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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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seinen Ohren und sind vollkommen weiß und dünn. Er ist schmal gebaut, aber nicht besonders groß. Nichts an ihm lässt darauf schließen, dass er jemand ist, der etwas zu sagen hat. Ein Mann mit Erklärungen.
    »Gray, stimmt’s?«, sagt er und streckt mir lächelnd einen Arm entgegen. Dutzende feiner Fältchen bilden sich um seine Lippen. Seine Stimme ist weich wie Baumwolle und glatt wie Butter. Sofort fühle ich mich zuversichtlich. Vielleicht erfahre ich ja hier endlich die Wahrheit. Dieser Mann mit dem bescheidenen Gesicht und den geordneten Papieren könnte Antworten besitzen.
    Trotzdem zögere ich, ihm die Hand zu schütteln.
    »Ach ja. Warum solltest du mir auch trauen? Wir haben dich aus dem Äußeren Ring geholt, keine Erklärungen abgegeben und dich in eine Zelle geworfen.« Er legt einen Finger an seine Lippen und setzt sich. »Ich kann mich nicht genug dafür entschuldigen, wie wir dich bei deiner Ankunft hier behandelt haben, Gray. Dich und deine Freundin …«
    »Emma.«
    »Ja, Emma. Ihr beiden seid die Einzigen, die wir bisher retten konnten, daher ist das Protokoll in diesem Fall noch nicht richtig festgelegt. Marco hat voreilig auf eine sehr interessante Information reagiert, die du ihm gegeben hast. Aber du sollst eines wissen: Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, dann käme bei deiner Ankunft in Taem keine Gefängniszelle vor. Absolut nicht.«
    Aus einem durchsichtigen Krug schenkt er zwei Becher Wasser ein und reicht mir einen. Da ich seit Sonnenaufgang nichts zu trinken hatte und nicht weiß, wie knapp das Wasser in Taem sogar für jemanden wie Frank ist, nehme ich ihn und trinke begierig. Frank nippt ebenso elegant wie förmlich an seinem Wasser. Sein Mund lächelt nicht, aber seine Augen.
    Ich setze das Wasser ab. »Also Sie sind Frank«, sage ich.
    »Dimitri Octavius Frank.« Erneut streckt er die Hand aus, und dieses Mal schüttle ich sie. Seine Finger sind lang und schlank, und sein Griff ist fest.
    »Gray Weathersby.«
    »Ah, verstehe.« Wieder diese Geste, bei der er den Finger an die Lippen legt.
    »Was denn?«
    Er setzt die Ellbogen auf den Schreibtisch und legt die Hände aneinander, sodass sich zuerst die beiden kleinen Finger, dann die Ringfinger und so weiter treffen. Während er denkt, bewegen sich seine Finger in stetigen Wellen. Er sieht mich nicht an, sondern durch mich hindurch, und wirkt gedankenverloren. Schnell ist meine Geduld zu Ende.
    »Hören Sie, vergessen Sie die Zelle, Marco und alles. Ich nehme die Entschuldigung an. Aber ich kann nicht einfach hier sitzen, während Sie mit den Fingern spielen. Ich muss Emma finden. Und dann muss ich zurück nach Claysoot, den Leuten erzählen, dass es noch mehr gibt, und sie herausholen. Sie könnten doch mit diesen ›Autos‹ warten, während sie herüberklettern, und dann können wir …«
    »Wir haben es versucht, Gray«, sagt er leise. Sein Blick richtet sich immer noch auf etwas, das sich hinter mir befindet. Irgendwo zwischen meinen Augen und der anderen Seite des Raums muss etwas Interessantes liegen. »Wir haben … Wie soll ich das ausdrücken?«
    Am liebsten würde ich meinen Becher an die Wand werfen und zusehen, wie er zerbirst. »Sagen Sie es einfach. Ich werde schon damit fertig. Aber sagen Sie es mir endlich.«
    »Es ist nicht einfach, das zu erklären.« Er stockt, unterbricht sich und sieht auf seinen Schreibtisch hinunter. »Gott, man sollte meinen, dass es mit der Zeit einfacher wird, aber es ist immer so schwierig wie beim ersten Mal.«
    Jetzt sieht er mich an, nicht mehr durch mich hindurch. Seine Miene wirkt so gebrochen wie die meiner Mutter an dem Tag, an dem sie zum letzten Mal die Augen geschlossen hat. Auch Franks Augen haben sich verdunkelt, so wie ihre damals.
    »Du hast auf deinem Weg hierher einige Plakate gesehen. Fahndungsplakate.«
    Es ist eine Feststellung, doch er wartet, bis ich zur Bestätigung nicke.
    »Harvey Maldoon ist Wissenschaftler, und zwar einer der besten dieses Landes seit dem Zweiten Bürgerkrieg. Vor vielen Jahren hat Harvey etwas begonnen – ein Experiment, wenn du so willst. Er wollte das Wesen des Menschen, den Aufbau von Gesellschaften und ich weiß nicht was noch studieren. Wir wissen nur über einen Teil davon Bescheid. Ich bin mir sicher, dass er vor langer Zeit gute Absichten hatte, aber seine Arbeit war unethisch. Als wir entdeckten, was er tat, versuchten wir ihn zu verhaften. Er ist geflohen. Aber sein Experiment, die Vorgänge, die er in Gang gesetzt

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