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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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Hände.
    Einen Augenblick warte ich noch, dann laufe ich los. Die Krähe ist verschwunden, und ich bin auf mich gestellt. Ich renne auf die Sonne zu und klettere dabei über die verschiedenen Dachebenen nach unten. Doch auch auf dem tiefsten Dach bin ich noch immer ziemlich weit vom Boden entfernt. Es ist nicht unmöglich, mich fallen zu lassen, aber ich könnte mir etwas brechen. Während ich atemlos hier hocke und meine Optionen abwäge, erscheint hinter Taems Kuppel ein dunkler Schatten am Horizont.
    Zuerst halte ich ihn für einen Vogel, vielleicht eine weitere Krähe. Aber dazu fliegt er zu schnell, und er ist unglaublich laut, ein durchdringendes Getöse, das immer stärker wird, je näher er der Stadt kommt. Und es ist nicht einer, sondern es sind vier. Sie fliegen präzise zu einer Linie ausgerichtet, und ihre Flügel schlagen nicht. Bald befinden sie sich direkt über mir, und der Krach wird unerträglich. Ich halte mir die Ohren zu.
    Der erste der merkwürdigen Vögel lässt etwas fallen, ein eigenartig geformtes Ei, das auf Taems Kuppel zustürzt. Es trifft mit einem ungeheuren Knall auf. Der Donner hallt in meinen Ohren, und die Welt scheint zu beben. Kurz flammt der Himmel grell auf. Auch die anderen Vögel werfen ihre Eier ab, eines nach dem anderen. Taems Kuppel flackert, hält aber stand.
    Über mir fliegen die Vögel im Kreis. An ihren Flanken erkenne ich eine Markierung: ein rotes Dreieck genau wie das Frankonische Emblem, nur dass dieses in der Mitte einen blauen Kreis und darin statt des kursiven f des Ordens einen weißen Stern trägt.
    Hinter mir geht eine Reihe von Alarmsirenen los, die durch Union Central gellen. Beinahe sofort hallt der Laut im Stadtgebiet von Taem wider. Es ist ein nicht enden wollendes Kreischen, ein Laut, der Panik ausdrückt, Angst. Niemand braucht mir zu sagen, dass diese Flugmaschinen von dem Feind sind, von dem Frank gesprochen hat, oder dass alles, was er über AmWest gesagt hat, der Wahrheit entspricht.
    Als sich die Vögel auf die Seite legen und abdrehen, tauchen unter mir mehrere Autos auf, große, grüne Fahrzeuge und viel massiger als das, in dem Emma und ich gefahren sind, als man uns nach Taem brachte. Diese Wagen besitzen flache Dächer und an der Rückseite große Türen, die in Angeln hängen.
    »In die Stadt!«, höre ich jemanden unterhalb des Dachs schreien. »Alarmstufe Rot.«
    Während die Fahrzeuge eilig auf die Tore von Union Central zuhalten, greifen die Vögel Taems Kuppel ein zweites Mal an. Das Dach unter mir vibriert, doch wieder hält die Barriere.
    Der Mann, der die Anweisungen erteilt und den ich inzwischen sehen kann, beginnt eine neue Wagenkolonne hinauszuwinken. »Diese Gruppe zum Großen Wald. Sofort!«
    Vor meinem inneren Auge blitzt die Karte aus Franks Akten auf. Der Große Wald liegt jenseits von Taem, und man vermutet, dass sich irgendwo in den dichten Wäldern in seinem Norden das Hauptquartier der Rebellen verbirgt. Rebellen bedeuten Sicherheit vor Frank und möglicherweise Antworten von Harvey. Und momentan brauche ich beides.
    Die zweite Fahrzeuggruppe fährt nicht in die Stadt hinein, sondern umrundet Union Central und hält auf eine andere Ausfahrt zu. Instinktiv komme ich auf die Beine und renne hinterher. Taems Kuppel erzittert unter einem neuen Angriff, und bei dem darauffolgenden Beben verliere ich beinahe den Halt unter den Füßen.
    Die Autos lassen das Bauwerk hinter sich und biegen in eine unbefestigte Straße ein. Ich sehe meine einzige Chance und springe vom Dach auf das letzte Fahrzeug. Schmerz schießt durch meinen rechten Fußknöchel. Es gibt nichts, woran ich mich festhalten könnte. Ich rutsche auf das hintere Ende des Wagens zu und werde abgeworfen, als es über eine Unebenheit im Boden fährt. Schnell rapple ich mich auf.
    Wegen des unebenen Untergrunds fährt der Wagen langsam, und ich schaffe es, ihn einzuholen. Ich reiße die Hintertür auf, die wild hin und her schwingt, und zwinge mich, schneller zu rennen. Als der richtige Moment kommt, springe ich, kurz bevor die Tür zuknallt, in den hinteren Teil des Fahrzeugs.
    Ich sacke auf dem Boden zusammen. Der Wagen vermindert sein Tempo nicht.
    Taschen mit Ausrüstung liegen verstreut herum, und in einer Ecke steht ordentlich aufgestapelt eine Anzahl Kisten, die mit dem Frankonischen Emblem gekennzeichnet sind. An der Wand des Wagens ist eine Reihe langer, schlanker Gewehre befestigt. Der Laderaum hat keine Fenster, sodass der Fahrer mich unmöglich sehen kann.

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