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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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dem Friseur des Gefängnisses das Haar zurechtmachen lassen; er erschien im Schafottkostüm in dem Verhör und sprach', indem er sich vor mir hin- und herdrehte:
    »Hoffentlich fehlt nichts als die Schnüre, für die Ihr allein einzustehen habt.«
    Dabei hielt er mir die Hände hin, daß man sie binde. Er schien sehr aufgeregt. Ein vom Kriminalgericht verurteilter Landmann, Colombier, ein Verfertiger falscher Assignaten, sollte mit ihnen sterben. Sie bestiegen alle drei einen Karren. Der Bauer war sehr bestürzt und suchte dem Bürger Boisguyon zu beweisen, daß er unschuldig sei. Dieser versuchte ihn mit den Worten zu trösten:
    »Wenn ein zweimaliger Tod dich retten könnte, würde ich es auf mich nehmen, denn jetzt, da ich dabei bin, scheint es mir nur eine leichte Sache; da dies aber unmöglich ist, so spare deine Gründe für den lieben Gott auf, vor dem wir stehen werden, ehe zwei Stunden vergangen sind.«
    Als wir durch die Straße Honoré kamen, zeigten sich zwei Frauen an einem Fenster von Duplays Hause, welches der Bürger Robespierre bewohnt. Kaum hatte Girey-Dupré, der dieses Haus Boisguyon zeigte, sie bemerkt, als er aus Leibeskräften rief:
    »Nieder mit dem Cromwell! Nieder mit dem Diktator, dem Tyrannen!«
    Juglet, der Gendarmenoffizier, versuchte vergeblich, ihn zum Schweigen zu bringen.
    7. Frimaire. Das Brot ist selten in der Stadt. Um welches zu erhalten, muß man sich an der Tür des Bäckers aufstellen. Die Frauen nehmen dort schon am Abend ihren Platz und zuweilen die Nacht durch; doch löst man sich ab. Es müßte eigentlich ein kläglicher Auftritt sein, so viele Menschen in Ungewißheit über den folgenden Tag ihrer Familien zu sehen; aber unsere Mitbürger wissen sich über alles und überall zu belustigen. Heute Nacht standen mehr als fünfhundert Personen vor der Tür des Bäckers, der in unserer Straße wohnt; obgleich es kalt war, sangen sie; man hörte lautes Gelächter und mehrere Stimmen riefen, wie vor einem Schauspiel: »Platz zum Verkaufen!« Unglücklicherweise verläuft solche Heiterkeit nicht ohne Unordnung und mancher Ehemann beklagt sich darüber.
    9. Frimaire. Heute fielen fünf Köpfe, zwei von berühmten Männern: von Barnave, dem Exdeputierten, den ich am Tage der Rückkehr des Königs in der königlichen Kutsche an Marie-Antoinettes Seite gesehen hatte, und von Duport du Tertre, der Justizminister gewesen war. Man sagt, der Bürger Danton hätte Barnave zu retten versucht; nach dem bestehenden Gesetze aber genügt die Anzeige eines Kindes, um einen Mann unter das Messer zu bringen, und dem Willen des Ersten der Republik würde es nicht gelingen, ihn davon zu retten. Die Hinrichtung sollte im Laufe des Tages stattfinden; aber die Verurteilten verdankten dem Glatteise, einen Tag länger leben zu können. Um elf Uhr brachte man zum Anzuge herbei: Barnave, Duport, den Bürger Benolt Grandel, der verurteilt war, weil er auf ein Assignat geschrieben hatte: »Es lebe der König!«; den Bürger Vervitch und die Bürgerin Vervitch, die Schwester des letzteren, der Verschwörung schuldig. Barnave und du Tertre waren sehr mutig und ruhig. Der erste schritt hastig auf mich zu und zeigte mir seine Hände mit den Worten:
    »Binde diese Hände, welche die erste Erklärung der Rechte niedergeschrieben haben!«
    Als er fertig war und während man sich mit der wehklagenden Bürgerin Vervitch beschäftigte, sprach er mit dem Bürger Duport und schien sich sehr zu ereifern.
    Es waren zwei Karren vorhanden; die Bürger-Exdeputierten stiegen mit mir in den ersten, die anderen mit Henri in den zweiten. Während des Zuges setzten die beiden Verurteilten ihre Unterhaltung fort; sie sprachen über die Republik und behaupteten, daß ihr naher Untergang auch den der Freiheit mit sich führen würde. Das Geschrei in der Umgebung der Karren nahm kein Ende; mehrmals hörte man in diesem Lärm das Wort »Varennes« rufen. Eine Stimme rief spöttisch:
    »So jung, so beredt, so mutig, es ist wirklich schade!«
    Und Barnave antwortete stolz:
    »Du hast recht.«
    Die Bürgerin Vervitch wurde zuerst hingerichtet; man trug sie halbtot auf das Schafott; nach ihr guillotinierte man ihren Bruder, den Pfarrer, darauf den weinenden Benoît Grandel, dann Duport du Tertre und zuletzt Barnave. Dieser betrachtete die Guillotine sehr aufmerksam und sagte:
    »Damit wird man also die Dienste belohnen, die ich der Freiheit geleistet habe.«
    11. Frimaire. Die schönsten Frauen von Paris erbieten sich, unsere neue

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