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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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wir uns inzwischen doch etwas beruhigt hatten, weil wir von Viertel nach acht, als der Dieb unser Haus unsicher gemacht hatte, bis halb elf nichts mehr gehört hatten. Bei genauerer Überlegung kam es uns dann auch sehr unwahrscheinlich vor, dass ein Dieb so früh am Abend, wenn noch Leute auf der Straße sein können, eine Tür aufgebrochen hätte. Außerdem kam einer von uns auf den Gedanken, dass der Lagermeister von den Nachbarn, der Firma Keg, vielleicht noch an der Arbeit gewesen war, denn in der Aufregung und bei unseren dünnen Wänden konnte man sich leicht bei den Geräuschen irren, und in solchen heiklen Augenblicken spielt auch die Aufregung eine große Rolle.
    Wir gingen also ins Bett, aber der Schlaf wollte nicht bei allen kommen. Vater, Mutter und Herr Dussel wachten oft auf, und auch ich kann (mit ein bisschen Übertreibung) ruhig sagen, dass ich kein Auge zugemacht habe. Heute Morgen sind die Herren hinuntergegangen und haben an der Haustür gezogen, ob sie noch abgeschlossen wäre. Alles war in Ordnung!
    Die Ereignisse, die alles andere als angenehm waren, wurden natürlich lang und breit dem gesamten Büro erzählt, denn hinterher kann man leicht lachen, und nur Bep hat uns ernst genommen.
    Deine Anne

    P.S. Das Klo war heute Morgen verstopft, und Vater hat alle Erdbeerrezepte (unser gegenwärtiges Klopapier) samt einigen Kilo Kot mit einem langen, hölzernen Stock aus der Toilette stochern müssen. Der Stock wurde später verbrannt.

Samstag, 27. März 1943
    Liebe Kitty!
    Der Stenokurs ist zu Ende, wir fangen nun an, Geschwindigkeit zu üben. Was werden wir klug! Ich will dir noch etwas von meinen »Tagtotschlagefächern« erzählen (ich nenne sie so, weil wir nichts anderes tun, als die Tage so schnell wie möglich vorbeigehen zu lassen, damit das Ende der Untertauchzeit schnell näher kommt): Ich bin versessen auf Mythologie, am meisten auf griechische und römische Götter. Hier glauben alle, dass es nur eine vorübergehende Neigung ist, sie haben noch nie von einem Backfisch gehört, der Götter hoch schätzt. Nun, dann bin ich der Erste!
    Herr van Daan ist erkältet, oder besser gesagt: er hat ein bisschen Halskratzen. Er macht ein gewaltiges Getöse darum. Gurgeln mit Kamillentee, Gaumen pinseln mit Myrrhentinktur, Balsam auf Brust, Nase, Zähne und Zunge, und dann auch noch schlechte Laune!
    Rauter, irgendein hoher Deutscher, hat eine Rede gehalten. »Alle Juden müssen bis zum 1. Juli die germanischen Länder verlassen haben. Vom 1. April bis 1. Mai wird die Provinz Utrecht gesäubert (als wären es Kakerlaken!), vom 1. Mai bis 1. Juni die Provinzen Nord- und Südholland.« Wie eine Herde armes, krankes und verwahrlostes Vieh werden die armen Menschen zu ihren schmutzigen Schlachtplätzen geführt. Aber lass mich lieber schweigen, ich bekomme nur Albträume von meinen eigenen Gedanken.
    Noch eine tolle Neuigkeit ist, dass die deutsche Abteilung des Arbeitsamts durch Sabotage in Brand gesteckt worden ist. Einige Tage danach folgte das Standesamt. Männer in deutschen Polizeiuniformen haben die Wachtposten geknebelt und dafür gesorgt, dass somit wichtige Unterlagen futsch sind.
    Deine Anne

Donnerstag, 1. April 1943
    Liebe Kitty!
    Ich bin wirklich nicht in Scherzstimmung (siehe Datum), ganz im Gegenteil. Heute kann ich ruhig das Sprichwort anführen: Ein Unglück kommt selten allein.
    Erstens hat unser Aufheiterer, Herr Kleiman, gestern eine starke Magenblutung bekommen und muss mindestens drei Wochen das Bett hüten. Du musst wissen, dass er oft an Magenblutungen leidet, gegen die kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Zweitens: Bep hat Grippe. Drittens geht Herr Voskuijl nächste Woche ins Krankenhaus. Er hat wahrscheinlich ein Magengeschwür und muss operiert werden. Und viertens kamen die Direktoren der Pomesinwerke aus Frankfurt, um die neuen Opekta-Lieferungen zu besprechen. Alle Punkte zu dieser Besprechung hatte Vater mit Kleiman diskutiert, und Kugler konnte in der Eile nicht mehr so gut informiert werden.
    Die Frankfurter Herren kamen, und Vater zitterte schon im Voraus wegen des Ablaufs der Besprechung. »Wenn ich doch nur dabei sein könnte«, rief er. »Wäre ich doch bloß unten!«
    »Dann leg dein Ohr auf den Fußboden! Die Herren kommen doch ins Privatbüro, da kannst du alles hören.«
    Vaters Gesicht hellte sich auf, und gestern um halb elf nahmen Pim und Margot (zwei Paar Ohren hören mehr als eines) ihre Stellung auf dem Fußboden ein. Die Besprechung war am

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