Tai-Pan
auf unserer Seite ist, werden wir Brock weit hinter uns lassen.«
»Ja.« Aber was soll man mit ihm anfangen? Und mit Gorth?
»Ich glaube, wir sollten noch ein Stück Land trockenlegen, damit die Piere weiter ins tiefe Wasser hinauskommen«, sagte Robb. »Wir können das ebensogut in diesem Jahr machen wie im nächsten.«
»Ein guter Gedanke, mein Freund.«
»Entschuldigen Sie, Sir«, rief Cudahy, der herbeigeeilt kam, »aber Sie haben gesagt, ich solle mich sofort melden.«
»Kommen Sie nur herein, Mr. Cudahy«, antwortete Robb. »Wie ist es gegangen?«
»Ging wie der Sturm, Sir. Das Postschiff war genau dort, wo Sie sagten. Ich ließ mir eine Liste der Passagiere geben, so wie Sie es wollten. Wir fingen das Schiff bei Pokliu Tschau ab. In drei Stunden ist es im Hafen.« Cudahy lächelte und setzte einen kleinen Postsack ab. »Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber wieso haben Sie gewußt, daß das Postschiff so nahe war? Es kommt ohnehin einen Tag zu früh.«
»Nur so eine Ahnung, Mr. Cudahy«, antwortete Robb. »Würden Sie bitte draußen warten?« Damit begann er die Post durchzusehen. Cudahy grüßte und ging hinaus.
»Großartiger Einfall von dir«, sagte Robb, »eine Wache auf den Berg zu stellen.«
»Hat Culum es nicht vergessen?« Struan war erfreut, aber noch mehr freute es ihn, daß Robb und Culum den Plan in aller Heimlichkeit verwirklicht hatten. »Wie habt ihr denn signalisiert?«
»Wir haben einen der Buchhalter, einen Neffen des alten Vargas, Jesus de Vargas, beauftragt, jede Viertelstunde zum Gipfel hinaufzuschauen, mit dem Fernrohr, versteht sich, und selbstverständlich heimlich. Culum hat ein System von geheimen Flaggensignalen ausgearbeitet. Wir können erkennen, ob ein Postschiff kommt, eins der unseren, eins von Brock oder eins von Cooper-Tillman.«
Sie gingen die Post durch. Die drei Monate alten Zeitungen und Zeitschriften legten sie beiseite, um sie später in aller Ruhe zu genießen – Bücher, Noten, Spiele, Modeblätter für Sarah, Verbesserungen im Schiffbau für Struan und Nachrichten aus dem Bankwesen für Robb.
Das Geschäftliche hatte den Vorrang.
Die Preise am Londoner Markt für Gewürze – Ingwer, Muskat, Pfeffer und Zimt – hatten erheblich angezogen. Melasse war gesunken. Der Einkaufspreis für Tee war wegen Verknappung im Angebot um fünfzig Prozent gestiegen – und das bedeutete, daß der Gewinn der Blue Cloud, falls sie als erste einlief, mehr als zweihundertundvierzigtausend Pfund betragen würde. Ernsthafte Zusammenstöße mit den Chartisten hatten die Kapazität der Baumwollindustrie in Lancashire empfindlich geschädigt, was bedeutete, daß die Kosten für Baumwollstoffe höher liegen würden als erwartet. Der Preis für Opium war in Kalkutta gesunken, weil die Ernte sehr gut gewesen war. So änderte Struan die Anweisungen für die Sea Cloud, einen seiner Klipper im Hongkong-Dienst, und schickte ihn nach Manila, um dort Gewürze zu laden, anstatt bei Whampoa Tee an Bord zu nehmen. Er beorderte dieses Schiff nach England; es sollte, so schnell es ihm möglich war, um das Kap der Guten Hoffnung nach Hause segeln. Außerdem gab Robb Vargas Anweisungen, jede angebotene Menge an Baumwollstoffen, Garnen und Nähzwirnen aufzukaufen, die gesamte Melasse wieder auszuladen, ihre Kauforder für Opium in Kalkutta zu erhöhen und die noch vorhandenen Opiumvorräte so schnell wie möglich abzustoßen.
Noch bevor das Postschiff im Hafen ankerte, war die Sea Cloud nach Manila unterwegs, und die drei Stunden Vorsprung hatten sie um rund vierzigtausend Guineen reicher gemacht. In diesen drei Stunden hatten sie den Markt in Baumwollwaren, Garnen, Nähzwirnen und Gewürzen aufgekauft und im voraus den gesamten Frachtraum, der außer bei Brock and Sons auf amerikanischen und englischen Schiffen zur Verfügung stand, für sich gebucht. Sie wußten, sobald das Postschiff vor Anker ging und die Nachrichten sich verbreiteten, würden die Aufkäufer an ihre Türen klopfen, um Baumwollwaren und Gewürze einzuhandeln und Schiffe zu chartern, die die Waren schleunigst nach England schaffen sollten. Niemand außer den Brüdern wußte dann, daß die Sea Cloud bereits unterwegs war, mit mindestens einem Tag Vorsprung, und den Londoner Markt abschöpfen würde.
»Ein Jammer, daß wir mindestens zwei Tage brauchen, um alle Orders unserer Kunden entgegenzunehmen und die Manila-Schiffe abzufertigen«, rief Robb fröhlich.
»Traurig, Robb, sehr traurig.«
»Ich glaube, wir haben heute morgen
Weitere Kostenlose Bücher