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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Warnung. Ihr Herzklopfen zeigte deutlich, was ihr Körper wollte. Keanu wirkte auf sie wie ein Magnet.
    »Bekomme ich ein Ja von Ihnen? Es würde mich wirklich sehr freuen.«
    Sein Strahlen hatte sie wie eine aufgehende Sonne getroffen. Maja konnte nicht anders als zu nicken. Und es wäre mehr als unhöflich, jetzt einfach aus dem Café zu verschwinden. Sie hatte noch nicht einmal seine Telefonnummer. Sie musste also bleiben, zumindest redete sie sich das ein. Dann schrieb sie Stefan die übliche SMS , um ihr Gewissen zu beruhigen.
    Bei ihrem ersten gemeinsamen Abendessen in der Altstadt, weitab vom Strom der Touristen, hatte Maja das Restaurant ausgewählt, in das sie sonst immer mit ihren Eltern ging. Es hatte eine kleine lauschige Terrasse mit Blick auf die Hafenbucht. Die Küche war hervorragend und nicht zu teuer, denn fast nur Einheimische aßen hier. Keanu hatte ihre Wahl gelobt.
    Maja hatte ihr Handy vorsorglich auf Vibration gestellt und in die Tiefe ihrer Handtasche verbannt. Sie wusste, dass Stefans Anruf aus München wie immer um punkt neun Uhr kommen würde. Danach hatte sie sich weitere Gedanken an Stefan verboten. Sie wollte den Abend mit Keanu genießen und hatte ihre Gefühle fest im Griff, zumindest redete Maja sich das ein, während sie genüsslich ihr erstes Glas Wein trank.
    Eine Weile lang hatten sie sich angeregt unterhalten. Er aß mit gutem Appetit, und Maja beobachtete ihn unauffällig. Tadellose Tischmanieren gepaart mit einer sinnlichen Freude über die hervorragend zubereiteten Muscheln. Immer noch klopfte ihr Herz stärker als sonst. Wiederholt versuchte sie, es innerlich zur Ordnung zu rufen. Keinesfalls wollte sie ihm zeigen, was in ihr vorging, selbst dann nicht, als ein ostentativer Schluckauf ihre Aufregung verriet.
    »Darf ich?«
    Er stand schnell auf und schlug ihr dreimal leicht zwischen die Schulterblätter, so als sei es das Normalste der Welt.
    Aber auch nachdem der Schluckauf überstanden war, brachte Maja kaum einen Bissen herunter. Ihr entging nicht, dass zwei Frauen am Nebentisch mit neugierigen Blicken zu ihnen herüber sahen. Keanu trug ein weißes Oberhemd und Jeans und sah schlicht unglaublich aus. Für sein Aussehen empfand Maja ihn als erstaunlich uneitel. Er hatte ihr gerade erzählt, woher es kam, dass er eine ganz und gar untypische Nase für sein Volk hatte. Neben den von ihrer deutschen Urgroßmutter geerbten hatten er und seine beiden Geschwister auch andere körperliche Merkmale der Mitteleuropäer. Ein Spanier sei in der Ahnenreihe mit dabei gewesen. Doch es sei seine legendäre deutsche Urgroßmutter gewesen, die es auf Kauai zu Ruhm und Ehre gebracht hätte. Diese Ahnin war eine mächtige Kahuna. Um ihr Respekt zu zollen, wurde sie von seinem Volk die Haifischfrau genannt. Als Maja Interesse zeigte und Näheres über die Kahuna erfahren wollte, weil sie den Begriff schon einmal in einem anderen Zusammenhang gehört hatte, verstummte er plötzlich. Vorsichtig lächelte er und sah Maja dann prüfend in die Augen. Lange verweilte sein Blick dort, so als würde er nach etwas suchen. Maja lächelte ihn an.
    »Die Kahuna von Hawaii sind so etwas wie Schamanen, nicht wahr?«
    Über seinen Blick senkte sich mit einem Mal ein Schleier.
    »Wir wechseln besser das Thema.«
    Ihre gerade noch intensive Verbindung war unterbrochen. Maja war verwirrt.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein, aber ich kann mit Ihnen so nicht darüber sprechen … es ist … es ist tabu.«
    Maja glaubte, so etwas wie Trauer zu erkennen, als er bedauernd den Kopf schüttelte und ihr versicherte, sich nicht durch Geheimniskrämerei interessant machen zu wollen. Er bat ausgiebig um Verzeihung, aber die Kahuna seien schon immer ein sehr heikles Thema gewesen.
    »Sehen Sie, Kahuna kann in unserem Volk vielerlei bedeuten. In dem Maße, in dem meine deutsche Urgroßmutter auf Grund ihrer ungewöhnlichen, wie sagt man, Fähigkeiten, verehrt wurde, wurde sie auch gehasst. Noch heute hat meine Familie deswegen mächtige Feinde. In unserer Familie ist Ohana bisher sehr stark. Das ist unser Familienzusammenhalt als Klan. Aber niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Auf unseren Inseln ist das Land durch Spekulanten inzwischen zu teuer für unser eigenes Volk geworden. Die Gier ist überall.«
    Maja verstand nicht, was die Gier mit den Kahuna zu tun haben sollte, aber sein Gesichtsausdruck hatte plötzlich etwas Kriegerisches bekommen. Maja schwieg. Dann trank sie ihr Glas Rosé mit einem Zug

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