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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ganz China keine zweite gab wie sie.
    Es wurde leise an die Tür geklopft. »Ein Europäer?« flüsterte sie.
    »Nein, meine Kleine. Es ist nur ein Diener. Meine Leute sind beauftragt, mir erst jeden zu melden. Ja?«
    Dem einen Diener folgten zwei weitere; sie alle vermieden es, Struan und das Mädchen anzusehen. Aber ihre Neugier war ganz offensichtlich, und sie ließen sich viel Zeit damit, die Schüsseln mit chinesischen Gerichten und mit den Eßstäbchen hinzustellen.
    May-may ließ eine Flut von Kantonesisch über ihnen niedergehen, und sie verneigten sich nervös und eilten davon.
    »Was hast du zu ihnen gesagt?« fragte Struan.
    »Ich habe sie nur gewarnt: Wenn sie jemandem erzählten, daß ich hier sei, so würde ich ihnen persönlich die Zungen aufschlitzen und die Ohren abschneiden. Außerdem würde ich dich dazu überreden, sie in einem deiner Schiffe anzuketten und sie zusammen mit ihren gottverdammten Frauen, Kindern und Eltern im Meer zu versenken. Zuvor aber würdest du deinen Bösen Blick auf diesen gottverdammten Abschaum und ihren gottverdammten Abschaum von Nachkommen richten – für alle Zeit.«
    »Hör mit diesem Gefluche auf, du blutrünstiger kleiner Teufel! Und mach keine Scherze mehr über den Bösen Blick.«
    »Das ist kein Scherz. Das ist es nämlich, was du hast, du fremder Teufel. Allen gegenüber außer mir. Ich weiß, wie ich mit dir umspringen muß.«
    »Der Teufel hole dich, May-may.« Er fing ihre Hände und ihre leidenschaftliche Liebkosung ab. »Iß, so lange das Essen warm ist, und später kommst dann du dran.« Er hob sie hoch und trug sie zum Tisch hinüber.
    Sie legte ihm knusprig gebratene Garnelen, mageres Schweinefleisch und mit Soja und Muskatnuß, Senf und Honig leicht gedünstete Pilze auf und nahm dann sich selber.
    »Bei Gottes Tod, bin ich hungrig!« rief sie.
    »Willst du endlich mit deinem Fluchen aufhören!«
    »Du hast dein ›bei Gott‹ vergessen, Tai-Pan!« Sie strahlte ihn an und begann mit großem Appetit zu essen.
    Er griff zu den Eßstäbchen und bediente sich ihrer mit großem Geschick. Der Tai-Pan fand das chinesische Essen wunderbar. Einige Monate hatte er gebraucht, um auf den Geschmack zu kommen. Keiner der Europäer außer ihm aß chinesische Gerichte. Auch Struan hatte früher einmal die solide Hausmannskost Alt-Englands vorgezogen, aber May-may hatte ihn gelehrt, es sei gesünder, so zu essen wie die Chinesen.
    May-may suchte sich eine große Garnele aus, die erst gebraten und hinterher in einem mit Soja und Kräutern gewürzten Sirup gedünstet worden war, enthauptete sie mit spitzen Fingern und begann sie aus der Schale zu lösen. »Ich habe mir einen Platz auf einer Lorcha besorgt. Es war eine phantastisch billige Überfahrt im Zwischendeck, und ich habe mich der Sicherheit halber ordentlich schmutzig gemacht. Du schuldest mir jetzt fünfzig in bar.«
    »Das kannst du von deinem Unterhaltsgeld bezahlen. Ich habe dich nicht hergebeten.«
    »Diese Cow Chillo kann machen leicht Bargeld, keine Sorge.«
    »Hör damit auf und benimm dich anständig.«
    Sie lachte, reichte ihm die Garnele und begann eine neue zurechtzumachen.
    »Danke, für mich keine mehr.«
    »Iß nur. Sie sind sehr gut für dich. Ich sage dir so oft, sie machen dich sehr gesund und sehr stark.«
    »Dann gib her, Kleines.«
    »Sie tun es wirklich«, sagte sie sehr ernst. »Garnelen sind sehr gut für deine Manneskraft. Sehr wichtig, viel Manneskraft zu haben! Eine Frau muß für ihren Mann sorgen.« Sie säuberte ihre Finger an einer bestickten Serviette und spießte dann mit ihren Eßstäbchen einen der Garnelenköpfe auf.
    »Verdammt, May-may, mußt du denn auch die Köpfe essen?«
    »Ja, bei Gott, weißt du denn nicht, daß sie das Beste sind?« rief sie, ahmte seinen Tonfall nach und lachte so sehr, daß sie sich verschluckte. Er klopfte ihr auf den Rücken, allerdings sehr sanft, und dann trank sie etwas Tee.
    »Soll dir eine Lehre sein«, sagte er.
    »Trotzdem sind die Köpfe das Beste daran, schon gut.«
    »Trotzdem sehen sie scheußlich aus, schon gut.«
    Eine Weile aßen sie schweigend. »Ist es schlimm mit Brock?«
    »Schlimm.«
    »Es ist schrecklich einfach, dieses Schlimme aus der Welt zu schaffen. Töte Brock. Es ist jetzt an der Zeit.«
    »Das wäre ein Weg.«
    »Ein Weg oder ein anderer, du wirst einen Weg finden.«
    »Wieso bist du dessen so sicher?«
    »Weil du mich nicht verlieren willst.«
    »Warum sollte ich dich verlieren?«
    »Mir macht es auch keinen Spaß,

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