Tai-Pan
überhaupt möglich?«
»Weil das Unwetter genau östlich von uns ist und wir auf seinem Weg liegen, mein Freund.«
»Gott schütze uns!«
»Machen Sie es sich hier bequem. Ich werde für Tee und Rum für die Besatzung sorgen.«
»Ich danke Ihnen«, antwortete der junge Mann. »Entschuldigen Sie meine groben Worte vorhin.«
Struan ging auf Monsey und Horatio zu. »Schaffen Sie es, nach oben zu gehen, Mr. Monsey?«
»Ja. Danke, Tai-Pan, Sie sind sehr hilfsbereit.«
»Helfen Sie mir, Horatio zu versorgen?«
»Selbstverständlich. Ich weiß gar nicht, was mit dem armen Kerl ist. Seit unserer Abreise aus Macao stöhnt er und redet zusammenhangloses Zeug. Höchst seltsam.«
»Das ist die Angst«, sagte Struan.
Sie halfen Horatio aus seinem vom Regen durchweichten Mantel. Sein Gesicht sah schmutziggrau aus, und er war vor Übelkeit fast hilflos. Miteinander schleppten sie ihn die Treppe hinauf und legten ihn auf ein Sofa im westlichen Flügel, dort, wo Robb früher gewohnt hatte.
Struan trat an die Kredenz und goß Branntwein in ein paar Gläser. Monsey nahm eins mit zitternder Hand und leerte es. Er ließ sich ein zweites Mal einschenken. »Danke.«
»Geben Sie auch Horatio was zu trinken«, sagte Struan. »Ich bin gleich wieder da.«
Er ging den Gang entlang, durch das Treppenhaus und den Flur im Ostflügel weiter. Seine Wohnung lag am Südende dieses Flurs.
May-may, Yin-hsi, Ah Sam und Lim Din saßen in dem großen Wohnzimmer an einem kleinen Tisch und spielten Mah-Jongg. Lustig flackerten die Flammen der Laternen.
»Da bist du ja, Tai-Pan«, rief May-may. Sie nahm einen der kleinen Steine aus Bambus und Elfenbein und knallte ihn mit einem Fluch auf den Tisch. »Oh, stinkiger Tag, Tai-Pan!« stieß sie hervor. »Mein Joss ist ein furchtbarlich schlechter. Ich habe nicht ein einziges Spiel gewonnen. Habe vierhundert in bar verloren, und wir spielen seit Stunden. Weh, weh, weh! Bin froh, dich zu sehen, macht nichts.«
Der Regen prasselte gegen die Läden. Der Wind wurde noch heftiger.
»Verfluchter Lärm! Du mir ein paar Taels leihen können? Ich bin verarmt!«
»Ich werde es vom Taschengeld abziehen. Spiel jetzt weiter, meine Kleine.« Struan lächelte. »Wir haben Besuch unten und überall, geh also nicht aus der Wohnung.«
»Für was hinausgehen?«
Struan kehrte in Robbs Wohnung zurück.
Monsey sah schon besser aus. Er hatte sein nasses Zeug ausgezogen und sich in eine Decke gehüllt. Horatio war in unruhigen Schlaf gesunken. »Diesmal hat Gott uns gerettet, Tai-Pan«, sagte Monsey.
»Warum, zum Teufel, sind Sie denn aus Macao ausgelaufen? Das heißt ja geradezu das Glück herausfordern. Sie müssen doch das Wetter gesehen haben.«
»Dienstlicher Auftrag, Tai-Pan«, erwiderte Monsey verächtlich. »Kaiserliche Hoheit Whalen sind gestern nacht mit einer Fregatte eingetroffen. Er hat mir befohlen, mich mit einem offiziellen Schreiben für den Ex-Bevollmächtigten nach Hongkong zu begeben. In diesem Wetter, ich bitte Sie! Als ob es da noch auf ein paar Tage ankäme! Ich hatte nicht den Mut, ihm zu sagen, daß die ›große Nachricht‹ bereits in der Zeitung gestanden hat.«
»Was ist er für ein Mann?«
»Ich möchte sagen, er ist ziemlich unangenehm. Gegen Mitternacht kam er an Bord einer Fregatte nach Macao, unangekündigt. Ich hatte innerhalb von fünf Minuten an Bord zu erscheinen. Er legte mir sein Beglaubigungsschreiben vor und gab mir die Depesche des Außenministers zu lesen – sie stimmte Wort für Wort mit Skinners Bericht überein. Wie kommen diese verdammten Journalisten nur an solche geheimen Dokumente? Dann befahl er mir, bei Tagesanbruch auszulaufen, damit Longstaff das Schreiben gleich bekäme. Außerdem sagte er, er würde sofort nach Hongkong kommen und Longstaff hätte umgehend abzureisen. Ich sollte auch den Admiral und den General aufsuchen und den beiden sagen, daß alles für einen Vorstoß nach Norden vorbereitet werden soll.« Monsey warf sich in einen Sessel. »Ein Ire! Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen?«
»Warum ist er denn nicht selber gekommen?«
»Wir können nicht zwei Generalbevollmächtigte gleichzeitig hier haben – das würde auf jeden Fall gegen die Bestimmungen verstoßen, Mr. Struan. Gott sei Dank gibt es so etwas wie das Protokoll. Ich muß sofort an Longstaffs Stelle treten. Sobald er den Hafen verlassen hat, habe ich Seine Exzellenz davon in Kenntnis zu setzen. Dann wird er kommen.«
Ein Windstoß packte die Läden und rüttelte an ihnen.
»Hol
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