Tai-Pan
tun.«
Struan holte noch mehr Papiere hervor. »Dies ist die Vormundschaft über die Jungen. Bis sie einundzwanzig sind. Sie können für Ihre Söhne unterschreiben, aber was ist mit Wu Pak? Das müßte doch ein Verwandter machen.«
»Ich werde für alle unterschreiben. Haben Sie eine Abschrift, die ich Wu Fang zeigen kann, wo ich unterschrieben habe?«
»Ja. Eine können Sie bekommen.«
Struan wollte die Namen eintragen, aber Scragger hielt ihn zurück. »Tai-Pan, hängen Sie den Jungen nicht Scragger an. Schreiben Sie 'nen Namen hin. Was Ihnen gerade einfällt – nein, sagen Sie auch mir nicht, was für einen«, fügte er rasch hinzu. »Irgendein Name. Lassen Sie sich 'nen guten einfallen.« Der Schweiß stand in Tropfen auf seiner Stirn, und seine Finger zitterten, als er die Feder ergriff und sein Zeichen hinkritzelte. »Fred soll mich vergessen. Und seine Mutter. Tun Sie Ihr Bestes für Bert, ja? Seine Mutter is' noch immer meine Frau und nich' übel für 'ne Heidin. Tun Sie Ihr Bestes für sie, und Sie haben einen Freund fürs Leben. Das schwör' ich. Sollen beide lernen, ihre Gebete richtig zu sprechen.« Er schnaubte sich mit den Fingern die Nase und wischte sie sich an der Hose ab. »Wu Pak soll einmal im Monat an Jin-kwa schreiben. Ach ja, und Sie sollen Jin-kwa die Kosten für die Schule und alles in Rechnung stellen. Einmal im Jahr. Sie sollen alle auf die gleiche Schule gehen und zusammenleben.«
Er machte dem kleinen Chinesen ein Zeichen. Widerstrebend näherte sich Wu Pak. Scragger deutete mit dem Daumen zu den Booten hinüber, und der Junge entfernte sich gehorsam. Dann rief er seine Söhne heran.
»Ich verschwinde jetzt, Jungs.«
Die Jungen liefen auf ihn zu, klammerten sich an ihn und flehten ihn an, sie nicht wegzuschicken. Die Tränen liefen ihnen übers Gesicht, und sie fürchteten sich entsetzlich. Aber er stieß sie zurück und zwang seine Stimme zur Härte. »Macht jetzt, daß ihr wegkommt. Gehorcht dem Tai-Pan. Er wird wie 'n Vater zu euch sein.«
»Schick uns nicht weg, Papa«, bettelte Fred jämmerlich. »Ich werde auch immer artig sein. Bert und ich werden immer artig sein, Papa, schick uns nicht weg.«
Sie standen da, von ihrem Kummer überwältigt, und ihre Schultern bebten.
Scragger räusperte sich geräuschvoll und spuckte aus. Er zögerte eine Sekunde, riß dann sein Messer heraus und packte Berts Zopf. Der Mischling schrie vor Entsetzen auf und versuchte, sich ihm zu entwinden. Aber Scragger schnitt den Zopf ab und versetzte dem Jungen, der völlig außer sich war, einen Knuff, gerade so stark, daß er über den Schrecken wegkam.
»Ach, Papa«, stieß Fred mit seiner kleinen, hohen Stimme zitternd hervor, »du weißt doch, daß Bert seiner Mama versprochen hat, auf sein Haar zu achten.«
»Besser, ich tue es, Fred, bevor es ein anderer tut«, erwiderte Scragger, und seine Stimme brach. »Bert braucht den Zopf jetzt nicht mehr. Er wird ein feiner Herr wie du.«
»Will kein feiner Herr werden, will zu Hause bleiben.«
Scragger zauste Berts Haar ein letztes Mal. Auch Freds.
»Lebt wohl, meine Söhne«, sagte er. Er eilte davon, und die Nacht verschlang ihn.
17
»Warum gehst du so früh, Tai-Pan?« fragte May-may und unterdrückte ein Gähnen. »Zwei Stunden Schlaf letzte Nacht ist für dich nicht genug. Du wirst noch all deine Kraft verlieren.«
»Was du nicht sagst, meine Kleine! Im übrigen habe ich dir befohlen, nicht aufzusitzen und auf mich zu warten.« Struan schob seinen Frühstücksteller weg, und May-may goß ihm nochmals Tee ein. Es war ein herrlicher Morgen. Die Sonnenstrahlen fielen durch die vergitterten Fenster und zeichneten zarte Muster auf den Boden.
May-may versuchte, das Hämmern und Sägen zu überhören, das von den Baustellen hereindrang. Den ganzen Küstenstreifen des Happy Valley entlang wurde nun gebaut, und der Lärm war, seitdem sie vor drei Tagen eingetroffen waren, nicht einen Augenblick abgeflaut und hatte alles übertönt. Aber es gelang ihr nicht, ihre Ohren zu verschließen.
»Es ist noch viel zu tun, und ich möchte sichergehen, daß für den Ball alles richtig vorbereitet ist«, erklärte Struan. »Eine Stunde nach Sonnenuntergang soll er beginnen.«
May-may erzitterte vor Freude, als sie an ihr schönes Kleid dachte, das sie noch niemandem gezeigt hatte. »Frühstück bei Sonnenaufgang ist Barbarismus.«
»›Barbarisch‹«, verbesserte er. »Außerdem ist es nicht Sonnenaufgang, sondern neun Uhr.«
»Es kommt einem vor wie
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