Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Struan gar nicht im Zimmer. »Mary hat eine Abtreibung vorgenommen. Sie ist eine dreckige Hure, die sich stinkenden Heiden hingibt, und das ist sie schon seit Jahren.«
    »Unsinn. Das ist doch Unsinn, mein Junge. So etwas müssen Sie nicht glauben«, entgegnete Struan.
    »Ich habe Ah Tat gefunden und die Wahrheit aus ihr herausgepeitscht. Mary ist eine verteufelte Hure, die sich den Chinesen hingibt, und sie hat einen Mischling, einen Bastard getragen. Ah Tat hat ihr das Gift gegeben, um den Bastard zu ermorden.« Wieder ein schrilles Lachen. »Aber ich habe Ah Tat erwischt und sie geschlagen, bis sie mir die Wahrheit gesagt hat. Sie war Marys Kupplerin. Mary hat sich an die Heiden verkauft.«
    Er richtete seine Augen mit starrem Blick auf die Flamme der Laterne. »Glessing wird niemals eine Chinesenhure heiraten. Dann gehört sie wieder mir. Ganz mir. Ich werde ihr verzeihen, wenn sie mich auf den Knien darum anfleht.«
    »Horatio! Horatio!«
    »Sie wird wieder ganz mir gehören. Wie früher, als wir noch jünger waren. Sie wird wieder ganz die Meine sein, und ich werde ihr verzeihen.«
    Wieder erschütterte ein Teufelswind das Gebäude, und ein zweiter und dritter. Es war, als befänden sie sich inmitten eines Wirbels. Struan hörte, wie Fenster und Läden aufsprangen. Er stürzte davon und den Gang zu seiner Wohnung entlang. May-may und Yin-hsi lagen zitternd im Bett, Ah Sam stöhnte und war wie erstarrt. Struan eilte ans Bett und nahm May-may in seine Arme. Das Brüllen des Sturmes nahm noch an Heftigkeit zu.
    Dann schien seine Gewalt jäh gebrochen.
    Stille trat ein.
    Durch die Ritzen der Läden sickerte Licht herein, das mit jeder Sekunde heller wurde.
    »Was ist geschehen?« fragte May-may, und ihre Stimme klang in der überwältigenden Stille seltsam unwirklich. Struan ließ May-may in die Kissen gleiten und trat ans Fenster. Er lugte durch eine der Ritzen hinaus, öffnete dann vorsichtig das Fenster und machte die Läden auf. Unwillkürlich wich er zurück, als heiße, trockene Luft ins Zimmer strömte.
    Ungläubig blickte er auf den Hafen hinaus.
    Die China Cloud lag noch immer an ihrem Ankerplatz. Die White Witch hatte alle Masten verloren, die Enden der Takelage hingen über die Schiffsseiten herunter. Die Resting Cloud war bei Glessing's Point auf Grund gelaufen. Die Lorcha war noch immer an der Pier von Noble House vertäut. Er sah eine Fregatte, die auf Grund gelaufen war und nun mit starker Schlagseite in der Brandung lag. Aber der Rest der Flotte, die Truppentransporter und Kauffahrer, lag unbeschädigt vor Anker.
    Am blauen Himmel zogen Federwolken hin, und die Sonne schien. Das Wasser im Hafen jedoch war ein siedender Hexenkessel. Die Wellen hoben sich steil empor und warfen sich gegeneinander. Er sah, wie die China Cloud am Bug und am Heck gleichzeitig Wasser übernahm. In der Ferne stiegen gewaltige Gewitterwolken wie eine Wand aus dem Meer empor und türmten sich zu unendlicher Höhe auf.
    Und über allem lag, wenn man vom Klatschen der gegeneinander anstürmenden Wellen absah, diese unheimliche Stille.
    »Wir befinden uns im Mittelpunkt des Wirbels!«
    »Was du sagen?«
    »Das Auge des Sturms. Das ist es. Die Mitte!«
    May-may, Yin-hsi und Ah Sam eilten herbei.
    »Die Flotte ist gerettet!« rief Struan begeistert. »Die Schiffe sind gerettet. Sie sind gerettet!« Jäh schwand seine Freude dahin, und er warf die Läden und Fenster zu und verriegelte sie.
    »Los, kommt mit«, drängte er, riß die Tür auf, und sie folgten ihm verwundert. Er rannte den ganzen Gang entlang, durch das Treppenhaus, in den entgegengesetzten Flügel des Gebäudes und öffnete die Tür der am weitesten nördlich gelegenen Wohnung.
    Dort waren die Läden zum Teil zerbrochen; ein Fenster war eingedrückt, und die Glassplitter lagen überall umher.
    »Hier bleibt ihr«, sagte er.
    »Was ist los, Tai-Pan? Der Sturm ist doch vorbei.«
    »Tut, was ich euch sage.« Er eilte wieder hinaus. May-may zuckte die Achseln und setzte sich auf einen zerbrochenen Stuhl.
    »Was ist in Vater gefahren?« fragte Yin-hsi.
    »Das weiß ich nicht. Zuweilen verstehe ich ihn wirklich nicht. Aber dem Himmel sei Dank, daß der Lärm aufgehört hat. Ist es nicht sehr still? Es ist so still, daß es fast weh tut.«
    Yin-hsi trat zu einem der Fenster und öffnete es. »Seht mal!« rief sie. »Ist es nicht schön? Ich bin so froh, daß der Sturm vorbei ist.«
    May-may und Ah Sam drängten sich neben sie an das Fenster.
    Brock stand wie gelähmt an

Weitere Kostenlose Bücher