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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Sieht gottverdammt übel aus«, sagte er, und sein Gesicht war verschlossen. »Das Ganze gefällt mir nich' im geringsten. Die Kerle tun nischt weiter als rumsitzen und hin und wieder auf ihre Trommeln schlagen. Ich glaube, wir ziehen uns besser zurück, solange der Rückzugsweg offen ist.«
    »Ein paar Tage ist nichts zu befürchten.«
    Brock schüttelte den Kopf. »Habe so 'ne schlimme Ahnung. Irgendwo stinkt's gewaltig. Sollten lieber verduften.«
    »Nur ein Druckmittel, Brock.« Struan riß ein Stück seines Hemdes ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    »Kann sein. Aber ich hab' nu' mal diese Ahnung, und wenn ich die Ahnung habe, is' es Zeit zu verduften.« Mit dem Daumen machte er eine heftige Bewegung zu den Bannermännern hin. »Hab' sie gezählt. Hundertfünfzig. Han-kwa hat gesagt, sind mehr als tausend um die ganze Niederlassung rum verteilt.«
    »Ich habe vielleicht an die zwei- oder dreihundert gesehen. Östlich der Niederlassung.«
    »Wo sind Sie denn gewesen?«
    »Aus.« Struan fühlte sich versucht, es ihm zu sagen. Aber das hilft alles nichts, dachte er. Brock wird alles tun, was in seiner Macht steht, um das ungehinderte Eintreffen des Silbers zu hintertreiben. Und ohne Silber bist du ein toter Mann. »Gleich um die Ecke rum wohnt ein Mädchen«, antwortete er leichthin.
    »Quatsch, ein Mädchen. Sind doch nich' so blöde, wegen 'ner Dirne rauszugehen.« Brock zupfte mürrisch an seinem Bart. »Lösen Sie mich in 'ner Stunde ab?«
    »Ja.«
    »Um zwölf rücken wir ab.«
    »Nein.«
    »Ich sage, um zwölf.«
    »Nein.«
    Brock furchte die Stirn. »Was hält Sie denn hier?«
    »Wenn wir abrücken, bevor sich die Lage ernstlich verschärft, haben wir das Gesicht allzusehr verloren.«
    »Ja. Weiß ich. Gefällt mir auch nich', davonzulaufen. Aber etwas sagt mir, es is' besser.«
    »Wir warten noch ein paar Tage.«
    Brock war sehr mißtrauisch. »Sie wissen, hab' mich noch nie geirrt, hab' immer gewußt, wann es richtig is' zu laufen. Warum woll'n Sie bleiben?«
    »Weil es wieder so einer von Ti-sens Schlichen ist. Diesmal irren Sie. Ich löse Sie in einer Stunde ab«, sagte Struan und trat ins Haus.
    Was hat Dirk vor? grübelte Brock. Er räusperte sich laut. Er haßte den Geruch der Gefahr, diesen Gestank, der aus der sterbenden Nacht aufzusteigen schien.
    Struan stieg durch das marmorne Treppenhaus in seine Gemächer hinauf. An den Wänden hingen Gemälde von Quance und chinesische Wandbehänge. Auf den Treppenabsätzen standen riesige Teakdrachen aus der Mingzeit und Truhen, ebenfalls aus Teakholz. Die Gänge, die vom ersten Treppenabsatz abzweigten, waren mit Bildern von Schiffen und Seeschlachten geschmückt, und auf einem Sockel stand das maßgetreue Modell der H.M.S. Victory.
    Struan fand seine Tür verriegelt.
    »Aufmachen«, sagte er und wartete. Ah Gip ließ ihn ein.
    »Wo, zum Teufel, bist du denn gewesen, May-may?« rief er und bemühte sich, seine Erleichterung nicht zu sehr zu verraten.
    Sie stand im Schatten in der Nähe des Fensters. Dann sagte sie etwas zu Ah Gip und machte ihr ein Zeichen, hinauszugehen.
    Struan verriegelte die Tür. »Wo in aller Welt bist du gewesen?«
    Sie trat ins Licht der Laterne, und er erschrak, so blaß war sie.
    »Wo fehlt's?«
    »Es gehen viele Gerüchte um, Tai-Pan. Es heißt, alle Barbaren sollen durchs Schwert hingerichtet werden.«
    »Das wäre nichts Neues. Wo bist du gewesen?«
    »Die Bannermänner sind etwas Neues. Es geht Gerücht, daß Ti-sen in Ungnade ist. Daß er zum Tod verurteilt ist.«
    »Das ist doch Unsinn. Er ist ein Vetter des Kaisers und der zweitreichste Mann in China.«
    »Das Gerücht sagt, der Kaiser so gottverdammt zornig, weil Ti-sen einen solchen Vertrag machen, daß Ti-sen soll öffentlich gefoltert werden.«
    »Das ist doch Wahnsinn.« Struan stand am Feuer und zog sich Rock und Hemd aus. »Wo bist du gewesen?«
    »Was dir zugestoßen?« rief sie, als sie die Wunde sah.
    »Banditen haben mich überfallen.«
    »Hast du Jin-kwa gesprochen?«
    Struan war verblüfft. »Wieso weißt du von Jin-kwa?«
    »Ich war dort, um Kotau zu machen und der Ersten Dame meine Ehrerbietung zu bezeigen. Sie erzählte mir, er gerade zurückgekommen und dich holen lassen.«
    Struan hatte nichts davon gewußt, daß May-may Jin-kwas Erste Dame kannte, aber er war so zornig, daß er sich nicht weiter damit befaßte. »Warum hast du mir nicht gesagt, wohin du gehst?«
    »Weil du es mir dann verboten hättest«, entgegnete May-may heftig. »Ich sie

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