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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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wären sie aus dem Gras gesprossen wie Löwenzahn.«
    Meine Miene muss schockiert wirken, denn Frank lacht leise.
    »Ich begreife auch nicht, wie das funktioniert«, sagt er. »Für uns ist es genauso geheimnisvoll wie für dich. Vielleicht wird ja deine einzigartige Lage etwas Licht ins Dunkel bringen.«
    Verwirrt nicke ich und erstarre dann. Der Gedanke trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Moment mal. Hier? Die entführten Jungen tauchen hier auf?«
    »Weathersby sagtest du, stimmt’s?« Frank durchblättert einige Papiere, die er von seinem Schreibtisch genommen hat. Er findet, was er sucht, und blinzelt mir zu. »Blaine. Um diese Tageszeit wird er in der Cafeteria sein und frühstücken.«
    Ich vergesse fast zu atmen. Frank bedeutet mir aufzustehen und legt mir eine Hand auf die Schulter. Seine Handfläche ist warm und wirkt beruhigend. Er ist kleiner als ich, daher muss er zu mir aufblicken. »Komm, gehen wir deinen Bruder suchen«, sagt er.

14. Kapitel
    Frank übernimmt die Führung. Wie gehen durch eine Reihe von Gängen, und er muss unterwegs viele Türen aufschließen, was er bewerkstelligt, indem er sein Handgelenk an einer einfachen, silberfarbenen Box vorbeizieht. Die Gänge sind beeindruckend, mit hellen Lichtern und einem Teppichboden geschmückt, dessen Muster das dreieckige Emblem des Frankonischen Ordens zeigt. Es wiederholt sich in mehreren Rotschattierungen, deren Ränder einander berühren und ein kompliziertes Muster bilden.
    Als wir vor einer hohen Doppeltür stehen, hinter der sich, wie ich vermute, der Speisesaal verbirgt, piept es leise. Frank legt eine Hand ans Ohr und drückt auf einen kleinen Apparat, der sich um seine Ohrmuschel schlingt. Mit erhobenem Zeigefinger signalisiert er mir, dass ich warten soll, und geht auf dem Flur auf und ab. Er brummt ein paarmal vor sich hin und nickt knapp. Mir wird klar, dass er sich mit jemandem unterhält, und zwar durch diesen winzigen Gegenstand. Nur ein Mal, gegen Ende des Gesprächs, ergreift er das Wort.
    »Stell sofort ein Team zusammen. Wenn das stimmt, könnte das ein fantastischer Glücksfall sein. Ich möchte, dass die Leute spätestens morgen in aller Frühe ausrücken. Und, Evan, beruf sofort eine Sitzung ein. Ich komme kurz dazu.«
    Der Apparat piept ein zweites Mal, und Frank lässt die Hand sinken. »Entschuldige«, sagt er.
    Ich zeige auf sein Ohr. »Was ist das?«
    »Nur ein Gerät, durch das wir – der Orden – auch miteinander sprechen können, wenn wir weit voneinander entfernt sind. Du wirst hier alle möglichen neuen Technologien kennenlernen. Harvey hat euch nicht gerade in der modernen Zeit angesiedelt.«
    Ich kann ihm nicht ganz folgen, aber ich nicke. Frank legt mir eine Hand auf die Schulter. »Das tut mir jetzt sehr leid, aber ich muss mich um eine dringende Angelegenheit kümmern. Such deinen Bruder und sieh zu, dass du etwas isst. Ich sorge dafür, dass dich nachher jemand abholen kommt, um dich in dein Zimmer zu bringen.«
    Ich nicke. Sobald Frank die Hand von meiner Schulter nimmt, wünsche ich, er würde sie zurücklegen. Er gibt mir das Gefühl, in dieser fremdartigen Welt einen festen Halt zu haben.
    »Meine Kundschafter glauben, Harvey außerhalb von Taem gesichtet zu haben«, sagt Frank und geht rückwärts den Gang entlang, sodass er mich beim Sprechen immer noch ansieht. »Wenn wir schnell genug sind, können wir ihn abfangen. Aber pssst , von mir weißt du das nicht.«
    Er zwinkert, biegt um eine Ecke und ist verschwunden.
    Ich lege eine Hand auf die Doppeltür und stoße sie auf.
    Der Speisesaal ist extrem groß und mit zahlreichen Tischen und noch mehr Stühlen vollgestellt. Jedes Möbelstück ist mit den anderen vollkommen identisch und so präzise gefertigt, dass ich unbedingt den Handwerker kennenlernen möchte, der das alles gebaut hat. Überall im Raum drängen sich Ordensmitglieder. Manche plaudern beim Essen. Andere stehen Schlange, um sich an einem langen Tisch im hinteren Teil des Saals ihr Essen zu holen. Das Bild erinnert mich beinahe an ein Festmahl, wie es bei unseren Zeremonien anlässlich des Raubes stattfindet.
    Beim Geruch des heißen Essens knurrt mir der Magen, aber nicht einmal der Hunger kann mich von meinem Ziel ablenken. Blaine ist hier. Ich bleibe in der Nähe der Tür stehen und mustere die Menge, die wie ein Meer aus schwarzen Anzügen wirkt. Jedes Ordensmitglied sieht aus wie das andere. Und dann entdecke ich ihn. Sein Haar ist fort, knapp über der Kopfhaut geschoren,

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