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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zunächst ein scheußliches Fieber, etwa einen halben Tag lang, dann erholt man sich, dann, nach zwei oder drei Tagen, ein noch heftigeres Aufflammen des Fiebers. Dieser Kreislauf wiederholt sich stets von neuem, und jeder Anfall ist schlimmer als der vorhergegangene. Die Ärzte haben Karen ein Abführmittel aus Kalomel eingegeben, so stark, wie sie es nur wagen konnten. Sie haben das arme Kind auch zur Ader gelassen, aber wir haben keine große Hoffnung. Die Kulis sind nach dem dritten oder vierten Anfall gestorben. Und Karen ist jetzt nach dem Abführmittel und dem Aderlaß so schwach, so entsetzlich schwach. Gott helfe uns, ich glaube, Karen ist verloren.«
    Struan schritt zur Tür. Guter Gott, erst das Baby und jetzt Karen! Sarah hatte am Tage nach dem Ball einen Sohn geboren, Lochlin Ross. Aber das Kind war bereits bei der Geburt schwächlich und sein linker Arm war verkrüppelt. Die Entbindung war sehr schwer gewesen. Sarah war fast dabei gestorben. Das gefürchtete Kindbettfieber hatte sie jedoch nicht bekommen. Allmählich waren ihre Kräfte wiedergekehrt, aber ihr Haar war grau geworden. Als Struan May-may besucht hatte war er auch bei Sarah gewesen. Kummer und Verbitterung hatten tiefe Falten in ihr Gesicht gegraben. Sie sah aus wie eine alte Frau. Struan war noch trauriger geworden, als er ihr Kind gesehen hatte: den kraftlosen linken Arm, dieses kränkliche, jämmerlich schreiende Geschöpf, von dem niemand glaubte, es würde am Leben bleiben. Ob das Kind wohl inzwischen gestorben ist? dachte Struan, als er die Tür aufstieß; Robb hat es nicht erwähnt.
    »Vargas!«
    »Jawohl, Senhor?«
    »Hatten Sie jemals Malaria in Macao?«
    »Nein, Senhor.« Vargas erbleichte. Sein Sohn und sein Neffe arbeiteten für Noble House und lebten nun auf Hongkong. »Sind die Leute auch sicher, daß es Malaria ist?«
    »Nein. Nur einige Ärzte sind der Ansicht. Aber nicht alle. Suchen Sie mir Mauss. Sagen Sie ihm, ich möchte umgehend mit Jin-kwa sprechen. Mit ihm zusammen.«
    »Jawohl, Senhor. Seine Exzellenz möchte mit Ihnen und dem Großfürsten heute abend um neun Uhr speisen.«
    »Sagen Sie für mich zu.«
    »Jawohl, Senhor.«
    Struan schloß die Tür und setzte sich niedergeschlagen. Er trug ein leichtes Hemd ohne Krawatte, eine leichte Hose und leichte Stiefel. Die anderen Europäer hielten ihn für verrückt, weil er es riskierte, sich eine dieser teuflischen Erkältungen zu holen, die, wie alle wußten, die Sommerwinde mit sich brachten.
    »Es kann doch nicht die Malaria sein«, sagte er. »Doch nicht Malaria. Etwas anderes.«
    »Die Insel ist verwünscht.«
    »Jetzt redest du wie ein altes Weib«, entgegnete Struan.
    »Das Fieber ist vor den Kulis nicht dagewesen. Wirf die Kulis hinaus, und du bist die Seuche los. Sie bringen sie mit. Sie sind daran schuld.«
    »Wie sollen wir das wissen, Culum? Ich gebe zu, daß die Krankheit unter den Kulis ihren Anfang nahm. Und ich räume ein, daß sie in den tiefliegenden Teilen wohnen. Ich gestehe auch ein, daß man, soviel wir wissen, die Malaria nur bekommt, wenn man die vergiftete Nachtluft einatmet. Aber warum findet sich das Fieber nur im Tal? Hat nur Happy Valley die schlechte Luft? Luft ist Luft, du lieber Himmel, und fast den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch weht eine frische Brise. Das alles erscheint so rätselhaft.«
    »Es ist gar nicht so rätselhaft. Es ist der Wille Gottes.«
    »Hol der Teufel diesen Unsinn!«
    Culum war aufgesprungen.
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du nicht so gotteslästerlich reden würdest.«
    »Und ich wäre dir dankbar, wenn du dich daran erinnertest, daß vor gar nicht so vielen Jahren Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, nur weil sie behaupteten, die Erde drehe sich um die Sonne! Das ist bestimmt nicht der Wille Gottes!«
    »Denk, was du magst. Aber Gott greift entscheidend und fortwährend in unser Leben ein. Die Tatsache, daß das Fieber gerade an der einen Stelle, die wir uns in Asien als Wohnort ausgesucht haben, aufgeflammt ist, beruht meiner Ansicht nach auf dem Willen Gottes. Du kannst es gar nicht leugnen, weil du das Gegenteil nicht beweisen kannst, ebensowenig, wie ich beweisen kann, daß es wahr ist. Aber ich glaube, daß es sich so verhält – das tun die meisten –, und meiner Ansicht nach sollten wir Happy Valley aufgeben.«
    »Wenn wir das tun, geben wir auch Hongkong auf.«
    »Wir könnten auf dem Land um Glessing's Point herum bauen.«
    »Weißt du, wieviel Geld wir und alle Kaufleute im Happy

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