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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wänden zurückgeworfen. Als sich die Tür nicht sogleich öffnete, klingelte er nochmals.
    »Dieser verdammte Affe«, stieß er hervor. »Dem gehört 'n ordentlicher Tritt in den Arsch.« Er ging zum Bierfaß hinüber, füllte seinen Krug, setzte sich wieder hin und musterte Struan. Er wartete ab.
    »Was soll das Ganze?« fragte Brock schließlich.
    »Tess Brock.«
    »He?« Brock war erstaunt, daß Struan offenbar diese Entscheidung beschleunigt herbeiführen wollte, über die er – wie zweifellos auch Struan – so manche Nacht nachgegrübelt hatte.
    »Mein Sohn ist in sie verliebt.«
    Brock trank noch mehr Bier und wischte sich erneut den Mund ab. »Haben sich doch nur ein einziges Mal getroffen. Beim Ball. Dann waren noch 'n paar Nachmittagsspaziergänge mit Liza und Lillibet. Drei im ganzen.«
    »Na gut. Aber er liebt sie. Er ist sicher, daß er sie liebt.«
    »Sind Sie auch sicher?«
    »Ja.«
    »Und was meinen Sie?«
    »Daß wir uns besser darüber aussprechen. Ganz offen.«
    »Warum jetzt?« sagte Brock argwöhnisch, und seine Gedanken versuchten die wirkliche Antwort aufzuspüren. »Is' doch so jung, wie Sie wohl wissen.«
    »Ja. Aber alt genug zum Heiraten.«
    Nachdenklich spielte Brock mit seinem Krug und betrachtete sein Spiegelbild in dem polierten Silber. Er fragte sich, ob er Struans Absichten richtig eingeschätzt hatte. »Is' das eine formelle Anfrage, bitten Sie um Tess' Hand für Ihren Sohn?«
    »Das muß er selbst tun, nicht ich – formell darum bitten. Was wir hier tun, ist nichts weiter, als daß wir ein unverbindliches Gespräch führen. Zunächst einmal.«
    »Was is' nu Ihre Meinung?« fragte Brock nochmals. »Wegen der Heirat?«
    »Das wissen Sie doch schon. Ich bin dagegen. Ihnen traue ich nicht. Ich traue auch Gorth nicht über den Weg. Aber Culum hat seinen eigenen Willen und zwingt mir die Sache auf. Ein Vater kann einen Sohn nicht immer dazu bewegen, das zu tun, was er selber möchte.«
    Brock mußte an Gorth denken. Seine Stimme klang brüchig, als er sagte: »Wenn Sie so scharf gegen ihn eingestellt sind, dann verprügeln Sie ihn doch, bis er zur Vernunft kommt, oder schicken Sie ihn nach Hause, schaffen Sie ihn weg. Is' doch 'ne Kleinigkeit, so 'nen jungen Spritzer abzuhalftern.«
    »Sie wissen ganz genau, daß mir die Hände gebunden sind«, antwortete Struan verbittert. »Sie haben drei Söhne – Gorth, Morgan und Tom. Ich habe jetzt nur noch Culum. Was immer ich will, er bleibt trotz allem derjenige, der einmal mein Nachfolger wird.«
    »Bleiben doch noch Robb und seine Söhne«, entgegnete Brock. Er war froh, Struans Gedanken richtig erraten zu haben, und spielte nun mit ihm, als sei er ein Fisch an der Angel.
    »Die Antwort darauf kennen Sie. Ich habe Noble House aufgebaut, und nicht Robb. Was ist denn nun Ihre Meinung?«
    Brock leerte nachdenklich seinen Krug. Wieder läutete er. Wieder erschien niemand. »Aus dem Burschen seinen Eingeweiden werde ich mir Strumpfbänder schneiden!« Er erhob sich und füllte erneut seinen Krug. »Bin genauso gegen so 'ne Verbindung«, erklärte Brock barsch. Er entdeckte plötzliche Überraschung auf Struans Gesicht. »Trotzdem«, fügte Brock hinzu, »werde ich Ihren Sohn nich' abweisen, wenn er mich fragt.«
    »Genau das habe ich mir gedacht!« Mit geballten Fäusten sprang Struan auf. »Wird die reichste Mitgift in Asien mitbekommen. Nächstes Jahr werden sie heiraten.«
    »Bevor das geschieht, schicke ich Sie zur Hölle.«
    Die beiden Männer standen einander finster gegenüber.
    Brock starrte in die ehernen Gesichtszüge, die er vor dreißig Jahren zum erstenmal erblickt hatte. Und dieses Gesicht war von dem gleichen Lebenswillen, der gleichen Energie geprägt. Es waren noch immer die gleichen unerklärlichen Eigenschaften, die ihn damals wie heute dazu trieben, so leidenschaftlich zu reagieren. Herrgott im Himmel, fluchte er in sich hinein, versteh' Dich wirklich nicht, warum Du mir diesen Teufel über 'n Weg geschickt hast. Hab' nur gedacht, Du hast ihn mir zugeführt, damit ich ihm richtig das Kreuz breche, nich' etwa nur 'n Messer in den Rücken, denn das wär' zu wenig.
    »Lassen Sie das mal für später, Dirk, das mit der Hölle«, gab er zurück. »Erst werden die beiden heiraten, richtig, wie sich's gehört. Ihnen sind die Hände gebunden, stimmt. Nich' daß ich was dazu getan hätte, leider nich', und ich reib' Ihnen auch nich' Ihren schlechten Joss unter die Nase. Aber habe viel über die Sache nachgedacht – ebenso wie Sie

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