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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihnen nicht nach. Es ist der Wille Gottes, hatte er ohne jeden Groll erklärt, hatte seine Frau und seine Kinder um sich versammelt, war zur Messe gegangen und hatte der Madonna für alle ihre Segnungen gedankt. Er war wie die weitaus meisten Portugiesen – treu, ruhig, zufrieden und kannte keine Eile. »Sobald Sie es sagen, können wir aufbrechen«, erklärte er müde.
    »Fühlen Sie sich auch wohl, Vargas?«
    »Ein wenig fiebrig, Senhor. Aber wenn wir zur Ruhe kommen, erhole ich mich wieder.« Vargas schüttelte den Kopf. »Immer schlimm, ständig weiterzuziehen.« Er fuhr auf kantonesisch einen Kuli scharf an, der unter einer Last von Hauptbüchern vorbeischwankte, und deutete auf eine Lorcha.
    »Das wäre der letzte Posten Bücher, Mr. Struan.«
    »Gut.«
    »Es ist ein trauriger Tag, traurig. Viele schlimme Gerüchte. Einige von ihnen auch dumm.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Daß wir unterwegs alle abgefangen und umgebracht werden. Daß es mit Macao ebenfalls zu Ende sein soll und wir ein für allemal aus dem Osten hinausgeworfen werden. Und die üblichen Gerüchte, daß wir in einem Monat wieder zurück sind und die Geschäfte dann besser gehen als zuvor. Es geht sogar ein Gerücht, daß in Kanton vierzig Lac Silber liegen.«
    Struan zwang sich zu lächeln. »So viele Lac gibt es in der ganzen Provinz Kuangtung nicht!«
    »Selbstverständlich nicht. Es ist dumm, aber es ist ganz amüsant zu erzählen. Dieses Silber soll von den Co-hongs als Geschenk gesammelt worden sein, um den Kaiser zu besänftigen.«
    »Unsinn.«
    »Natürlich Unsinn. Niemand würde es wagen, so viel Silber an einem Ort anzusammeln. Die Banditen von ganz China würden darüber herfallen.«
    »Nehmen Sie diesen Brief und übergeben Sie ihn Mr. Robb persönlich. Sobald wie möglich«, sagte Struan. »Dann begeben Sie sich sofort nach Macao. Dort sollen Sie Gruppen von Bauarbeitern zusammenstellen. Ich brauche sie heute in zwei Wochen auf der Insel Hongkong. Fünfhundert Mann.«
    »Jawohl, Senhor.« Vargas seufzte auf und fragte sich, wie lange er sich so verstellen müßte. Wir wissen doch alle, dachte er, daß Noble House erledigt ist. Fünfhundert Mann? Wozu brauchen wir diese Leute, wenn nicht einmal Geld da ist, um Land zu kaufen? »Es wird schwierig sein, Senhor.«
    »In zwei Wochen«, wiederholte Struan.
    »Es wird schwierig sein, gute Arbeiter zu finden«, erwiderte Vargas höflich. »Alle Händler werden sich um ihre Dienste reißen – und durch das Edikt des Kaisers ist der Vertrag aufgekündigt. Vielleicht werden sie nicht einmal bereit sein, auf der Insel Hongkong zu arbeiten.«
    »Gute Löhne werden sie umstimmen. Ich brauche fünfhundert Mann. Die besten. Bezahlen Sie, falls notwendig, doppelte Löhne.«
    »Ja, Senhor.«
    »Wenn wir kein Geld für die Löhne haben«, fuhr Struan mit einem bitteren Lächeln fort, »Brock wird Sie gut bezahlen. Kein Anlaß zur Sorge.«
    »Ich mache mir keine Sorgen um meine eigene Position«, erwiderte Vargas mit großer Würde, »aber ich sorge mich um den Bestand der Firma. Ich wünsche mir nicht, daß Noble House schließen müßte.«
    »Ja, ich weiß. Sie haben mir treu gedient, Vargas, und ich erkenne das hoch an. Jetzt nehmen Sie alle Handlungsgehilfen mit sich an Bord. Ich gehe mit Mauss und meinen Leuten.«
    »Soll ich abschließen oder tun Sie das, Senhor?«
    »Sie tun es, sobald Ihr gesamtes Personal an Bord ist.«
    »Jawohl. Gehen Sie mit Gott, Senhor.«
    »Sie auch, Vargas.«
    Struan überquerte den Platz. Um ihn her eilten Männer, die in letzter Minute Frachtstücke brachten und sie auf die bereits schwer beladenen Lorchas schafften, die nebeneinander am Landeplatz vertäut lagen. Ein Stück weiter den Kai entlang sah er Brock und Gorth, die mit Flüchen ihre Schiffsbesatzungen und Angestellten anfeuerten. Einige der Kaufleute hatten bereits abgelegt, und er winkte fröhlich einer Lorcha zu, die flußab steuerte. Am anderen Ufer beobachteten die Flußbewohner diesen Aufbruch und boten lärmend ihre Sampans an, um die Lorchas in die Mitte des Flusses zu schleppen, da der Wind so stand, daß das Ablegen vom Kai schwierig war.
    Struans Lorcha war ein Zweimaster, vierzig Fuß lang und sehr geräumig. Mauss stand bereits auf dem Achterdeck.
    »Alles verstaut, Tai-Pan. Es geht das Gerücht, daß der Hoppo Ti-sens Haus besetzt hat. Fünfzig Lac Silber lagen dort im Haus.«
    »Ach was?«
    »Nichts weiter, Tai-Pan. Ein Gerücht.« Mauss sah müde aus. »Alle von mir Bekehrten sind

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