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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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sehen, bis ihr die Augen zufielen. Immer schlief sie tief und traumlos. Wenn sie morgens von kleinen Händen und zärtlichen Stimmen geweckt wurde, weil die Jungs hungrig waren, lächelte sie jetzt bereits beim Aufstehen.
    Am Tag, bevor Kelii und Elisa zu den heiligen Wasserfällen aufbrechen sollten, kam Verwandtschaft aus Honolulu den Berg hinaufgeschnauft. Es waren fünf an der Zahl, allerdings war Keliis Mutter nicht unter den Gästen. Als oberste Hofdame hatte sie im Palast in Honolulu zu viel zu tun und schickte daher nur ein Geschenk.
    Elisa hatte von Nalani einiges über die Königstreuen auf Oahu gelernt. Viele von ihnen waren bereit, für ihre Königin zu sterben, wenn es sein musste. Einige hassten die weißen Einwanderer abgrundtief und misstrauten ihnen. Selbst wenn sie teilweise für die Haole arbeiten mussten und auch Freunde unter ihnen hatten, spürte Elisa die Anspannung des älteren Paares, das den Berg hinaufkam. Nach der üblichen langen Begrüßung setzte man sich auf die Lanai und aß von Elisas Essen.
    »Schmeckt gut …«
    »Doch, wirklich … ich kann nicht klagen.«
    »Also doch, für eine Haole kannst du gar nicht schlecht unsere Tarowurzeln kochen.«
    Elisa lächelte ihr Dankeschön, aber Kelii kleidete es in Worte.
    »Meine Frau ist keine echte Haole. Elisa will unsere Monarchie genau wie wir Hawaiianer. Sie ist eine von uns, eine Steine-Esserin.«
    Die anderen lächelten vorsichtig. Dabei war Elisas Sympathie ganz und gar auf Seiten der geschundenen Hawaiianer. Sie verabscheute Profitgier und Gewalt zutiefst, wie sie mit Händen und Füßen klarzumachen versuchte, weil sie doch nicht sprechen konnte. Dabei hätte sie zu gerne ein paar Sätze über ihre weißen Landsleute gesagt.
    Im Laufe des Abends sahen Nalanis Verwandte trotz ihrer Hautfarbe in Elisa nicht wirklich mehr eine Weiße. Ausgesucht von Großvater Hai, war sie eine von ihnen.
    »Du bedauernswertes Kind steckst in der falschen Haut«, sagte der ältere Onkel.
    »Und deine Haut ist darüber nicht glücklich!« Er hatte recht und alle lachten.
    Elisas Haut war ein Thema für sich. Bei der Überfahrt von Kauai nach Oahu war sie so viel der Sonne ausgesetzt gewesen, dass sie mehrfach die Farbe gewechselt hatte. Zunächst rot und brennend, dann wie von einem sanften Goldton geküsst, bis ihre Haut jetzt schließlich von einem hellen Rotbraun war.
    »Und deine Haare … nun ja, sie sehen irgendwie alt und ausgeblichen aus«, fügte die ältere Tante zwinkernd hinzu.
    »Aber mach dir nichts draus, denn zumindest ist diese Farbe ungewöhnlich für eine so junge Frau.«
    Tatsächlich waren Elisas Haare sehr viel heller geworden, seit sie keine Hauben mehr trug, um sie zu schützen. Einige Strähnen leuchteten rötlichgolden in der Sonne.
    »Und Augen hast du… wie ein Kiesel im Meer.«
    Nalanis Cousine, die Mutter ihrer beiden kleinen Nichten, hatte völlig recht. Selbst Elisas Augenfarbe hatte sich auf dem Meer verändert. Das Stahlgrau ihrer Iris wirkte bisweilen wie dunkles Türkis.
    Die beiden Mädchen, die mit ihren Großeltern und ihrer Mutter zur Taufe zu Besuch waren, stritten sich darum, Elisas Haare frisieren zu dürfen. Schon bald hatte sie eine abenteuerliche Hochfrisur.
    Als Kelii mit Makaio aufstand, um Onkel, Tante und Cousine die Fortschritte beim Hausbau zu zeigen, flüsterte er ihr im Vorbeigehen zärtlich ins Ohr.
    »Du bist schöner denn je.«
    Die Taufzeremonie selbst war von feierlicher Schlichtheit. Das Neugeborene wurde zu Elisas Ehren auf den Namen Eli getauft, so wollte es Nalani. Elisa strahlte vor Glück, als die Mutter ihr den süßen Jungen ein letztes Mal in den Arm legte. Der Kleine war ihr richtig ans Herz gewachsen. Nalani lächelte.
    »Über Eli sind wir für immer verbunden, du und ich. Wir sind jetzt wie Schwestern.«
    Am Morgen nach der Taufe, als sie noch Klatsch aus dem Iolani-Palast hörten und Fotos herumgereicht wurden, drängte Kelii plötzlich zum Aufbruch.
    »Hoku will dich sehen. In dem Traum, den sie mir gestern Nacht geschickt hat, hat sie uns gerufen. Sie hat nur diesen einen Tag für dich. Danach muss sie in den Palast. Es soll Ärger geben …«
    Unwillig verzog ihr Liebster sein Gesicht. Der Iolani-Palast, das Prunkgebäude der jetzigen Königin, war erst seit sechs Jahren fertig. Lili’uokalanis Bruder hatte das Gebäude nach Vorbildern europäischer Architektur errichten lassen, wie Elisa auf einem der bräunlichen Abzüge sehen konnte. Nalanis Onkel zeigte die Fotos stolz

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