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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Herz in diesem Moment sagte. Nicht Stefan wollte es, sondern es verlangte laut klopfend nach einer Berührung ihres Gegenübers.
    Aber sie würde nicht auf ihr Herz hören. Schnell schlug sie ihre Augen nieder, um zu verbergen, was sie wirklich fühlte. Auch Keanu versuchte zu verhindern, was vielleicht zu diesem Zeitpunkt schon unvermeidlich war. Ohne ein Wort steckte er das Foto von Leilani ein. Schweigend schob auch Maja Stefans selbstsicheres Lächeln zurück in ihre Handtasche.
    Nachdem er bezahlt hatte und sie das Restaurant verließen, um noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt zu schlendern, hatten sie nur noch belanglose Worte gewechselt und sich bei Majas Mietwagen höflich voneinander verabschiedet.
    »Du schwimmst sehr langsam … Warum?«
    Er sagte seine Worte mit heiserer Stimme neben ihr im Wasser, als Maja ihn endlich eingeholt hatte.
    »Ich will nicht zurück an Land.«
    Ihre Antwort erschreckte sie selber, aber es war die Wahrheit. Mit ihr war in den Sekunden unter Wasser etwas geschehen, das intensiver war als ihr gesamtes bisheriges Leben.
    Er sah sie prüfend an.
    »Du darfst dich nicht selbst verlieren … der Haifischzauber, er ist eine sehr starke Magie.«
    Aber sie wollte nicht hören.
    »Bitte, Keanu, ich will nur noch einmal kurz zu den Ahnen. Geht es heute Nacht noch ein zweites Mal?«
    Wieder sah er sie prüfend an.
    »Was genau willst du dort?«
    »Ich will wissen, was uns beide verbindet.«
    »Fühlst du es nicht?«
    Maja schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir nicht sicher … es ist alles sehr neu. Ich weiß nicht genau, wie ich es einordnen soll. Lass mich noch einmal zu Elisa.«
    Energisch schüttelte Keanu den Kopf.
    »Für heute ist es genug. Wir müssen uns beide gegen diesen Sog wehren, Maja. Die letzten Tage waren wir wie in einem Fieber … und das ist nicht gut.«
    Maja wusste, dass er recht hatte. Immer tiefer geriet sie in etwas hinein, über das sie keinerlei Kontrolle mehr hatte. Seit sie Keanu begegnet war, hatte sie begonnen, sich Stück für Stück zu verändern. Obwohl bei ihren ersten beiden Treffen nichts geschehen war, was sie Stefan nicht hätte erzählen können, erwähnte sie ihre Begegnungen mit Keanu nicht am Telefon. Aber eine heiße Unruhe, die sie zunächst auf den Mistralwind schob, hatte von ihr Besitz ergriffen.
    Als sie sich das dritte Mal trafen, am heutigen Abend, verspürten sie beide keinerlei Hunger mehr auf Essen. Zunächst hatten sie eine Weile gemeinsam geschwiegen, während sie wieder zusammen durch die Gassen der Altstadt gingen. Es war trotz der späten Stunde viel zu heiß für einen Septemberabend. Der warme Wüstenwind hatte die Steine der alten Gebäude tagsüber aufgeheizt. Jetzt, in der Nacht, gaben die Gassen die Glut an die Menschen zurück.
    Maja strich sich eine vorwitzige Strähne zurück hinters Ohr. Der schwere Knoten in ihrem Nacken, mit dem sie versucht hatte, ihrer Mähne eine gewisse Eleganz zu verleihen, war im Begriff, sich völlig aufzulösen. Ihr Nacken war verschwitzt, und sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut.
    Keanu beendete das Schweigen als Erster.
    »Was wollten wir heute machen?«
    »Wir sollten zum Meer gehen. Du liebst doch das Meer, oder? Heute sind die Wellen ruhiger. Auch wird es unten am Strand kühler sein als hier.«
    »Dieser Mistralwind, er ist wirklich nicht angenehm. Auch ich hab einen schweren Kopf, so als hätte ich zu viel Wein getrunken.«
    Maja nickte, aber sie sah ihn immer noch nicht an, auch dann nicht, als sie nebeneinander durch das große Tor auf die Straße gingen. Sie hatte Angst, dass sie es nicht mehr aushalten würde, ihn nicht zu berühren. Das war es, was sie seit Tagen wollte, seine Haut berühren und ein einziges Mal seine Lippen küssen. Doch noch hatte sie ihre Gefühle im Griff, nur durfte sie nicht allzu lange in seine Augen sehen.
    Der heiße Wind wehte sanfter und ein wenig kühler, als sie sich dem Meer näherten. An der Promenade angekommen, blickte Keanu aufs Meer, auf dem die Lichter vereinzelter Jachten als bunte Punkte ruhig auf dem schwarzen Wasser schwebten. Die wilden Wellen hatten sich beruhigt.
    »Das Meer in meiner Heimat ist anders«, sagte er, »es verändert sich auch, aber nie ist es so beherrscht von einem Mistralwind. Dieser Mistral weht den Sand aus der Wüste eines anderen Landes nach Frankreich. Das ist eigenartig, denn man kann die Küste Afrikas nicht einmal sehen. Das Meer bei uns ist ein sehr freies und überwältigend großes Meer. Unsere Inseln sind

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