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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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White Witch. »Diese Schiffe sind so schön«, sagte sie. »Welches gefällt Ihnen am besten?«
    Er trat dicht an eins der Fenster. Daß Longstaff gemeint sein konnte, glaubte er nicht. Das wäre sinnlos, jedenfalls für sie, wenn auch vielleicht nicht für Jin-kwa. »Ich glaube, dies da«, antwortete er und nickte zur China Cloud hinüber.
    May-may verschlug es für einen Augenblick die Stimme, und der Fächer entfiel ihren Händen. »Gottes Blut!« rief sie auf englisch. Ah Sam blickte kurz auf, und May-may hatte sich gleich wieder in der Gewalt. Gordon Tschen hob den Fächer auf und verneigte sich tief, als er ihn ihr zurückgab.
    »Danke«, fuhr sie im Dialekt von Sutschou fort. »Aber ich ziehe dieses Schiff vor.« Mit ihrem Fächer deutete sie auf die White Witch. Die entsetzliche Vorstellung, daß Gordon Tschen geglaubt haben konnte, sie wolle ihren geliebten Tai-Pan ermordet sehen, ließ sie noch immer zittern. »Das andere ist unschätzbare Jade. Unschätzbar, haben Sie mich verstanden? Unverletzbar bei allen Göttern. Wie können Sie es wagen, die Schamlosigkeit aufzubringen, etwas anderes zu denken?«
    Seine Erleichterung war offensichtlich. »Verzeihen Sie mir, Erste Dame. Ich möchte am liebsten tausendmal Kotau machen, um meine tiefe Zerknirschung zu beweisen, gleich hier und sofort, aber Ihre Sklavin könnte es seltsam finden«, antwortete er in einem Gemisch von Sutschou-Dialekt und Mandarin-Chinesisch. »Einen Augenblick lang hat sich ein Dämon meines törichten Kopfes bemächtigt, so daß ich Sie nicht richtig zu verstehen vermochte. Selbstverständlich würde ich niemals, niemals einen Vergleich zwischen diesen beiden Schiffen auch nur für möglich halten.«
    »Ja«, erwiderte sie. »Wenn nur eine Faser eines Hanfstrickes, wenn nur ein Holzsplitter auf dem anderen Schiff angerührt würde, werde ich demjenigen, der es gewagt hat, ein solches Jadestück zu schänden, bis in das Innerste der Hölle folgen, und dort werde ich ihm die Hoden zerfetzen, die Augen ausreißen und sie ihm zusammen mit seinen Gedärmen zu essen geben!«
    Gordon Tschen zuckte zusammen, aber seine Stimme behielt den gewohnten höflichen Plauderton bei. »Es ist nichts zu befürchten, Erste Dame. Nichts zu befürchten. Ich werde hundertmal Kotau machen, zur Strafe, weil ich den Unterschied zwischen Jade und Holz nicht begriffen habe. Ich möchte niemals auch nur andeutungsweise – ich möchte nicht, daß Sie jemals zur der Ansicht gelangen könnten, ich hätte nicht verstanden.«
    »Um so besser.«
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Erste Dame, ich glaube, daß hiermit mein Auftrag erledigt ist.«
    »Ihre Aufgabe ist noch nicht beendet«, erwiderte sie. »Und die Sitte erfordert, daß wir noch mehr Tee miteinander trinken.« Sie klatschte, zu Ah Sam gewandt, majestätisch in die Hände und bestellte frischen Tee. Und angewärmte Tücher. Als Ah Sam zurückkehrte, sprach May-may kantonesisch. »Wie ich gehört habe, segeln sehr bald viele Schiffe nach Macao«, sagte sie, und Gordon Tschen war es sofort klar, daß Brock in Macao umgehend und in aller Heimlichkeit umgebracht werden sollte.
    Ah Sams Gesicht strahlte auf. »Glauben Sie, wir werden reisen? Ach, wie gern wäre ich wieder in Macao.« Sie lächelte Gordon Tschen schüchtern an. »Kennen Sie Macao, geehrter Herr?«
    »Natürlich«, antwortete er. Normalerweise hätte es eine Sklavin nicht gewagt, ihn anzureden. Aber er wußte, daß Ah Sam May-mays persönliche Vertraute und ihre Leibsklavin war und als solche mannigfache Vorrechte besaß. Auch fand er sie sehr hübsch – jedenfalls für ein Flußmädchen der Hoklos. Er sah May-may wieder an. »Leider werde ich in diesem Jahr nicht hinreisen können. Allerdings fahren viele meiner Freunde zwischen Hongkong und Macao hin und her.«
    May-may nickte. »Haben Sie davon gehört, daß gestern abend Vaters Barbarensohn seine Verlobung gefeiert hat? Er wird heiraten. Können Sie sich das vorstellen – die Tochter seines Feindes? Sehr merkwürdige Leute, diese Barbaren.«
    »Ja«, erwiderte Gordon Tschen und wunderte sich über May-may, die es für nötig hielt, noch deutlicher darauf hinzuweisen, daß Brock das Opfer sein sollte. Sie wird doch gewiß nicht die Ausrottung der ganzen Familie gemeint haben? »Unglaublich.«
    »Gegen den Vater hätte ich eigentlich nichts weiter – er ist alt, und wenn die Götter gerecht denken, wird sein Joss bald ausgelaufen sein.« May-may warf den Kopf zurück, so daß ihr

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