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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Valley investiert haben?«
    »Und weißt du, was du von deinem Geld noch hast, wenn du erst einmal sechs Fuß unter der Erde liegst?«
    Struan betrachtete kühl und prüfend seinen Sohn. Seit Wochen war es ihm immer klarer geworden, daß Culums Feindseligkeit mehr und mehr seiner wahren Einstellung entsprach. Aber es machte ihm nichts aus. Er wußte, daß Culum, je größer seine Erfahrungen wurden, immer heftiger danach trachten würde, seine eigenen Ideen durchzusetzen und nach immer mehr Macht zu verlangen. Das ist ganz in Ordnung, dachte er und war mit Culums Entwicklung durchaus zufrieden. Gleichzeitig aber machte er sich Sorgen um Culums Sicherheit. Culum verbrachte viel zuviel Zeit in Gorths Gesellschaft und war ihm geistig in gefährlicher Weise ausgeliefert.
    Vor zehn Tagen war es zu einem heftigen, ergebnislosen Streit zwischen ihnen gekommen. Culum hatte ein paar Theorien über Dampfer zum besten gegeben – offensichtlich Gorths Ansichten –, und Struan hatte ihm widersprochen. Dann hatte Culum die lange Fehde zwischen Brock und ihm zur Sprache gebracht und erklärt, die jüngere Generation werde nicht in die Fehler der älteren verfallen. Gorth wisse, es sei nicht nötig, daß sich die jüngere Generation von der älteren für ihre Zwecke einfangen lasse. Gorth und er seien übereingekommen, jede Feindschaft zu begraben, und beide würden versuchen, den Frieden zwischen ihren Vätern herbeizuführen. Als Struan dann begonnen hatte, ihm seinen Standpunkt zu erklären, hatte Culum nicht zuhören wollen und war davongestürmt.
    Als weiteres Problem gab es nun auch Tess Brock.
    Culum hatte sie Struan gegenüber niemals erwähnt. Auch er hatte nicht von ihr gesprochen. Aber er wußte, daß sich Culum verzweifelt nach ihr sehnte und diese Sehnsucht sein Denken verwirrte. Struan dachte an seine eigene Jugendzeit und wie er sich damals nach Ronalda gesehnt hatte. So klar war ihm damals alles erschienen, so wesentlich und auch so rein.
    »Culum, mein Junge, reg dich doch nicht so auf«, sagte er, denn er wollte sich mit ihm nicht herumstreiten. »Es ist heiß heute, und da sind alle Menschen gereizt. Setz dich und ruh deinen Kopf aus. Die kleine Karen ist krank und viele unserer Freunde. Wie ich hörte, hat auch Tillman das Fieber, und wer weiß, wie viele andere.«
    »Miss Tillman?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Gorth hat gesagt, daß sie morgen ihre Faktorei schließen. Er wird den Sommer in Macao verbringen. Alle Brocks werden dort sein.«
    »Wir gehen nach Hongkong. Und die Faktorei hier bleibt geöffnet.«
    »Gorth hat gesagt, es sei besser, den Sommer in Macao zu verbringen. Er hat dort ein Haus. Haben nicht auch wir dort noch Besitzungen?«
    Struan bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl. »Ja. Wenn du magst, nimm dir eine Woche Zeit. Verbring sie in Macao, aber ich brauche dich in Queen's Town. Und ich sage dir noch einmal: sieh dich vor. Gorth ist keineswegs dein Freund.«
    »Und ich sage dir noch einmal: Ich glaube, daß er es ist.«
    »Er versucht nur, dich aus dem Gleichgewicht zu bringen, und eines Tages wird er dich kurz und klein schlagen.«
    »Du irrst. Ich verstehe ihn. Und ich mag ihn. Wir kommen sehr gut miteinander aus. Mit ihm kann ich reden, und ich bin gern mit ihm zusammen. Beide wissen wir, daß es für dich – und auch für seinen Vater – schwierig ist, manches zu verstehen, aber … nun ja, es läßt sich schwer erklären.«
    »Ich verstehe Gorth nur allzu gut, glaube mir!«
    »Reden wir nicht mehr drüber«, erwiderte Culum.
    »Ich meine, wir sollten darüber reden. Du bist Gorths Einfluß verfallen. Für einen Struan ist das tödlich.«
    »Du siehst Gorth mit anderen Augen. Er ist mein Freund.«
    Struan öffnete eine Zigarrenkiste, nahm sich eine Havanna heraus und fand, die Zeit sei nun reif. »Glaubst du, daß Brock damit einverstanden wäre, wenn du Tess heiratest?«
    Culum errötete und entgegnete heftig: »Warum denn nicht? Gorth ist dafür.«
    »Hast du die Sache mit Gorth besprochen?«
    »Ich habe sie nicht mit dir besprochen und mit keinem anderen. Also auch nicht mit Gorth.«
    »Woher weißt du dann, daß er einverstanden ist?«
    »So genau weiß ich es auch nicht. Er sagt nur immer, wie gut Miss Brock und ich uns zu verstehen scheinen, wie gern sie mit mir zusammen ist, und er ermuntert mich, ihr zu schreiben. Etwa in diesem Sinn.«
    »Glaubst du, ich hätte keinen Anspruch darauf, mich nach deinen Absichten Tess Brock gegenüber zu erkundigen?«
    »Gewiß hast du einen

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