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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tschen.
    »Ganz richtig, geehrter Herr. Fortheringill. Nun, diese Madame betreibt das größte Haus in Queen's Town. Vor kurzem noch hat sie sechs Hoklo-Mädchen und ein Mädchen aus Kanton hinzugekauft. Eins der …«
    »Es waren nur fünf Hoklo-Mädchen«, sagte Gordon Tschen.
    »Haben Sie Ihre Finger auch in diesem Geschäft?« fragte May-may höflich.
    »O ja«, antwortete er. »Es entwickelt sich recht einträglich.«
    »Erzähl weiter, Ah Sam, mein Liebling.«
    »Wie ich schon sagen wollte, Mutter, eins dieser Hoklo-Mädchen ist mit Ah Tat verwandt – und die ist, wie Sie wissen, mit meiner Mutter verwandt –, und dieses Mädchen wurde ihm für eine Nacht zugewiesen. Dieses eine Mal hat ihr genügt!« Ah Sam senkte die Stimme noch mehr. »Er hätte sie fast umgebracht. Er hat sie auf den Bauch und aufs Gesäß geschlagen, bis das Blut floß, und dann hat er sie seltsame Dinge mit seinen Geschlechtsteilen tun lassen. Dann …«
    »Was für seltsame Dinge?« fragte Gordon Tschen im gleichen Flüsterton und beugte sich vor.
    »Ja«, sagte May-may, »was für Dinge?«
    »Bestimmt ist es nicht meine Aufgabe, von so ungewöhnlichen und unanständigen Bräuchen zu erzählen, gewiß nicht, aber sie mußte ihm völlig zu Gefallen sein und mit allen Teilen ihrer selbst diesen Körperteil ehren.«
    »Mit allen?«
    »Mit allen, Mutter. Und nach den furchtbaren Hieben, und nachdem er sie so gebissen, getreten und mißhandelt hatte, wäre das arme Mädchen fast gestorben.«
    »Das ist allerdings höchst ungewöhnlich!« Dann rief May-may streng: »Ich glaube noch immer, daß du dir das alles ausdenkst, Ah Sam. Hast du nicht vorhin gesagt, es sei …«, sie schnipste herausfordernd mit den Fingern, »… pfft, so für ihn und nicht anders?«
    »Ganz richtig. Das ist es auch. Und immer gibt er dem Mädchen in so gemeiner Weise die Schuld, obwohl sie bestimmt nichts dafür kann. Das ist die Hauptschwierigkeit. Und daß er so klein und schlaff ist.« Ah Sam hob ihre Hände zum Himmel und begann jammernd auszurufen: »Ich will niemals Kinder bekommen, wenn ich gelogen habe! Ich will als vertrocknete alte Jungfer sterben, wenn ich gelogen habe! Meine Ahnen sollen von Würmern zerfressen werden, wenn ich gelogen habe! Die Ahnen meiner Ahnen sollen niemals in Frieden ruhen und niemals wiedergeboren werden, wenn ich gelogen habe! Meine …«
    »Das genügt, Ah Sam«, sagte May-may gereizt. »Ich glaube dir.«
    Ah Sam schlürfte mürrisch ihren Tee. »Wie könnte ich es wagen, meine großartige Mutter und ihren verehrten Verwandten zu belügen, aber ich finde, daß die Götter ein so barbarisches Vieh bestrafen sollten.«
    »Ja«, sagte Gordon Tschen.
    Und May-may lächelte in sich hinein.

F ÜNFTES B UCH
     

An diesem Nachmittag ging Struan an Bord der China Cloud. Er schickte Kapitän Orlow auf eine der Lorchas und brachte Sergejew in einer geräumigen Suite auf der Resting Cloud unter. Er befahl, alle Segel zu setzen, die Anker zu lichten, und dann floh er aus dem Hafen auf die hohe See hinaus.
    Drei Tage lang flog die China Cloud in südöstlicher Richtung wie ein Pfeil dahin. Ihre Rahen ächzten unter dem Druck der geblähten Segel.
    Struan war auf die hohe See hinausgeflüchtet, um sich zu befreien – von den Schlacken der Vergangenheit, den Worten Sarahs und von der Trauer über den Verlust von Robb und Karen.
    Und um May-may und die Freuden, die sie ihm schenkte, zu segnen.
    Wie ein Liebender, der vor Ewigkeiten verschwunden war, kehrte er zurück zur See, und sie empfing ihn mit Sturmgeheul, aber nie brachte sie das Schiff oder ihn, der es vorwärtspeitschte, in Gefahr. Nur zögernd gab sie von ihrem Überfluß, machte ihn wieder stark, schenkte ihm erneut das Leben, schenkte ihm Selbstbewußtsein und Würde, segnete ihn, wie nur die See einen Mann segnen kann, und befreite ihn, wie nur die See es vermag.
    Er peitschte das Schiff vorwärts, aber er trieb sich auch selber an, als wolle er die Grenzen seiner Kraft erkunden. Er schlief nicht: Wache um Wache wurde abgelöst, und noch immer ging er über das Achterdeck, leise vor sich hin singend. Er aß kaum etwas. Und sprach nur, um Befehle zu geben, daß noch mehr an Geschwindigkeit herausgeholt werden solle, daß eine zerschlissene Wante auszuwechseln oder ein anderes Segel zu setzen sei. Er jagte auf die Weite des Stillen Ozeans hinaus, in die Unendlichkeit hinein.
    Am vierten Tag ließ er wenden und jagte mit dem Schiff einen halben Tag lang nach Nordwesten. Dann drehte

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