Lagerkatze die Deutsche oder Moffi genannt, und die Dachbodenkatze der Engländer oder Tommy. Tommy ist später abgeschafft worden, und Moffi dient uns allen zur Unterhaltung, wenn wir hinuntergehen.
Wir haben so viele braune und weiße Bohnen gegessen, dass ich sie nicht mehr sehen kann. Wenn ich nur daran denke, wird mir schlecht.
Die abendliche Brotverteilung ist ganz eingestellt worden.
Papi hat gerade gesagt, dass er schlechte Laune hat. Er hat wieder so traurige Augen, der Ärmste!
Ich bin einfach süchtig nach dem Buch »De klop op de deur« von Ina Boudier-Bakker. Dieser Familienroman ist außerordentlich gut geschrieben. Nur was drumherum ist über Krieg, Schriftsteller oder Emanzipation der Frau, ist nicht so gut. Ehrlich gesagt, es interessiert mich nicht so sehr.
Schreckliche Bombenangriffe auf Deutschland.
Herr van Daan ist schlecht gelaunt. Der Anlass: Zigarettenknappheit. Die Diskussion über die Frage, ob die Dosen aufgegessen werden oder nicht, ist zu unseren Gunsten ausgegangen.
Ich kann keine Schuhe mehr anziehen, außer hohen Skischuhen, die im Haus sehr unpraktisch sind. Ein paar Strohsandalen für 6,50 Gulden konnte ich nur eine Woche tragen, dann versagten sie den Dienst. Vielleicht treibt Miep im Schwarzhandel was auf.
Ich muss jetzt noch Vaters Haare schneiden. Pim behauptet, dass er nach dem Krieg nie mehr einen anderen Frisör nimmt, so gut erledige ich meine Arbeit. Wenn ich nur nicht so oft sein Ohr mitschneiden würde!
Deine Anne
Donnerstag, 18. März 1943
Liebste Kitty!
Die Türkei ist im Krieg. Große Aufregung. Warten mit Spannung auf die Nachrichten im Radio.
Freitag, 19. März 1943
Liebe Kitty!
Die Enttäuschung ist der Freude schon nach einer Stunde gefolgt und hat letztere überholt. Die Türkei ist doch nicht im Krieg, der dortige Minister sprach lediglich von einer baldigen Aufhebung der Neutralität. Ein Zeitungsverkäufer auf dem Dam schrie: »Türkei auf der Seite Englands!« Auf diese Art wurden ihm die Zeitungen aus der Hand gerissen, und das erfreuliche Gerücht hat auch uns erreicht.
Die Tausendguldenscheine werden für ungültig erklärt. Das ist ein großer Schlag für alle Schwarzhändler und dergleichen Leute, aber noch mehr für andere Besitzer von schwarzem Geld oder für Untergetauchte. Man muss, wenn man einen Tausendguldenschein wechseln will, genau nachweisen, wie man ihn bekommen hat. Steuern dürfen allerdings noch damit bezahlt werden, doch auch das läuft nächste Woche ab. Gleichzeitig verfallen die Fünfhundertguldenscheine. Gies & Co. hatte noch schwarzes Geld in Tausendguldenscheinen, sie haben für eine ganze Zeit die Steuern im Voraus bezahlt, auf diese Art war alles legal.
Dussel hat eine Tretbohrmaschine bekommen, und ich werde wohl bald einer ernsthaften Kontrolle unterzogen.
Dussel gehorcht den
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