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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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erhoben sich und kamen auf die Sänfte zu. Die Kulis bogen, zu Struans großer Erleichterung, in eine Gasse ab. Jetzt bleibt dir nur noch, das Silber sicher bis Hongkong zu schaffen, sagte er zu sich. Oder wenigstens bis Whampoa, wo du es auf die China Cloud verladen kannst. Aber solange es noch nicht glücklich an Bord ist, hast du es noch nicht geschafft.
    Die Sänfte schwankte, als ein Kuli fast in eins der großen Löcher gestürzt wäre, mit denen die Straße übersät war. Struan wandte sich in dem engen Raum nach allen Seiten, um festzustellen, wo er sich befand. Etwas später erblickte er die Maste von Schiffen, von Hütten halb verdeckt. Voraus war noch immer nichts zu erkennen. Die Sänfte bog um eine Ecke und auf den Fluß zu; dann überquerte sie eine schmale Gasse und gelangte wiederum in ein enges Gäßchen. Schließlich konnte er über Hüttendächer hinweg einen Teil der Gebäude der Niederlassung erkennen, die im Mondschein schimmerten.
    Plötzlich blieb die Sänfte stehen und wurde heftig abgesetzt, wobei Struan zur Seite fiel. Er riß die Vorhänge weg und sprang, das Messer in der Hand, gerade in dem Augenblick hinaus, als drei Speere die dünne Wand der Sänfte durchstießen.
    Die drei Männer mit den Speeren bemühten sich noch verzweifelt, ihre Waffen herauszureißen, als sich Struan schon auf den ihm nächsten stürzte und ihm sein Messer in die Seite stieß. Als er herumwirbelte, traf ihn die doppelschneidige Kriegsaxt des zweiten an der Schulter. Er verzog vor Schmerz das Gesicht, sprang aber zu und rang mit dem Mann um den Besitz der Axt. Er entriß sie seinen Händen, und der Mann schrie auf, als ein für Struan bestimmter Speer ihn durchbohrte. Struan zog sich bis an die Mauer zurück. Der eine Gegner, der noch übrig war, näherte sich ihm keuchend und fluchend. Struan machte einen Scheinangriff, schlug dann mit der Axt nach ihm, verfehlte ihn jedoch, und der Mann stürzte vor. Sein Speer durchbohrte Struans Rock, aber Struan riß sich los und stieß dem Mann das Messer bis zum Heft in den Bauch, drehte es herum und schlitzte ihn auf.
    Struan machte einen Satz, weg von den Körpern, mit dem Rücken noch immer gegen die Mauer, und wartete. Der Mann, dem er das Messer in die Seite gestoßen hatte, brüllte. Ein zweiter lag regungslos da, der dritte, den er aufgeschlitzt hatte, hielt sich den Bauch und kroch davon.
    Struan wartete einen Augenblick und sammelte seine Kräfte, als ein Speer über seinem Kopf die Mauer traf. Er ergriff einen der Speere und rannte die Gasse entlang zur Niederlassung. Hinter sich hörte er Schritte und lief schneller. Als er um die Ecke kam, sah er die Thirteen Factory Street unmittelbar vor sich liegen. Er ließ den Speer fallen und stürzte im Zickzack über die Straße, dann die Hoog Street entlang und über den Platz, auf dem noch mehr Bannermänner versammelt waren als zuvor. Bevor die Bannermänner ihn abfangen konnten, sprang er durch die Gartentür. Eine Muskete stieß ihm in den Magen.
    »Ach, sind Sie es, Dirk«, rief Brock. »Wo, zum Teufel, sind Sie gewesen?«
    »Aus.« Struan holte keuchend Luft. »Allmächtiger, gemeine Banditen haben mich überfallen.«
    »Ist das Ihr Blut oder das von denen?«
    Im Licht der Laterne riß sich Struan Rock und Hemd von der verwundeten Schulter herunter. Es war eine glatte, nicht allzu tiefe Fleischwunde quer über den Schultermuskel.
    »Nischt weiter als ein Mückenstich«, rief Brock verächtlich. Er holte eine Flasche Rum, goß etwas in die Wunde und lächelte, als Struan zusammenzuckte.
    »Wie viele waren's?«
    »Drei.«
    »Und Sie lassen sich erwischen? Werden alt!« Brock schenkte zwei Gläser Rum ein.
    Struan trank und fühlte sich schon wohler.
    »Ich dachte, Sie schlafen. Ihre Tür war verschlossen. Wo sind Sie gewesen?«
    »Was geht hier vor?«
    »Die Diener sind vor etwa 'ner Stunde verschwunden. Das ist alles. Ich dachte, es ist am besten, nicht vor Tagesanbruch die anderen hier zusammenzutrommeln. Müssen an die hundert Gewehre gewesen sein, die auf Sie gerichtet waren, als Sie gerannt sind.«
    »Warum, zum Teufel, stoßen Sie mir da eine Muskete in den Bauch?«
    »Hab' Sie nur richtig willkommen heißen wollen.« Brock goß einen Schluck Rum hinunter. »Sollt'n nur wissen, daß wir wach sind.«
    »Weiß jemand, warum sich die Diener verdrückt haben?«
    »Nein.« Brock trat ans Tor. Die Bannermänner sanken wieder in Schlaf. Die Morgendämmerung, von geheimer Unruhe erfüllt, kroch langsam herauf.

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