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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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zu lesen. Das Beste wäre, Maja würde dann von sich aus zur Polizei gehen, bevor man ihren Wagen aufgespürt hatte. Die anderen Männer in der Tiefgarage hatten bestimmt ihr Nummernschild gesehen. Die französische Polizei würde auch über Deutschland relativ schnell Majas Wohnort ermitteln können. Andererseits wollte sie keine schlafenden Hunde wecken. Vielleicht war der Mann gar nicht so schwer verletzt.
    »Mademoiselle?«
    Maja erschrak. Die Putzfrau! Vielleicht hatte sie die Waffe gefunden, die Keanu in Majas Handtasche deponiert hatte, damit sie heute zurück zu ihrem Besitzer gelangte. Eine weitere Herausforderung, denn Maja hatte in ihrem Leben bisher nie etwas mit Schusswaffen zu tun gehabt. Doch Keanu hatte sie darum gebeten. Die Waffe gehörte, wie er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln erklärt hatte, einer Cousine von ihm, die ihre Organisation von Frankreich aus seit Jahren unterstützte. Bei ihr hatte Keanu auch gewohnt. Wieder ein Teil des Puzzles, das Maja inzwischen immer stärker beschäftigte. Auch ihr Vater war laut Keanu ein Komplize, was den Kampf der Hawaiianer um ihr Land betraf.
    Nachdem sie die Putzfrau aus dem Ort bezahlt hatte, vergewisserte Maja sich, dass die Waffe noch an ihrem Platz in ihrer Handtasche war. Alles in Ordnung. Aber während sie die Nachrichten im Radio hörte, schlug sie die Pistole sicherheitshalber in eine alte Zeitung ein, umwickelte sie mehrfach mit Klebeband und steckte ihr Kunstwerk in eine Plastiktüte.
    Es klingelte. In der Kamera der Alarmanlage sah sie Stefans Gesicht. Kurz darauf lag sie in seinen Armen und atmete seinen vertrauten Geruch, eine Mischung aus Seife und sauberer Minze. Ganz der Mediziner bestand er darauf, sich ihre Prellungen anzusehen und stellte ihr alle möglichen Fragen über den Hergang des Sturzes. Maja, die weder im Radio noch in der lokalen Presse einen Hinweis auf einen Toten oder Verletzten in Nizzas Tiefgarage gefunden hatte, stellte ihr Missgeschick Stefan gegenüber äußerst vage dar. Sie sei in der schlecht ausgeleuchteten Tiefgarage unaufmerksam gewesen und gegen einen der Pfeiler gelaufen.
    »So genau weiß ich es nicht mehr …«
    Stefan sah sie besorgt an.
    »Wieso weißt du es nicht? Warst du danach ohnmächtig …?«
    Sie musste sich einen längeren Vortrag über ihren Leichtsinn anhören, weil sie nicht sofort in ein Krankenhaus gefahren war, um ihren Kopf untersuchen zu lassen. Es gefiel ihm auch nicht, dass sie ihm das Schmerzmittel nicht nennen konnte, welches sie zwölf Stunden wie ein Stein hatte schlafen lassen. Und als Maja zu guter Letzt darauf bestand, dass sie am kommenden Vormittag zusammen nach Nizza fahren müssten, um als Gefallen für einen anderen Seminarteilnehmer eine Plastiktüte zu einer Unbekannten zu bringen, war Stefan endgültig übellaunig. Er wäre lieber mit ihr zum letzten Mal in diesem Jahr zum Tauchen gegangen. In der Nähe des Napoleonmuseums in Cap d’Antibes gab es einen kleinen Verleih. Er hatte schon alles ausgemacht. Wieder log Maja. Sie behauptete, gerade ihre Tage zu haben und daher nicht schwimmen oder tauchen zu wollen.
    Am nächsten Morgen, nachdem Maja die Nacht hindurch an seiner Seite kaum geschlafen hatte, weil sie pausenlos an Keanu denken musste, war Stefans Laune beim Frühstück auf dem Tiefpunkt angelangt.
    »Was ist mit dir los, Maja? Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht mehr an dich herankomme … du bist seit deinem Sturz nur noch abweisend mir gegenüber und zudem völlig verspannt.«
    Maja nickte schuldbewusst.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich bin komplett erledigt. Das Seminar war wahnsinnig anstrengend und dann noch dieser dumme Sturz. Vielleicht hättest du gar nicht erst herkommen sollen …«
    Aber so hatte Stefan es nicht gemeint. Er wollte nur sichergehen, dass Maja nichts bedrückte, womit sie allein nicht fertig wurde. So redeten sie noch ein wenig aneinander vorbei, bis es Zeit wurde zu gehen. Maja dachte schon, dass der Fall damit erledigt sei, aber sie hatte die Rechnung ohne ihren Stefan gemacht.
    Als sie in dem Luxusappartementhaus am Jachthafen angekommen waren, in dem Maja ihre mysteriöse Plastiktüte abgeben sollte, mussten sie auf den Lift warten.
    »Sag mir, was in der Tüte ist.«
    »Nein, das sage ich dir nicht, weil ich es selber gar nicht weiß. Außerdem tue ich hier lediglich einem Kommilitonen einen Gefallen.«
    Wieder zog Stefan ein Gesicht. Und als sie in dem Lift zum achten Stockwerk hinauffuhren, meldete er ein

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